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Lichtenow: Brunnenstaub, die schöne Dammscharte und das Meer in Blau

Der Winter hat sich längst vom Hof gemacht, doch die Kälte ist geblieben und macht fast ein halbes Jahr ohne nennenswerte Unterbrechungen voll. Wegsortierte dicke Jacken, Mützen und sogar Handschuhe wurden wieder hervorgeholt, die Heizsaison notgedrungen fortgesetzt. Die Infektionsthematik ist unterdessen zur lebensbegleitenden Gewohnheit eingelaufen und wurde in ihrer medialen Relevanz nochmals eingedampft durch ein Individuum, das mit seinen Handlungen die halbe Welt aus den Angeln gehoben hat.

Alter Bahndamm in Lichtenow

Dagegen scheint kein Trost- oder gar Gegenkraut gewachsen. Allenfalls Solidarität hilft ein wenig und jeder tut in diesem Rahmen, was er so tun kann. Dass nun endlich der Frühling sichtbar wird, ist keine direkte Hilfe, doch mehr Tageslicht, weniger Kälte und die erwachende Natur sind rein praktisch und auch für das allgemeine Seelenleben sehr willkommen.

Kagel im Rückblick

Während die letzten Frostnächte es bis in die Mitte des Aprils geschafft haben, kommt jetzt dieser Zeitpunkt, wo von einem Tag auf den übernächsten jeder Park von punktuellem Grün auf flächigeres überblendet, das Laubvolumen täglich wächst und der Duft der Natur auch ohne nächtlichen Regen präsent ist. Alles wird durchwirkt von Düften, Würze und Licht, Sonne und Wind, von Farbkraft und Vielfalt in allen Dingen. Der Frühling ist da und verstreicht einigen Balsam auf allem, was es so gibt.

Stiege im Alten Bahndamm, Lichtenow

Was die knappe Wegesammelei in den Monaten seit Spätsommer betrifft, sammelten sich in einer verwandten Dimension die Worte über Sinne durch die Luft in den Kopf durch die Finger auf das Blatt und dann raus in den Druck – und liegen jetzt als griffiger Schinken in den Theken. Zu Recherchezwecken ging es in diesem Rahmen wochenlang recht wild zu, im Sinne von hohem Gras, naturnaher Abgeschiedenheit und intensivem Erleben von Tier- und Pflanzenwelt. Mittlerweile hat sich die Lage normalisiert und in den Berichten wieder die Mischung eingestellt, wie man sie von dieser Seite kennt – hier ein Dörfchen, da ein Städtchen und dazwischen viel Natur.

Improvisierter Steg über den Stöbberbach

Lichtenow

Von Fangschleuse bei Erkner bis zum hübschen Dörfchen Hoppegarten erstreckt sich eine längere Kette aus Seen, von deren Mitte es nicht weit ist nach Lichtenow. Das ursprüngliche Dorf liegt etwas abseits, verfügt über einen festerprobten Anger sowie über den Zickenberg, auf dem schon manch illustres Mannschaftsspiel ausgetragen wurde, gern auch ausgestattet mit Schank und Grillständen. Manche Bestellung gegen Ende des Spielgeschehens wurde mit weichgezeichneten Konsonanten und reich an gedehnten Vokalen zur gelallten Formulierung gebracht, dann nach einer gedämmerten Kunstpause noch leise und eher an sich selbst gerichtet um ssweykümmalinge erweitert.

Verkappte Anemone in blau oder Leberblümchen

Was die meisten Leute von Lichtenow sehen, sicherlich meist aus dem Auto, ist die Ortslage entlang der Schnellstraße – Tanke, Ampel, Blitzer. Doch aussteigen lohnt sich, denn neben dem weithin sichtbaren und leicht zu entdeckenden Ringofen mit seinem gut gepflegten musealen Mobiliar gibt es noch einen schönen Dorfrundgang sowie ein paar Badeweiher mit Rundpfaden zu entdecken, auch der Fließweg über die Wiesen ins alte Dorf und die schöne Lindenallee auf dem Rückweg bieten dem Auge einiges Schöne.

