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Raddusch: Fliehendes Wasser, Mühlentumult und die Gipfelkladde

So gut getränkt das Frühjahr war und entsprechend vegetationsüppig der Sommer, so bunt fällt in diesem Jahr auch der Herbst aus. Je nach Gegend sieht man die sagenhafte Farbpalette der Ahornbäume, die Goldton-Spielarten des Buchenlaubes gemischt mit flirrendem Birkengelb oder etwas später die handfesten Farben des Eichenlaubes. Durch die ganze Jahreszeit flechten sich sagenhafte rote Gebilde oder Hauswände mit wildem Wein.

Boblitzer Kahnfahrt

Nach ersten frostigen Nächten Mitte Oktober ist es in dessen letzten Tagen mit einem Mal kalt geworden. Auf der Weltbühne spielen sich zugleich Dinge ab, so absurd, dass sie kaum wahr sein können – ein bisschen wie aus einem kruden B-Movie. Doch sie sind tatsächlich ernst gemeint. Kleine Fluchten sind daher willkommen, weite Landschaften dafür besonders geeignet.

Gipfelkreuz auf dem Schwarzen Berg

Neben dem Oderbruch oder dem Havelland hat davon auch der Spreewald reichlich zu bieten, was manchem vielleicht gar nicht so gegenwärtig ist. Meistens sind dafür ausgedehntere Wegstrecken ohne Abkürz-Optionen in Kauf zu nehmen, denn das Wasser und sein tausendläufiges Adernetz geben hier die Regeln vor. Selbst wer daran dächte, eine Sackgasse zu erkunden und am Ende einfach das sackstiftende Fließ zu durchschwimmen, trifft am anderen Ufer nur selten auf einen Anschlussweg und hat mich etwas Pech ein paar Blutegel zu Gast. Es ist ein tief verwunschenes Reich aus lichtem, doch zugleich tiefem und unberechenbarem Wald, und so setzt man den Fuß besser auf bestehende und angeschlossene Wege und nirgendwo anders hin.

Radduscher Buschmühle

Klassiker unter solch ausgedehnten, nicht kürzbaren Rundtouren beginnen in Lübbenau, Straupitz oder Alt Zauche. Etwas entfernt von den Besucherströmen gibt es von Raddusch aus einen schönen Moorlehrpfad in moderater Länge, der zudem eine Reihe von Variationen, Abkürzungen oder Erweiterungen gestattet. Der Themenweg ist vor Ort nicht ausgeschildert, doch per mobilem Endgerät gut nutzbar und wird an einzelnen Stationen auch am Wegesrand sichtbar. Ein Zweierteam gehäkelter Frösche in Plauderlaune bietet guten Wiedererkennungswert.

Südumfluter bei Raddusch

Raddusch

Raddusch liegt eher in Randlage des Spreewaldes, noch südlicher als der Südumfluter, einer der beiden großen Klammern des unvergleichlichen Labyrinths, und ist Ausflüglern am ehesten durch die Slawenburg bekannt. Deren eindrückliches Ausmaß wird einem erst bewusst, wenn man im Innenhof des runden Gebildes steht, das scheinbar ohne einen Nagel aus Naturmaterial errichtet wurde. Raddusch ist ein hübsches Dorf mit ein paar Hotels und einem kleinen Kahnhafen, der ohne viel Menschengebautes die holzverflochtenen Ufer der Radduscher Kahnfahrt nutzt. Das spiegelnde Wasser scheint unbewegt, doch etwas Fließen lässt sich bei beharrlichem Hinsehen entdecken.

Am Kahnhafen Raddusch

Im Ort gibt es zudem das gemütliche Alte Backhaus, das wohl schon in der Kuchen-Winterpause ist, ferner einen Skulpturenweg und eine Alpakafarm. Am Zupfad zu den Spreewaldbrücklein am Hafen steht auf der Straße ein Bärtiger und stiert irgendwo hin, so ausdauernd und unbewegt, als zählte er schon zum Skulpturenpfad.

