Still ist es heute durchaus nicht im beschaulichen Sperenberg. Doch das liegt nicht am Flughafen Berlin Brandenburg International SXP (der wartet ja nun doch woanders auf das breite Band und die übergroße Schere), sondern am herumtobenden Wind, der begeistert durchs Laub der hochgeschossenen Pappeln am Ortsrand drängt. Wie befreit von der niederdrückenden Hitze der letzten Wochen scheint die schnelle Luft, die selbst die Altvorderen unter den Baumwipfeln zum Wogen bringt. Das tun sie in einer bedächtigen Art und Weise, wie man es mit dem schönen alten Wort Schwoofen verbinden würde, dazu den Bildern eines Ballhauses mit bester Patina.
Vor sechsundzwanzig Jahren ging das Raumordnungsverfahren für den geplanten Großflughafen Berlin Brandenburg in die heiße Phase, das Antwort geben sollte auf die Frage nach Schönefeld, Jüterbog oder eben Sperenberg. Für mich persönlich war damals das Einarbeiten der eingehenden Zuschriften ein ordentlich bezahlter Ferienjob in einem richtigen Ministerium mitten im historischen Potsdam, der spannende Einblicke in eine Art von Vorgang gab, die man bis dahin noch nie zur Kenntnis genommen hatte.
Das verdiente Geld dieses bewegten Quartals wurde im Herbst umgehend in einem Spreewalddorf verprasst, im Gegenwert gab es einen Lkw-Motor mit sechs Zylindern, verpackt in eine betagte weinrote Schrankwand aus schwedischer Produktion. Jene Dame, Lotte war ihr Name, vollführte nach dem Fahren über Bodenwellen ein hinreißendes Nachgeben mit dem Heck, eine Bewegung, die man bis dahin allenfalls alten Jaguaren zugetraut hatte. Ihre Rückbank war im Übrigen mindestens so bequem und umschmiegend wie Omas altes Sofa und hatte zur Folge, dass die liebsten Menschen beim Mitfahren in den Fond verwiesen wurden. Jede Rückfahrt nach einem Ausflugstag hatte schon ein bisschen Vorgeschmack aufs abendliche Abhängsofa.
Für Sperenberg hingegen ergab sich, dass die im selben Jahr eingeleitete Flugpause von Dauer sein würde. Vorher hoben hier über Jahrzehnte und Tag für Tag große und noch größere Maschinen mit kyrillischen Aufschriften ab, denn bis zum Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen im Herbst war der gar nicht so kleine, gut fünfunddreißig Jahre alte Flughafen für Zehntausende so etwas wie das „Tor in die Heimat“, nach Moskau.
Kurz nach dem verbaselten Eröffnungstermin No. 1 in Schönefeld wurde Sperenberg noch einmal ins Gespräch gebracht – als stille Reserve, wenn Schönefeld gemäß aktueller Zahlen schon bald an seine Grenzen stoßen sollte. Getan hat sich seither kaum etwas – die Natur holt sich das Gelände langsam zurück und ein weitgefasster Ring von Warnschildern rät neben einigen verstreuten Stacheldrahtsträhnen halbwegs überzeugend vom Betreten des Geländes ab, das als Brandenburgs größtes Flächendenkmal gilt.
Sperenberg
Östlich des Flughafens dagegen trifft man in und um Sperenberg auf eine ganze Reihe von Einladungen, und so ist der Ort für verschiedene Interessengruppen unbedingt die Anreise wert. Die Eisenbahn von Berlin über Zossen nach Jüterbog hält hier leider nicht mehr, auch nicht woanders – die Strecke zwischen Zossen und Jüterbog wurde Stück für Stück eingestellt, endgültig dann kurz vor der Jahrtausendwende. Auf der Schiene nach Sperenberg anreisen lässt es sich trotzdem – leuchtend blau lackiert und ganz einfach per Muskelkraft.
Von Mellensee, wahlweise auch von Zossen, kann man per Draisine nach Sperenberg rattern, wo es dann vom Eiskiosk nur noch ein paar Schritte zum weitläufigen Strandbad sind. Vor dem breiten Strand ankern drei Inseln zum Darbieten von Sprungkönnen, dahinter gibt es auf der großen Terrasse Abhilfe gegen Hunger und Durst. Wer dann doch eher aß und saß als haaresklamm schwamm, kann auf kurzen oder noch kürzeren Spaziergängen eine besondere kleine Landschaft erkunden – oder einfach nur auf den Aussichtsturm klettern. Natürlich sind auch größere Ausschweifungen möglich, gut beschildert und thematisch verwandt bis hoch nach Klausdorf am Mellensee.