Rund um die Kreuzung, die ihren bestimmten Artikel ganz zu Recht trägt, gibt es in Lichtenow eine Art Kiez, der die meiste Zeit über von einem gewissen Leben erfüllt wird. Direkt an die Tanke grenzen eine im Rahmen der Virusjahre stilvoll aufgedonnerte Dönerbude, die jetzt auch Döner-Tempel oder Dön Royál oder Dö|N|A heißen könnte, sowie ein Blumenladen, dessen Name hohe Erwartungen weckt und auch erfüllt.

Mühlenfließ nördlich von Lichtenow

Direkt auf der Ecke gibt es noch das indische Mehrzweck-Lokal, dessen Namen beim schnellen Lesen ohne Brille kurz das Bild umgehängter Blumenketten aufblitzen lässt. Direkt gegenüber liegt ein leicht zu übersehender Park mit schöner Eisleckbank, diagonal gegenüber die große Wiese mit dem Ringofen, bei deren ampelgebremsten Erreichen das Eis jedoch schon tropfen könnte.

Alte Schule bei Lichtenow

Unweit der Kreuzung beginnt der Fließweg und bietet einen Extrabogen für all jene an, die das Lichtenower Mühlenfließ binnen einer guten Stunde so oft wie möglich queren wollen. Beim ersten Mal öffnet sich nach Norden ein weiter Blick, oft mit fernen Kühen und immer mit vereinzelten Kronenbäumen, die dem Kirchblick zum Dorf gut stehen.

Wiesen gen Lichtenow Dorf

Entlang des Fließes wurzeln hochgewachsene Erlen, im Wasser selbst tummeln sich manchmal die eher hochkanten Laufenten beim Bade und sind dann kaum von Watschelenten zu unterscheiden. Gleich dahinter wurde ein Landlust-Traum verwirklicht. Garten und Haus der Alten Schule, jetzt ein Mehrgenerationenhaus, lassen den schweifenden Blick alle paar Meter irgendwo hängenbleiben und bieten Rustikales und Schönes und Naturromantik in Vollkommenheit.

Alleeweg von Lichtenow zum Dorf

Dahinter beginnt links des Weges ein Heckenstreifen, der noch relativ frisch ist und trotzdem seiner Funktion schon gerecht wird. Ein Abstecher ins Dorf passt heute nicht, und so bleiben wir am flüssigen Thema und schwenken zu einer der schönsten Bürgersteig-Passagen weit und breit. Nicht die Straße ist hier die Allee, vielmehr stehen die alten Linden beiderseits des schmalen Asphaltbandes für die Motorlosen.

Goldenes Lamm

Die Querung der Landstraße braucht ein bisschen Geduld. Auf dem Weg zur nächsten Bachbrücke lockt rechts der Gasthof mit seinen Angeboten in Kreideschrift, und obwohl viele noch beim Frühstück sitzen dürften, gestehen wir uns den Hungerast der Nachosterzeit ein und ziehen die Einkehr deutlich vor. Sind ja auch schon mehr als eine Viertelstunde unterwegs. Ein Tisch ist frei, das Interieur steht klar im Zeichen des Schafes.

Schafe im Wiesengrund des Lichtenower Mühlenfließes, Lichtenow

Nach dem Herumsitzen im Rahmen der Energie- und Mineraliengabe sind wir nun erst richtig träge, doch die ersten Ablenkungen gibt es schon nach wenigen Metern in Form der nächsten Bachquerung und der sehr ansehnlich verteilten Schafe, die an diesem sonnigen Tag wahrhaftig schon auf Schattensuche sind. Verständlich, denn noch sind vollständig eingestrickt und können nicht wie unsereins die Jacke etwas lüpfen oder sanftrebellisch die Mütze vom Kopf ziehen. Der Bachlauf zieht schmal durch eine sanfte Wiesenfurche und lässt nichts davon ahnen, wie es an der nächsten Querung aussieht.

Auf dem Alten Bahndamm in Lichtenow

Alter Bahndamm

Nach dem Verlassen der großen Straße wird es schnell still und Pferde bestimmen die Wahrnehmung. An einer der Tafeln des Dorfrundganges wird eine Gedankennotiz in die Tat umgesetzt, der Weg hatte vor zwei Jahren schon mit aller Kraft gelockt. Auf einem alten Bahndamm führt er oberhalb von Pferdeweiden entlang, voraus erhebt sich die eindrucksvolle Ruine eines Speichers, rechts und links werden Pferde bewegt oder bewegen sich selbst.