Alpakas in Raddusch

Eine textreiche Gruppe von Kindern mit gemischten Elternteilen strebt zum Ortsrand, wobei eher die Großen plappern als die Kleinen, welche eher mit spreewäldischem Entdecken oder dem Vortragen einschlägiger Beschwerden beschäftigt sind. Ein Brücklein und eine Pfadminute später öffnet sich eine weite, durchnässte Wiese und zieht den Blick sogleich auf eine bunte Horde von Alpakas, einige Stimmlagen schnellen daraufhin nach oben. Die Tiere sind ja von Hause aus schon niedlich, vor allem dank ihrer Gestalt und ihres Felles und wie und wo sie es gerade tragen. Sie können am ganzen Leib oder nur am Kopf pausbäckig aussehen, wirken stets interessiert und bleiben eine Zeitlang im Dialog mit jedem, dessen Aufmerksamkeit gerade gewonnen wurde.

Radduscher Skulpturenpfad

Drüben läuft die heutige Kontaktbörse zwischen Alpaka-Wandertour-Leuten und den gute Laune stiftenden, frostbeständigen Kameltieren. In der anderen Richtung stehen zwischen meterdicken Eichen die verschiedenen Skulpturen, bei denen die Kettensägen-Virtuosen sich teils an ebensolchen mächtigen Stämmen austoben konnten.

Am Ortsrand von Raddusch

Der Weg aus dem Dorf wird begleitet von einer Reihe abgeparkter Strohrollen, die in der just erwachten Sonne würzig duften und weitaus fester gepackt sind, als man denkt. Von links schleicht sich das gewundene Seeser Fließ herbei und trödelt bald unterhalb eines langen Wiesenhanges, was im flachen Spreewald schon staunen lässt. Tatsächlich ist kurz darauf ein Gipfelkreuz ausgewiesen, lockt ein Weg auf die Höhe, der über die gesamte gute Aufstiegsminute spürbar in die Schenkel geht. Oben ist dann die Hochebene erreicht, mit Blick über die Senke des Kahnsdorfer Fließes. Weiter hinten rauscht ein roter Regionalzug vorbei, gen Cottbus.

Gipfel Schwarzer Berg

Vorbei an einer Birkengruppe mit benachbartem Ginster verläuft ein herrlicher Höhenweg, von links duftet die jüngst gemähte Wiese. Im vorausliegenden Wäldchen mit seinen gelben Birkenschöpfen lässt sich schon das Gipfelkreuz erahnen, vermutlich eines der zehn schönsten im Spreewald. Die kunstvoll schmiedeeiserne Arbeit steht leicht unterhalb der Gipfelhöhe direkt am Weg und beugt damit Abstürzen bei übermütig posenden Selbstablichtungen vor. Dem amtlich verstaubaren Gipfelbuch gehen langsam schon die weißen Stellen aus, doch wer sich kurz fasst oder extraklein schreibt, kann seinen Vers noch reindrängeln.

Kammweg auf dem Schwarzen Berg

Schwarzer Berg

Gleich benachbart liegt die Außenstelle des Waldkindergartens, dessen wetterfeste Möblierung nach einer langen Reihe guter Kindertage aussieht. Der Abstieg verläuft moderat und die Aussicht von der Höhe wird bald von einer in Tallage abgelöst, die ebenbürtig ist. Eine schöne Kurve mit weitem Blickfeld wird erst von weißen Birkenstämmen, dann von schönkronigen Eichen begleitet. Hinten in der nahen Ferne lagert verteilt wie grasende Bisons eine Herde Strohrollen. Gleich darauf weist eine Station des zwiebefroschten Moorlehrpfades auf das Quellgebiet Carna Gora hin, das wohl erst seit kurzem wieder aktiv ist. Das hat Seltenheitswert, dass eine einst gewesene Quelle wieder zu sprudeln begann. Oder zu tröpfeln.