Der August jedenfalls hat sich alle Mühe gegeben, auch diesem Jahr noch eine längere Zeit mit schweißtreibenden Temperaturen und tropischen Nächten nachzuliefern. Seit dem Frühling gab es weitgehend moderate Werte und sogar hier und da nennenswerte Mengen von Regen. Die konnten zwar die beiden Sommer davor kaum ausgleichen, doch genehmigten sie der gebeutelten Botanik hier und da eine kleine Trink- und Atempause, in Folge auch der Tierwelt.
Dennoch liegt schon reichlich Laub am Boden und sorgt dafür, dass sich die verspielte Luft mit frühen Vorahnungen des Herbstes mischt. Das wird für die Stimmungslage von Sonnenanbetern und Feierern des Sommers die drei Blues-Akkorde gedämpft in eine Dauerschleife schicken. Bei Anhängern des würzig-sinnesfreudigen Herbstes könnte es hingegen ein kleines inneres Juchzen der Vorfreude hervorrufen auf die Wochen und Monate mit den Farben, Düften und Lichtspielen der tiefstehenden Sonne, mit den zahllosen Früchten am Wegesrand und der vielfältigen Materialauswahl für Basteleien aller Art, seien sie nun kind- oder erwachsenengerecht. Wo eigentlich lag noch der Kastanienbohrer?
Perfekt zu dieser Atmosphäre passt der Weg, der von der Kirche sanft auf die Höhen steigt. Vorher lohnt noch ein Abstecher zum Friedhof, wo auf den zweiten Blick ein gewaltiger Maulbeerbaum zu finden ist, in dessen hohlen Stamm eine kleine Familie passen würde. Am Ortsrand dagegen stehen hinterm vorletzten Zaun zwei winzige Bäumchen, voll mit Äpfeln, die als perfekt gelten dürfen. Ein Griff über den Zaun wäre kein Problem, doch zum einen wird ein Auge wachen, zum anderen kann kaum schmecken, wer so schön ist und so makellos. Von weiter hinten tönen Kraniche und bewahren vor weiteren Denkschleifen in dieser Sache.
Oben liegen die Felder nun teilweise schon in brauner Krume, während rechts des Weges noch alles grüne Kraut an stiernackigen Stängeln steht. Genießerisch reiht der pulssenkende Weg Kurve an Kurve und verleitet immer wieder dazu, sich umzudrehen und auf Sperenberg hinabzuschauen, das immer weiter unten liegt und von immer mehr Seen umgeben scheint. Zuletzt ragt nur noch das Dreieck der Kirchspitze über den Acker, und kurz darauf geht es rechts zum drahtigen Aussichtsturm. Auf dem Weg dorthin riecht es nach Pappellaub und ersten reifen Früchten, die größtenteils noch fest am Baum hängen, teilweise jedoch schon unten liegen und von windfesten Wespen durchgecheckt werden.
Gipsberg
Schon die wenigen Höhenmeter zum Fuß des Turmes lassen den Wind anschwellen, ihn sich in einer Richtung sammeln. Erstaunlich wenig schwankt dann der kleine Turm auf dem Gipsberg, von dessen gittriger Plattform sich ein ungetrübter Rundumblick öffnet. Die Sicht reicht weit, viel Wald liegt da unten und flache Höhenzüge strecken sich im fernen Süden, vielleicht ja Hoher Fläming. Vom Ort her drängen nun kleine Trupps von Turmwilligen zur Höhe, bunt und plaudrig und ein bisschen wie auf einem Gemälde ohne zuviel Ernst. Damit es im offenen Treppenhaus keine Abstandsprobleme gibt, gewinnen wir den festen Boden zurück und etwas Fassung in der Frise. Unten werden ein paar Grinser ausgetauscht, alle scheinen bester Laune, jeder will und keiner muss.