Bachscharte im Bahndamm mit Stiegen

Im Fuß des Dammes wurzelt eine lange Reihe stattlicher Eichen, die den Weg mit ihren kräftigen Auslegern teils komplett bedachen. Gleich wird die nächste Gedankennotiz abgelegt, für die Zeit mit vollem Laub am Baum, es muss bezaubernd sein. Wo das Mühlenfließ einst eine Bahnbrücke erforderlich machte, ist jetzt eine Art Taldurchbruch entstanden, der diesem kraftvollen Ort mühelos Ehre macht.

Ein knorriges Geländer begleitet ein paar Stufen, während gegenüber schon das pittoreske Pendant zu sehen ist. Ein überaus fotogenes Plätzchen, wie man es wirklich nicht erwartet hätte im platten Hinterland des guten alten Lichtenow. Der Blick von drüben auf die erste Treppe legt dann noch zwei Schippen drauf, wird die Szenerie doch um eine hangständige Doppeleiche ergänzt, die dem Ganzen wirklich Wucht verleiht.

Dammkiefer in großer Geste, Lichtenow

Auf dem nächsten Abschnitt gibt es nun als Dammausstattung auch Buschwerk und eine theatralische Kiefer, bevor die nächste Tafel des Dorfweges den Verdacht auf Bahndamm bestätigt. Das Gleis verband die Lichtenower Ziegelei mit dem weiterführenden Bahnnetz bei Herzfelde.

Gebirgsstiege zum Alten Bahndamm

Nach dem Abbiegen beginnt als schöner Kontrast eine wohltuende Waldpassage, die nach dem Regen der letzten Tage diese Düfte freisetzt, die mit dem Aufblättern des ersten zarten Laubes einhergeht. Noch sind sie selten, die Bienen und die Hummeln. Doch einige trotzen dem kühlen Windhauch, und so summt manchmal schon ein dicker Brummer dicht am Ohr vorbei und lässt schon ganz kurz an den Sommer denken, wo das so ein typisches Geräusch beim dämmrigen Fläzen in der Wiese ist.

Liegendes Sturmholz im Wald

Viele Holzstapel liegen im Wald, die meisten ziemlich frisch, vom Reinemachen nach dem letzten Sturmgeschehen. Manche Stapel duften ätherisch und sind dabei gern klebrig, die Harthölzer hingegen riechen eher nach neugekauften Vollholzmöbeln oder nach gar nichts, und die Robinienstämme zeigen ihren ganz eigenen Duft, wenn man tief und lange einzieht durch die Nase. Hier und da weht eine Brise Waldmeister durch den Wald, woanders sorgen Balsampappeln für vergleichbare Frische und Aromen.

Wiesengrund am Weg nach Kagel

Wegen querliegender Bäume ist der nächste Weg fürs Erste auf das nahe Stoppelfeld verschoben worden, kurz vor dem Mühlenfließ führt er dann wieder zurück. Das hübsche Steinbogenbrücklein mitten im Walde wird derzeit grundlegend erneuert und dürfte noch in diesem Jahr fertig werden. Wer zu Fuß ist, kommt dank einiger Planken trotzdem mit trockenen Schuhen ans andere Ufer.

Gemischter Wald am Mühlenfließ

Diese letzte Querung des Tages ist zugleich auch die letzte mögliche, denn ein paar Bachwindungen weiter landet das von Ruhlsdorf daherkommende Bächlein im Elsensee. Das Wasser wird ein paar Seen weiter an die Löcknitz weitergereicht und landet schließlich in der schönen Spree.

Lichtenower Mühlenfließ im Walde

Nach dem nächsten Waldstück quert eine breite Schneise, die weitgehend von mannshohen Ginsterbüschen ausgefüllt wird. Das muss prächtig aussehen zur Ginsterblüte, und so wird ein weiteres Lesezeichen hinters Ohr geklemmt.

Brücke übers Mühlenfließ

Kagel

Hinter dem nächsten Waldstück folgt, gekleidet in erwachendes Grün, ein verzweigtes Stück Bruchwald, und kurz darauf rückt in greifbarer Ferne der Kirchturm von Kagel in den Blick. Ein schlingernder Pfad, den keine Karte kennt, lockt auf gut Glück quer über die weiten Wiesen, oben drüber haben sich im Laufe des Tages weiße Wolkenberge am blauen Himmel gesammelt. Beides zusammen sorgt dafür, dass man tief atmet, breit grinst und für diesen Augenblick kurz abkoppelt von allem, was da sonst so läuft.