Gipfelkreuz mit Gipfelbuch bei Raddusch

Es folgt eine gerade Passage, die länger entlang der Bahntrasse verläuft und auf der Karte eher praktisch und notwendig aussieht. Vor Ort erweist sie sich als reizvoll, wird von Büschen und jungem Gebäum flankiert und lässt die Bahnstrecke kaum in Erscheinung treten. Windgebeugte Birken wechseln mit bungalowgroßen Brombeerbüschungen oder rankenumwachsenen Bäumchen und lassen immer wieder schön gerahmte Blickfenster auf die weiten Feuchtwiesen mit ihren versprenkelten Hartgrasstoppeln frei.

Auf dem Moorlehrpfad bei Raddusch

Laut Wegweiser sind es nur sechs Kilometer nach Lübbenau, was an dieser Stelle verwundert. Hier werden nun erstmals auch die themengebenden Moore sichtbar, größere Passagen der Wiesenlandschaft stehen mindestens knöcheltief unter Wasser, welches im fortgeschrittenen Schönwetter blau spiegelt.

Blick über die Feuchtwiesen

Auf Höhe einer inoffiziellen Gleisquerung entfernt sich der Weg von der Bahntrasse. Gleich darauf liegt an einer Weiherbucht des Moores die nächste Station des Themenweges. Ein gefallener Birkenstamm taugt gut als Rastbank und macht uns selbst zum Teil eines bezaubernden Bildausschnittes aus grasigen Uferkanten, knorrigen Baumstämmchen und liegendem Holz, in dem zur Hauptsaison sicherlich schlohweiße Schwäne hin- und hergondeln.

Bald beginnt eine schnurgerade Passage entlang der nächsten großen Moorwiese, hinten saust geräuschlos der nun von Cottbus kommende Doppelstockzug vorbei. Etwas Wind ist aufgekommen und lässt den Kragen höher schlagen, das Halsweich etwas aufplustern.

Quellgebiet Carna Gora

Südumfluter, die erste

Kurz darauf treffen wir auf eine der stärker frequentierten Passagen. Während es noch vor zehn Jahren die Regel war, dass man hier im trüben November den ganzen Tag nicht einen Menschen traf, ist es heute vergleichsweise voll, auf den winterlichen Spreewald heruntergerechnet fast ein bisschen wie aufm Alex. Demnach hatte sich doch herumgeschwiegen, dass es heute schönes Licht geben soll. Der Weg folgt den sanften Kurven der breiten Boblitzer Kahnfahrt, die man hier fast schon für einen der Spreearme halten könnte. Besonders schön ist sie nicht nur dank ihrer Biegungen, sondern auch der dicht stehenden, kräftigen Ufererlen wegen, welche ein gutes Maß an Spreewaldflair ausstrahlen.

Weg entlang der Bahnstrecke

Zwischen Fahrweg und Wasserlinie erhebt sich ein winziger Deich und gestattet eine Draufsicht auf Wasserarm und Landschaft. Drüben auf den Wiesen lümmeln Kühe und Kälbchen in drei Farben, nicht eine einzige steht oder rupft, allenfalls ist etwas Käuen drin. Etwas vom Dunst des Vormittags hat sich zwischen den Erlen überm Wasser bewahrt und setzt selbst unter dem höchsten Tageslicht etwas Mystik frei. Am Eck treffen Kahnfahrt und Südumfluter zusammen. Trotz des künstlichen Anklanges beider Namen ist es eine einzige verwunschene Naturpracht hier.

Moorweiher gen Boblitz

Davon abgesehen stehen in Reihe an der kleinen Deichflanke ein Dutzend Fahrzeuge mit großer Bodenfreiheit, manche wirklich geländetauglich, manche eher, weil man das so trägt. Aus vielen Landkreisen Brandenburgs kommen sie, ein paar auch von weiter her. Dementsprechend ist jenseits der Brücke über den breiten Südumfluter eine Jagd ausgeschrieben. Netterweise verläuft diese abseits unserer Route, und so können die knallgelben Überzüge, welche uns von Reh und Bache unterscheiden sollen, dort bleiben wo sie sind.