Der schöne Weg läuft etwas ein und geht dann langsam in den Abstieg Richtung Faules Luch – das klingt irgendwie so richtig gut am freien Tag. Vorher will noch ein ausgedehnter Bogen in die Klausdorfer Schweiz zu mehr Aktivität verlocken, doch man muss es ja nicht gleich übertreiben am Tag 1 nach der großen Hitze. Noch vor dem Faulen Luch treffen wir auf ein Geländer mit einer Art Stollenzugang für Wichte, der jedoch keine Öffnung hat. Eine benachbarte Schautafel verrät, worum es sich hier handelt. Ein klangvoller und einprägsamer Begriff mit K und später auch O bezeichnet demnach ein Stück offenes Erdreich, wo verschiedene Gesteins- oder Bodenschichten wie in einem Schaufenster zu betrachten sind. Auch am Turm vorhin gab es schon so eine Öffnung ohne Öffnung. Das wohlklingende Wort wurde natürlich längst wieder vergessen. Doch Cocktail-Parties stehen ohnehin keine an.
Faules Luch
Der Luchsee liegt etwas tiefer und ist in einen breiten Schilfgürtel verpackt, sodass zunächst kaum Wasser zu sehen ist. Erfreulicherweise liegt das nicht an der Trockenheit der Jahre, wie der erste richtige Zugang mit Wasserblick verrät. Der Spiegel liegt ruhig, ein paar Enten dümpeln drüben umeinander, mit abweichenden Vorhaben. Das aktivste sind da noch ein paar Angler, die hin und wieder an den ausgestellten Ruten zupfen und Kneifauge etwas regulieren. Viele Stellen bieten sich, wo man die Beine mal ins Wasser stellen und heiße Sohlen etwas runterkühlen kann. Der 66-Seen-Weg und der Sperenberger Geopfad fremdeln ein bisschen, einer hält Kontakt zum Ufer, der andere will mit ansprechend aufgetafeltem Wissen in den Wald locken.
Der Boden-Geo-Pfad war einer der ersten Wege in Brandenburg, die mit eigener Beschilderung als fertige Tages- oder Halbtagestour aufbereitet und den Besuchern angeboten wurden, um diese nach Sperenberg zu locken. Zu bieten hat er neben seinem Variantenreichtum und der guten Infrastruktur nicht nur schöne und spezielle Wege und Pfade, sondern eine ganze Reihe von Besonderheiten, die man im Detail und so geballt nur selten trifft. Dazu zählen ein paar steile Anstiege und ein Hochuferweg, eine ganze Handvoll Aussichtskanzeln und spektakuläre Stiegen durch markanten Fels, schließlich noch ein türkisfarbener Felsensee mit Steilwand und gewissem Tauchappeal sowie eine superlative Bohrung, die noch vor Gründung des Deutschen Kaiserreiches gesetzt wurde. Mehr als einen Kilometer tief, dementsprechend mit den Mitteln von damals und aufschlussreich für die Wissenschaft.
Sperenberger Gipsbrüche
Kurz hinterm Faulen Luch also beginnt der kurze, steile Aufstieg, der uns durchaus ins Schnaufen bringt. Unterwegs gibt es bereits den ersten tiefen Wasserblick über einen wurzeldurchflochtenen Dünenhang. Das satte Türkis wird heute auf keinem der vier Teiche geboten, dem zugezogenen Himmel geschuldet, doch das geht in Ordnung. Türkiser als Grau sieht es allemal aus, und in der Phantasie geht alles, wie schon Helge Schneider wusste.
Oben verlässt der Pfad den Wald und windet sich nun auf das Schönste über den steilen Hängen entlang, deren Umrisse er dabei zitiert. Macht mit seinem ersten Blätterbunt Vorfreude auf herbstliche Hochuferwege an der sächsischen Elbe und lässt staunen über dicke alte Kirschbäume, die in erstaunliche Höhen gewachsen sind. Das muss am Boden liegen. Rechts über die stoppeligen Felder ist ganz winzig der Aussichtsturm auf dem Gipsberg zu sehen, links blitzt durch das dichte Buschwerk hin und wieder großes Wasser durch – oder sind es doch die großen Werkhallendächer?
Dem lässt sich an jeder der Aussichtskanzeln auf den Grund gehen, die nach und nach Blicke auf jeden der vier Bruchteiche gestatten, teils mit Bänken zu genießerischen Pausen einladen. Wir lassen keine davon aus und können in durchbrochenen Kapiteln verfolgen, wie sich ein per Motorroller angereister nach dem Bade im tiefen Felsensee wieder anpellt. Scheinbar tut er das in loser Verbindung mit Übungseinheiten aus Bewegungsformen, die ein Chi im Namen tragen. Die Angelegenheit braucht alle Zeit und ist mit tiefen Blicken in Richtung der zehn Zehen verbunden. Oder aber er hat sich in einem spannenden Kapitel eines auf Bauchhöhe gehaltenen Buches festgelesen.