Schneise mit hohem Ginster

Der Pfad funktioniert bis zu den letzten entscheidenden Metern, auf denen im breiten Schilfgürtel ein Wasserlauf gequert wird. Hinter einigen Gärten sind ein Ziegenbock und Schafe über ein verspieltes Gelände voller Holz verteilt, und je länger man dem Blick Zeit lässt, desto mehr Schafe werden es.

Eins von ihnen scheint den Presserummel zu kennen und stellt sich beim Erkennen der Kameralinse umgehend in die entsprechende Pose, wie man es gut von Z-Promis, medialen Selbstvermarktern und kleinen Kindern kennt. Die frontale Halbgrimasse wird über eine halbe Minute stabil gehalten. Ob es auch sein Maul spitzt, ist dem schwarzen Kopf geschuldet nicht zu erkennen. Die weiße Ziege im Hintergrund schüttelt nur augenrollend den Kopf und gibt sich dann weiter dem Schattenbade hin.

Am Bruch vor Kagel

Auf dem Dorfplatz in Kagel gibt es eine Art Dorfgemeinschaftshaus mit schönen Außenanlagen, davor einen großzügigen Dorfplatz mit unzähligen schönen Sitzmöglichkeiten und einem Brunnen, der zur Zeit noch staubt. Das Café, was es hier einmal gab, fehlt ungemein, und so setzen nahezu alle Passanten ihren Weg fort – die ersten cruisenden Biker mit dem breiten Tank als Bauch- und Bartablage, das rege Rudel Radler mit dem nächsten Ziel im Blick, ebenso die ersten offenen Cabrioten mit Fahrtwind-Kaltwelle am Scheitel.

Wiesen vor Kagel mit Querpfad

Auch ein einzelner Vertreter der Dorfjugend fährt vor, lässt die blank gewienerte Simmi mit dem obligatorischen Aufheuler verstummen und wartet, ob aus eins gleich zwei wird oder drei – so wie der Bus manchmal an nie benutzten Endhaltestellen wartet, ob ausgerechnet heute doch ein Fahrgast kommt.

Eine kleine Familie auf der Durchreise hat den netten Spielplatz für sich entdeckt, der Papa fragt uns, ob es hier irgendwo eine Toilette gibt. Kirche, Gemeinschaftshaus – sicherlich, wenn eins davon offen ist. Naja, die Saison beginnt ja bald, doch für heute muss es noch der nächste Busch am Dorfrand tun. Die Simmi springt beim ersten Tritt an, sucht das Weite und hängt noch kurz als Zweitaktduft überm Platz. Obendrüber stellen die ersten Schwalben dieses Jahres nun endgültig sicher, wie es um den Frühling steht.

Holz und Wolle und allerleih rau

Der Weg aus dem Dorf führt über die Straße Am Winkel, die bald schon Am Dudel heißt. Rechts zeigt kurz der Spiegel des Bauernsees sein intensives Blau. Der Fahrweg wechselt von Kopfsteinpflaster auf märkischen Sand, wird begleitet von anspruchslosen gelben Blümchen und rundkronigen Bäumen in allen möglichen Stadien von Blüte und Laub. Das standardmäßig passierende Auto tut seinen Job und staubt in die richtige Richtung.

Weg oberhalb des Bauernsees, Kagel

Entlang eines länglichen Areals rätselhafter Kies- und Sandhaufen zieht sich ein kleiner Waldstreifen, begleitet von einem wonnigen Wiesenweg, der jetzt endlich zum Seeufer führt. Kurz davor macht ein kleiner Pfad neugierig, der vorbei an einem eigenartigen Bungalow hinab zum Seeufer führt.

Der verfallende Bau hat nach vorn eine große Fensteröffnung, darunter zwei ungewöhnliche Rundlöcher, durch die ein Medizinball passen dürfte. Da direkt gegenüber das weiträumige Ensemble der bis heute bedeutenden Sportstätte Kienbaum liegt, hatte es sicherlich damit zu tun. Vielleicht wurde zwischen hier und dort etwas quer über den See gespannt, was für den Bootssport nutzbar war.