Moorwiesen bei Boblitz

Auf einer nahen Lichtung stehen Biergartenbänke und ein Dreibein, Utensilien für das zugehörige Feuer sind jedoch nirgends zu sehen, auch keine waltende Kaltmamsell oder -papsell. Das breite Wasser liegt wie unbewegt, hinten in der Flusskurve werfen krumm emporgestrebte Birkenstämme ihr fahles Spiegelbild.

Boblitzer Kahnfahrt

Eine klassisch zu nennende Erlenallee säumt den nächsten Wegabschnitt. Nach der Brücke über die Untere Boblitzer Kahnfahrt öffnet sich dann die Landschaft. In größeren Abständen kommen uns Senioren auf Rädern, Anfangdreißiger auf E-Bikes und auch ein paar Fußgängerpärchen entgegen, mal in Grundsatzdiskussionen unterbrochen, mal naturfrisch und in eleganter Freiluftgarderobe und mal in Filz und Wollstrick und dabei still versonnen ob der wunderbaren Mischung aus grüner Weite und wohligem Wetter. In den kurvigen Wasserläufen zeigen sich immer wieder anmutige Baumspiegelungen.

Ruhende Rinder

Die lange, gerade Passage mitten in den Tiefen des Spreewaldes versammelt auf ihren weiten Wiesen eine immer wieder neu kombinierte Mischung aus Einzelbäumen, Schilffeldern, Hartgrasbüscheln und saftig grünen Wiesenflächen. Baumreihen zeigen an, wo sich gerade oder verspielte Fließläufe bewegen. In freier Fläche ruhen gefallene, teils skulpturale Weiden, aus deren Stämmen kleine, einreihige Baumlinien nachwachsen. Hinter allem erhebt sich der geschlossene Hochwald, der so gut wie unzugänglich ist und damit umso mehr geheimnisvoll.

Boblitzer Kahnfahrt im Nachmittagsdunst

Im höchsten Wipfelgezweig einer hochgewachsenen Erle sitzt wie sein eigener Scherenschnitt ein Rabe und lässt in der Präsentation seiner selbst keinen Zweifel darüber, dass jetzt seine Zeit angebrochen ist. Stellenweise sind kleine Einblicke in das undurchschaubare Dickicht des halbhohen Erlenwaldes zur Rechten sichtbar. Das Wasser des nahen Forstgrabens ist in unregelmäßigen Flecken von Entengrütze und halbversunkenem Laub bedeckt. Vereinzelte Enten ziehen im Grützteppich ihre krukeligen Bahnen, die sich nur träge wieder schließen. Ein Mann radelt vorbei, das Rad ähnlich alt wie er, und scheint eher dienstlich unterwegs zu sein. Vielleicht ist er dafür zuständig, unterm verwaisten Dreibein ein Feuer zu entfachen und damit für einen harmonischen Ausklang der Jagd zu sorgen, ganz gleich wie erfolgreich sie auch war.

Südumfluter

Dubkowmühle

Ein stiller Weiher markiert in etwa Halbzeit zwischen Südumfluter und dem Abzweig zur Dubkow-Mühle, danach verläuft der Weg weiter zwischen Schilfflächen, laublosen Erlen und den offenen Weiden jenseits des Dubkower Kanals. Kahle Baumriesen erheben sich dicht am Ufer. Am Abzweig zur Dubkowmühle, einem der schönsten Ausflugsziele in den Tiefen des Spreewaldes, bekommt ein etwas verspannter Rennradler gerade so die Kurve und entgeht so der schmerzvollen und im Nachgang zeitraubenden Fusion mit dem hiesigen Brombeerbusch. Die Dubkow-Mühle liegt schon in Winterruhe, ist aber auch jetzt den kurzen Abstecher wert, nicht zuletzt für eine schöne Rast am Ufer der Hauptspree.