Kurz wird der Pfad zur dichten Gasse im Sinne eines jungen Weidendoms, dann führt links unvermittelt ein kleiner Weg hinab. Geht über in eine Reihe langer Stufen und schaltet nach ein paar Schritten spektakulär um in eine steile Stiege direkt am Fels. Die könnte so auch in der Sächsischen Schweiz stattfinden, selbst die scharfkantige Felsformation auf Augenhöhe fasst sich an wie Sandstein.
Unten geht es von Teich zu Teich weiter auf wiesigen Pfaden, deren hochgeschossenes Randkraut zum Teil auf Tuchfühlung geht. Unweit einer steilen Felsflanke liegt am Ufer die erwähnte Bohrung, knapp kommentiert von einer Metalltafel. Am größten der vier Wasserlöcher treffen wir nun auf den sich Ankleidenden, der jetzt im Wesentlichen fertig ist und sich daran macht, den Roller abzubocken. Ein paar Meter weiter ist eindrucksvoll die Uferkante zu sehen – purer, gratiger Fels, der direkt und tief ins türkise Dunkel abfällt und Kennern gewagte Kopfsprünge erlaubt. Auf das erwartete Anlassen des Rollermotors mit zugehörigem Zweitaktnebel warten wir vergeblich, doch auch das geht absolut in Ordnung.
Krummer See
Das Verlassen des Naturschutzgebietes mit seinen vielen Besonderheiten wird hinterm gelben Kauzschild spröde abgelöst von einem Betriebsgelände, das allein seinem Zwecke dient. Jemand Letztes macht noch nötige Handgriffe vor dem Feierabend, schließt dann das stachelbewehrte Haupttor ab und fährt von dannen. Von der Wespentaille des Krummen Sees bietet sich ein friedlicher Blick auf die Ortsmitte.
Schienen eines Nebengleises zeugen noch von der Zeit des Gipsabbaus. Der wurde vor knapp hundert Jahren erstmals eingestellt, weil die Grund- und Trinkwassersituation für Sperenberg bedrohlich geworden war. Das Gleis stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als noch einmal für gut zehn Jahre Gips abgebaut wurde, schlichtweg weil er für den Wiederaufbau allerorten dringend gebraucht wurde. Nach der endgültigen Stillegung füllten sich die Gipslöcher von allein mit Wasser. Die besonderen Böden bedeckten sich im Alleingang mit seltenen Pflanzen, welche Botaniker hier ganze Tage verbringen lassen.
Strandbad Sperenberg
Ebendieses Gleis aus den späten Vierzigern ist es, auf dem die blauen Draisinen von Norden her den Sperenberger Strand erreichen und dabei doch von Süden die Blauen ausrollen lassen. Das Ende der Fahrt markiert ein massiger Findling, direkt gegenüber des Seeufers. Keine fünf Minuten sind es zum Strandbad, wo jetzt Mineralien in hohen Gläsern nachgelegt werden können. Oder gleich richtig eingekehrt, bevor der westliche Kringel der heutigen Acht ansteht.
Während wir auf gefüllte Teller warten, streben zielbewusst drei gemütliche ältere Damen mit Handtaschen zu einer ganz bestimmten Uferstelle. Und hängen nicht etwa ihre Beine ins Wasser beim Plausch, sondern lassen die äußeren Hüllen über die bereits angelegten Badeanzüge rutschen, gehen schnurstracks ins Wasser und beginnen nach kurzer Akklimatisierung ein Herumgeschwimme, das so bald nicht endet. Knapp einen Kilometer ist er lang, der hiesige Krummensee, in der Tat so krumm, wie er heißt und damit ein Badeparadies für schwimmfreudige Damen mit Kondition. Luft- und Wassertemperatur liegen dicht beeinander, und somit gibt es keinen rechten Grund, bald wieder aus dem See zu steigen. Die Küche hat noch lange offen.
Sperenberg
Nach kurzem Berühren des Ortskernes, wo es ein paar Geschäfte und ein paar noble Häuser gibt, nehmen wir den kleinen Mauerschleich zwischen der vorderen und hinteren Straße, wo gerade jemand verstohlen Mirabellen hinterm Zaun hervornascht. Nach der halbwilden Querung des Draisinengleises und einem Wäldchen geht nun beim Sportplatz die saftige Botanik los, die gestärkt vom jüngsten Regen in kräftigem Grün daliegt und die nächste Stunde begleiten soll. Der Waldboden ist durchgetränkt und schmatzt bei jedem Schritt leise nach, teilweise sorgen große Pfützen für etwas Slalom im Kleinen. Das gab es lange nicht.