Am Liebenberger See gegenüber Kienbaum

Zwischen einem umzäunten Heckenstreifen und der kleinen Steilküste schlängelt sich ein Pfad, der hier und da ein Winden des Oberkörpers oder Einziehen des Kopfes einfordert. Hin und wieder gibt es Stellen unten am Ufer, die im Sommer zum Einstieg taugen sollten. Eine in jeglicher Hinsicht bunt gemischte Traube Leute kommt uns entgegen mit schicken und normalen Angeln sowie klappernden Plastekoffern voller Zubehör. Ausgewichen wird wie auf Bergpfaden üblich, sodass der Absteigende den Vortritt lässt. Derweilen kräuselt der auffrischende Wind die Wasseroberfläche und lässt den Liebenberger See flächig funkeln.

Blick zur Sportstätte in Kienbaum

Jenseits der Landstraße wird es jetzt ein bisschen experimentell, denn es ist nicht gewiss, ob da ein Weg ist und falls ja, ob er gangbar ist. Doch es könnte sich lohnen. An der Schneise noch ist alles trocken, dann wird es schmaler, urwüchsiger und mehr und mehr morastig. Der zerlatschte Boden ist ein gutes Zeichen, die schwarz stehenden Pfützen hingegen verlangen nun kurze, spitze Schritte und etwas Toleranz beim Hinnehmen nasse Füße.

Notdürftiger Steg über den Stöbberbach

Stöbberbach

Ein erstes Rinnsal lässt sich dank ausgelegter Dickäste passabel queren. Kurz dahinter fließt der Stöbberbach auf dem letzten Kilometer seines südgewandten Laufes, kurz bevor er in die Löcknitz mündet. Von einem früheren Besuch ist bekannt, dass eine Querung per beherztem Sprung oder mit Hilfe eines kleinen Steges möglich sein sollte. Der Steg ist weg, sein Geländer jedoch noch da und eine Handvoll vertrauenswürdiger, armdicker Äste wurde quergelegt, so dass wir gut hinüber kommen. Drüben steht eine winzige Blechhütte, eher ein türloser Geräteschuppen, für den man bei starkem Regen sicherlich dankbar ist.

Zartes Blümlein blau

Drüben stoßen wir dann auf ein spätes Leberblümchen, wobei aus meiner Sicht der Name diesem süßen Blümlein nicht gerecht wird. Blaues Buschwindröschen passt da schon eher, auch wenn sich die Experten uneins sind, ob das in Ordnung geht. Na wie auch immer: während sich bevorzugt in Buchenwäldern weiße und seltener auch gelbe Buschwindröschen finden lassen, sind diese blauen Blüten weitaus seltener anzutreffen. Allen dreien gemein ist, dass sie hinreißend im Wind wackeln können und dass sie die Zeit zur Blüte nutzen, bevor sich das Laub die Baumkronen dichtmacht.

Im Wald östlich des Stöbberbaches

Manchmal trifft man auf ein paar mehr dieser zartblauen Sterne, doch was jetzt beginnt, hatten wir so noch nicht. Je länger man schaut, desto mehr werden es und desto dichter stehen sie. Es bleibt auch nicht bei dieser einen Stelle, sondern geht mehr als eine Viertelstunde so weiter, auch abseits vom Bachtal und in wechselnden Waldarten. Es ist wirklich bezaubernd, nicht zuletzt wegen des Kontrastes zwischen dem zarten Farbton und dem allgemeinen Erdton des vorjährigen Laubes.

Zuletzt stellt uns der Stöbberbach auf eine weitere Probe. In der offenen Internet-Karte war ein Querungssteg verzeichnet, doch nachdem der Weg jenseits der Schneise bis zur Unsichtbarkeit ausfranst, stehen wir vor dem munter fließenden Bach, dessen weiche Ufer ein Überspringen ausschließen. Zu unserem Glück hat der Sturm einen dicken Baumstamm so gelegt, dass man mit etwas Geschick ans andere Ufer kommt. Da das mit dem Geschick so eine Sache ist, dient ein kräftiger Ast als Stelze und Stütze, lässt ein trockenes Ende zu. Glück gehabt!

Wiesengrund gen Kagel

Nach ein paar Minuten an der Straße beginnt links eine Wiese, auf der sich gut gehen lässt. Links reicht der Blick weit, noch einmal zur Kirche von Kagel. Nach dem geduldigen Queren der stoßweise verkehrsreichen Bundesstraße beginnt nun ein breiter Alleeweg zwischen hohen Bäumen, der schnurgerade nach Zinndorf führt. Mit Laub in den Kronen ist er erheblich schöner, heute wirkt er noch etwas spröde.