Wiesen am Forstgraben

Radduscher Buschmühle

Nachfolgend schweift der Blick links über eine extrem platte Stoppelwiese, zwischendurch werden mehrere Fließarme überquert und schließlich kommt das erste Gebäude seit Raddusch in Sicht. Nachdem sich von links ein Wasserarm hinzugesellt, wächst voraus aus dem Dunst des nahenden Abends das erste Haus der Radduscher Buschmühle, die vor einigen Jahren fast komplett neu aufgebaut wurde, mit viel Geld und Sinn fürs Schöne sowie mit gutem Händchen. Gastronomie gibt es hier nicht mehr, dafür gleich gegenüber nahe der Schleuse einen zauberhaften Pausenplatz mit überdachten Rastraufen, schönster Blick auf das pittoreske Fachwerk-Mühlenensemble inklusive. Im ferneren Hintergrund grasen, trotz Abenddunst gestochen scharf, lose verteilte schwarze Rindviecher.

Weg entlang des Forstgrabens

Während der Pause spielt sich ein kleines Drama ohne großes Leid ab. Ein kleiner, diensthabender Lumpi, der aufgrund seines kurzen Rumpfes beim Laufen wippt, sieht vom Mühlengrundstück aus Leute mit Hunden am Gegenufer eintreffen und setzt an zu einer entrüsteten Klagerede, warum denn weder einer ihn gefragt und auch nicht miteingeladen hätte. Und was das Ganze überhaupt soll. Rennt ein paar Stücke weiter, setzt dann fort und guckt ein paar Mal um sich herum.

Blick über die nassen Weiden

Hinter den Leuten kommt noch eine Frau, die mit ihrem Pony die Runde macht, begleitet vom Sohn auf dem Rad. Auch die waren wohl nicht angemeldet. Und überhaupt. Nachdem Ponydame und Radjunge aus dem Blick sind, besteigen die Hundeleute umständlich ihr Fahrzeug, wenden es noch umständlicher und sind auch bald weg. Der Lumpi trottet, jetzt schon weniger wippend, nochmal an der schmalen Wasserlinie des Mühlengebäudes entlang, knurrt kaum vernehmbar in sich hinein, geht dann wieder zurück, brabbelt noch was Letztes und verschwindet schließlich hinterm Haus.

Radduscher Buschmühle

Südumfluter, die zweite

Direkt am Ufer des Südumfluters folgt nun eine zauberhafte Passage, die gut zum heraufziehenden Abend passt. Mit breiter Wiesennarbe verläuft ein Weg auf der Krone des zarten Deiches. Die Flusskurve, die hohen Uferbäume und die freie Wiesensicht nach Süden sorgen mit der tiefstehenden Sonne für eine Bildkomposition, die ein Geschenk ist. Die aufgehäuften Bänder der frischen Wiesenmahd liegen in zahlreichen Parallel-Reihen. Wieder im Wald wird der breite Wasserarm erneut von hohen, dunklen Stämmen begleitet.

Pony am Rastplatz

Am bald folgenden Wasserkreuz von Vetschauer Mühlenfließ und Radduscher Kahnfahrt besteht nun die Option, noch dem Kossateich einen Besuch abzustatten. Der Fischteich wurde Ende der 1970er Jahre als Ersatzmaßnahme für abgebaggerte Tagebauflächen angelegt, zum Herbst wird jeweils das Wasser abgelassen. Neben Singschwänen, Seidenreihern und anderen Wasservögeln lassen sich hier manchmal auch Fischadler beobachten. Der Großteil des Weges hat Wasser zu beiden Seiten Wasser und einen freien Blick über den großen Teich.

Dammweg entlang des Südumfluters

Aktuell ist das Wasser bis auf eine große Pfütze abgelassen. Die befindet sich immer dort, wo man selbst gerade nicht ist. Im Ausgleich schaut man von der Uferperspektive auf den schlammtrockenen Teichboden, was die zahllosen Schilfinseln wie Fabelwesen wirken lässt und jetzt im allerletzten Tageslicht eine eigentümliche Atmosphäre erzeugt. Ein unregelmäßiges System teils zielloser Trittspuren zeugt davon, dass der Teichgrund zumindest Vierbeiner trägt. Vögel sind eher zu sehen als zu hören, die Geräusche gab es jedoch am Tage schon großzügig, als riesige Formationen von Gänsen und Kranichen am Himmel entlangzogen. Am Zuweg zur Teichrunde stehen die einzigen Ahornbäume der Tour und zeigen noch einmal, wie Gelb auch aussehen kann.

