Wer auf dieser Seite gelandet ist und länger als einen Augenblick verweilt hat, dem braucht höchstwahrscheinlich nichts über die Märkische Schweiz berichtet zu werden – ebenso wenig wie über den Spreewald, die Rheinsberger Seen oder das Schlaubetal. Alle sind als Landschaft landes-, wenn nicht sogar bundesweit bekannte Ziele für Touristen, die trotz ihrer Bekanntheit nichts von ihrem Zauber und ihrer Einzigartigkeit einbüßen mussten und wohl auch nie einbüßen werden. Schlichtweg auch deswegen, weil sie genügend Auslauffläche und Rückzugsraum bieten, damit sich auch größere Menschenmengen gut verteilen können.
Dennoch könnte ich an dieser Stelle Absatz an Absatz reihen, befüllt mit Schwärmereien und Bekundungen von Begeisterung gegenüber diesen wenigen Quadratkilometern lieblich-wilder Landschaft, die so üppig angefüllt sind mit Schönem. Da würde ich schreiben von tief zwischen den Hügeln eingesenkten Seen, die zudem selbst beachtlich tief sind. Von schönen Wanderwegen und -pfaden, an deren Knotenpunkten Schilderbäume mit wohlig klingenden Namen stehen, so wie Wolfsschlucht und Silberkehle, Tornow- und Klobichsee oder Pritzhagener Mühle und Poetensteig. Oder Ortsnamen wie Dahmsdorf, Münchehofe und Waldsieversdorf. Vielleicht auch noch die Wurzelfichte am Sophienfließ, mittlerweile eine eindrucksvolle Ruine historischen Holzes, und der humorvoll beplankte Gummiweg am kleinen Buckowsee, der einen der schönsten Blick auf die Stadt am anderen Ufer bietet.
Verbindendes Element der Märkischen Schweiz ist der lebhafte Stöbberbach, wahlweise auch Stobberbach, Stobberow oder einfach nur Stobber, der gleichermaßen Kneipp-Lustigen, einem stattlichen Mühlrad sowie großen und kleinen Forellen seine kühle Strömung anbietet. Und kurioserweise von seinem Quellgebiet im Roten Luch sowohl nach Süden als auch Norden fließt. Rotes Luch – auch so ein schöner Name, doch ein anderes Kapitel.
Erwähnen würde ich zudem die schöne Vielfalt an Bäumen, die besonders in den Jahreszeiten des Werdens und Vergehens die Faszination dieser Landschaft noch verstärkt. Mit über die Hänge gelegten, dichten Teppichen aus Laub, doch auch dunklen Märchenwäldern voll gedrängt stehender Fichten. Dass hier, wie im Gebirge üblich, tief in der Botanik schöne Einkehrmöglichkeiten warten und in tälerner Randlage ein absolut pittoreskes Kurstädtchen liegt, das mit allem aufwartet, was zu so einem Städtchen gehört – sogar einem tiefen Bergsee mit türkisem Wasser. Und natürlich vom ständigen Auf und Ab, dass selbst bei normalen Tagestouren zwei bis dreihundert überwundene Höhenmeter ansammelt. Besser also, man hält die Länge der Tour im Rahmen und unterschätzt nicht milde lächelnd dieses Schweizlein.
Stattdessen fasse ich mich kürzer und lasse ein paar Bilder sprechen.
Beginnt man die waldschattige Tour in Münchehofe, gelegen scheinbar hinter sieben Bergen und etwa 35 Höhenmeter überm Tal des Stobberlaufes, empfängt eine schattige Schlucht als Einstieg in den Tag. Der Weg um die Klobichseen ist pfadig, angenehm naturnah und geht sowohl mit der Abwechslung als auch dem Auf und Ab unverdrossen in die Vollen. Reichlich Bänke für Rast und Schmaus gibt es schon jetzt, schwer ist nur jeweils die Entscheidung. Das gilt auch für all die verlockenden Wegweiser, die alle paar Minuten vom Weg weg locken.
Am Ende eines entspannten Graswegs durch verschiedenste Waldstücken liegt der Schwarze See mit seinen himmlisch schönen Ufergärten, kurz dahinter geht es über Gleise, die der Museumsbahn. Den ganzen Tag kann man sie tuten hören, mitteilsam und fröhlich.