Nach kurzem Berühren des unzugänglichen Heegesees fällt auf, dass weder Mücken noch Bremsen quengeln. Vielleicht liegt das an den vergangenen Hitzewochen, vielleicht aber auch an mehreren auf Waldweiden verteilten Kuhherden, die sich jeweils dicht gedrängt in der Pausenecke rumdrücken. Wortwörtlich, es ist fast ein lautloses Geschubse, als wäre Mangel an Platz oder Schatten oder verkappter Bedarf an Hautkontakt.
Waldstücke aller Baumart werden von Dünen durchbrochen oder wechseln ab mit winddurchfegten Weideflächen, Düfte von saftigen Wiesen mit den fruchtigen der Pappeln oder prallreifen Hagebutten, douglasiensüße Nadelluft mit der würzigen von getränkter schwarzer Erde. Mitten im Kiefernwald steht unvermitelt eine bettlakengroße Schilfinsel, ein paar Ecken weiter zeigen sich auf tief eindrückbaren Moospolstern die ersten offenen Erikablüten, wie immer winzig und im Rispenrudel. Alles ein bisschen quer durcheinander. Ein grundlegender Waldduft liegt jedoch überall dahinter, gut gemischt vom allgegenwärtigen Wind.
Nach der nächsten großen Kuhherde, die offenkundig keinen Besuch erwartet hatte und sich mit leichter Entrüstung zerstreut, beginnt eine Kleinserie von unerwarteten Sackgassen. Mehrfach werden wir ausgebremst beim Versuch, uns dem Gelände des Flughafens zu nähern. Die Schilder werden nach und nach grimmiger, klingen zuletzt nach dem Wort Freundchen und würfelschüttelnd geschwungenen Fäusten bei leicht geneigtem Kopf. Manchmal hilft es ja, ein wenig außen herum zu gehen, doch auch das greift heute nicht und irgendwann sind zwei von drei Richtungen tabu. Ein bisschen war das zu erwarten, doch die Hartnäckigkeit beeindruckt.
Glücklicherweise sind Plan B und C dabei. Doch auch der auf allen verfügbaren Karten breit und durchgehend eingetragene Waldweg wird irgendwann zum Pfad und versiegt kurz hinter dem nächsten Hochstand in borstigem Kraut. Jetzt also ist einzusehen, dass es heute nicht weiter gehen soll, und so wählen wir die beste Mischung aus schönen Wegen und wenig Doppelungen, um auf kürzestem Wege zurück nach Sperenberg zu kommen – auf Nummer Sicher. Das klappt, wird begleitet von pittoresken Weidezäunen, rauschenden Pappelreihen und zwei Schwänen, die in der Luft bereits ihr Reisetempo erreicht haben.
Ein schöner Ausgleich für den entgangenen Flughafen und die erhofften Erika-Flächen ist jetzt nochmal der Abstecher zum Eiskiosk am Draisinenfindling, der von herrlichen Eisleckbänken umgeben ist und jetzt auch offen hat. Der Sommer hat den Tag zurückgewonnen, der Himmel ist blauweiß und die Gipsteiche tragen sicherlich ihr schönstes Türkis zur Schau. Doch sind die Beine träge, säuselt der Wind im Uferschilf und legen die Schwäne von vorhin auf dem Krummen See eine filmreife Landung hin. Bei so viel gebotenem Spektakel obsiegt doch die Option auf ein zweites Eis mit ausgestreckten Beinen.
Anfahrt ÖPNV (von Berlin): Regionalbahn bis Zossen, dann mit dem Bus (1,75-2,5 Std.)
Anfahrt Pkw (von Berlin): B 96 bis Zossen, dann über Mellensee nach Sperenberg; großer Parkplatz am Strandbad
Länge der Tour: 17 km (Abkürzungen vielfach möglich; selbst kurze Varianten sind abwechslungsreich)
Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)
Links:
Allerhand zum Flugplatz Sperenberg
Ein Blickwinkel von benachbarter Seite
Einkehr: Strandbad Sperenberg (mit großer Terrasse)
Phulkari Thai-Imbiss, Sperenberg (Nähe Kirche)
Bäcker Kirchner (Trebbiner Str.)