Kaupen nahe Kossateich

An der Wasserkreuzung von vorhin beginnt eine für uns neue Passage entlang der stets leicht gewundenen Radduscher Kahnfahrt. Diese ist einfach nur zauberhaft und bietet das Vergnügen über fast zwei Kilometer, wird sofort bei den schönsten Spreewald-Wegen im persönlichen Archiv abgelegt. Zugegebenermaßen steht ihr auch das Abendlicht sehr gut und verleiht der genießerischen halben Stunde eine leicht unwirkliche, abermals mystische Note, die bestens zum Spreewald und seiner Sagenwelt passt.

Abendlicher Kossateich

Der ufernahe Weg verläuft auch hier auf einem kleinen Deich. Dieser, das diesseitige und auch das jenseitige Ufer sind in regelmäßigen Abständen bestanden von hochgewachsenen Erlen. Zwischendurch finden sich immer wieder längere Reihen schmaler Birken. Die Sonne ist kurz vorm Verschwinden, blinzelt nur ab und an noch zwischen den schwarzen Erlenstämmen hindurch. Drüben auf der Weide stehen in dunklem Leder die Kühe und strahlen die absolute Ruhe aus.

Dammweg entlang der Radduscher Kahnfahrt

Einen Farbkleks zwischendurch bietet Melusine, eine Wasserfee mit dem Körper einer Schlange, deren Gestalt hier vom Wind jederzeit verändert werden kann. Die stark taillierte Dame mit Mittelscheitel und dem Wesen einer Nixe ist vor ein paar Jahren umgezogen, hatte vormals ihr Reich im Straupitzer Schlossteich.

Letztes Licht an der Radduscher Kahnfahrt

Kurz darauf steht am Gegenufer eine Reihe von Kopfweiden, bei denen bald die nächste Schur ansteht. Der Gedanke, dass die stämmige Brigade zu Melusinens Schutz abgeordnet wurde und bedarfsfalls in Erscheinung tritt, scheint nicht komplett abwegig, die aktuelle Stimmung gibt es her. Auch wenn wir nichts im Schilde führen, sehen wir zu, dass wir weiterkommen, denn gerade jetzt übergibt die Dämmerung mit ruhiger Geste an die Finsternis. Und die kann der Spreewald richtig gut.

Bunte Sagengestalt am Fließufer

Am kleinen Hafen ist mittlerweile vollständige Ruhe eingekehrt, die Brücklein stehen schwarz über dem stillen Wasser. Aus den Fenstern leuchten erste Lichter und unterm nächsten Windfang sogar ein verfrühter weißer Weihnachtsstern. Mal abgesehen davon, dass Melusine nichts zu tun hat mit dem Skulpturenpfad, staunen wir nicht schlecht, als der Typ vom Morgen an derselben Stelle steht und reglos in dieselbe Richtung schaut, im Licht einer Laterne. Eine Krähe krächzt von rechts, gleich darauf eine von links. Es ist schon viel Besonderes im Spreewald.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
stündlich per Regionalbahn (ca. 1 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über Autobahn (ca. 1,25-1,5 Std.) oder über Landstraße (ca. 2,25-2,5 Std.)

Länge der Tour: ca. 18 km (Abkürzungen möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

 

Links:

Moorlehrpfad Raddusch

Alpaka Finca Raddusch

Radduscher Buschmühle

Melusine im Spreewald

 

Einkehr: Raddusch div. Möglichkeiten sowie Alte Bäckerei
Dubkow-Mühle (unterwegs, 5 Min. Zuweg)