Entlang stehenden Stobber-Wassers tritt man vorm Bahnhof ein nach Buckow, ein Städtchen, fast zu schön, um echt zu sein und dennoch wirklich. Selbst noch im Ortsgebiet gebirgig und zwischen Hang und Seen eingeschmiegt. Im alten Lindenhotel am Markt ist wieder Leben, die beiden Eingangslinden wirken gleich viel stolzer.
Vom Schlosspark hoch zum Schlossberg kommt man kurz ins Schnaufen, doch oben steht als Lohn die schönste Aussichtsbank der Stadt. Die kuhbestandenen Streuobstwiesen gleich dahinter sind jedes Mal aufs Neue sehr erstaunlich. Mitten hindurch führt eine Apfelbaum-Allee. Und weckt Erinnerungen ans Meißner Elbland und macht Lust, die dort mal wieder aufzufrischen.
Direkt am Stobberbach und einer einladenden Kneipp-Stelle nahe der Güntherquelle liegt das Schweizerhaus, so eine Art Naturpark-Zentrum. Einmal im Jahr, manchmal auch seltener, findet hier das Apfelfest statt, meist in der Mitte des Septembers. Da kann man seinen Apfel vom Garten oder Wegesrand mitbringen und von Kundigen bestimmen lassen, wie er heißen könnte. Wer gerne selber rätselt, findet auf einem wirklich langen Tisch vier Dutzend Teller mit vier Dutzend alten Apfelsorten, vollständig oder aufgeschnitten zum Begutachten oder Verkosten. Dann gibt es schöne bunte Stände, wo man selbst aktiv werden kann oder etwas Regionales kosten oder kaufen. Den herzhaften und süßen Hunger stillen oder die Lust auf Schönes, gefilzt, getöpfert oder sonstig handgewerkt. Und natürlich gibt es alles hier rund um den Apfel.
Nach diesem bunten Trubel des schönen Festes geleitet einen der Bach verlässlich in die Stille, stufenweise und romantisch. Um die Tornowseen herum führen die Wege der Wahl zum nobel gelegenen Haus am Tornowsee und dran vorbei, hinten heute, da vorn ein Hochzeitsfest im Gange ist. Rund um die benachbarte Pritzhagener Mühle zeigt der Stobberbach auf kleinstem Raum sein umfassendes Können, bevor er sich dann in sein langes offenes Tal verzieht, das ihm bis zur Eichendorfer Mühle viel Raum und Himmelslicht gewährt. Bevor er dann im Wald erneut verspielt wird und sich austobt bis zu den Teichen von Altfriedland. Auch das ein anderes Kapitel.
Gediegen und entspannt kurvt die Waldstraße nach Dreieichen, zuletzt als markante Hohlgasse, und an der Alten Mühle mit ihrem schönen Weiher beginnt der lange, sanfte Aufstieg. An einer kleinen Düne öffnet sich nach rechts ein langer Wiesengrund. Zugleich mit dem Dorf kommt oben hinterm Waldrand ein kräftiger Regenbogen in Sicht, der standhaft über dem brach liegenden Acker verweilt. Der Himmel gleich dahinter ist stahlblau, das Land ringsum gefärbt im warmen Licht der tiefstehenden Sonne, die warme Farbe noch ganz frisch.
Tourdaten: ca. 16 km, dabei ca. 250 Höhenmeter, Abkürzungen gut möglich
Anreise ÖPNV: direkt nach Münchehofe schlechte Anbindung, darum mit der Bahn von Berlin-Lichtenberg bis Müncheberg, von dort mit Bus oder Kleinbahn (Mai-Sept. Wochenende und Feiertage) nach Buckow (knapp 1,5 Std.)
Anreise Pkw: auf der B 1 nach Müncheberg, von dort nach Münchehofe (ca. 1,5 Std.)
Einkehr: in Buckow zahlreiche Möglichkeiten für jeden Geschmack und Geldbeutel, unterwegs ferner Pritzhagener Mühle und Waldcafé Drei Eichen