Am Pferdehof bei Lichtenow

Vorbei an einigen Windrädern und mit dem Schlot des Ringofens im Blick ist bald der nächste Wald erreicht, an den sich ein gemütlicher Hof mit vielen verschiedenen Tieren schmiegt. Ein Pfad zweigt einladend in den Wald ab, doch ein Mädchen vom Hof ruft uns zu, dass der dort wieder rauskommt, wo wir herkommen. Ein später Osterhase stellt die Ohren auf, zögert kurz und haut dann in hohen Sätzen ab durch den verkramten Wald – eher wie ein Reh, das sich durchs hohe Korn gemächlich aus dem Staube macht.

Ringofen und Fledermaushotel in Lichtenow

Lichtenow

Etwas Aufmunterung wäre jetzt gut zu gebrauchen, am besten in Form von was Aufgebrühtem. Wir richten uns ein auf einem der Pritschenwagen der ausgestellten Lorenbahn, dessen schwarze Ladefläche die Sonne auf Wohlfühltemperatur gebracht hat. Nach dem Ausschwärmen zur Tanke gibt es nun einen kräftigen Schwarzen, dazu das erste Eis des Jahres unter freiem Himmel. Schräg gegenüber kommt vorabendliches Leben in den bunten Lichtenower Kiez. All das begleitet die Nachtigall vom Buscheck gegenüber, die manchen auf Krawall gekämmten Biketopf ohne Mühe übertönt.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
Regionalbahn oder S-Bahn bis Erkner, dann weiter mit dem Bus (nur Mo-Fr)(ca. 1 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): auf der B 1 (ca. 1 Std.)

Länge der Tour: 15 km (Abkürzungen möglich)(die Tour in der Karte und die Wegpunkte wurden angepasst, so dass Problemstellen vermieden werden und der Spannungsbogen stimmiger ist)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Information zu Lichtenow

Historischer Ringofen

Kleinbahn nach Lichtenow

Historischer Rundgang in Lichtenow

Information zu Kagel

Sportzentrum Kienbaum

Einkehr: Zum goldenen Lamm, Lichtenow
Indisches Restaurant Haweli, Lichtenow
weitere gastronomische Angebote an der Tankstelle
Imbiss im Straußenhof, etwas nördlich von Kagel

Reichenberg: Stöbbermühlen, schneller Kornduft und der Echsen-Schwank

Es ist Juli, und über Stadt und Land sorgen die blitzschnellen und verwegenen Mauersegler mit ihrem schrillen Pfeifen für eine verlässliche Bestätigung der Jahreszeit. Dasselbe gilt für die Grillen, die schon aus kleinsten Wiesenflächen unüberhörbar zirpen, und sei es nur der Mittelstreifen einer breiten Ausfallstraße oder ein vergessenes Wiesenstück an einer lauten Kreuzung. Dementsprechend intensiver sind ihre Klangteppiche über uferlosen Wiesen oder Weiden auf dem Lande. Die Sonne zeigt sich eher punktuell, doch wenn sie da ist, beeindruckt sie sofort mit hochsommerlicher Kraft.

Im mittleren Stöbbertal zwischen den Mühlen

Der Sommer hat in den letzten Jahren gezeigt, dass er Freude gefunden hat an Superlativen. Ausgedrückt hat er das diesmal nicht in Grad Celsius, sondern in selten gemessenen Werten der niederschlagenden Millimeter-Skala. Auf dem Wetterradar sah das aus wie ein erboster Strudel, den seine Suche nach sich selbst über ganz Norddeutschland gefangen hielt. Selbst im vergleichsweise winzigen Einzugsgebiet von Berlin gab es bei diesen Wetterereignissen enorme Unterschiede, so dass es in einzelnen Bezirken einfach nur sehr stark schüttete, währenddessen rund um Oranienburg binnen eines Tages so viel Wasser herunterkam wie sonst in einem halben Jahr nicht.

Zwischendurch gab es dann wieder arglose Phasen, und dieser Tage ist wieder ein gefälliges Maß an Sommerwetter erreicht, das fast jedem Geschmack etwas gerecht wird. Es ist die beste Zeit im Jahr für schöne Hochzeitsfeste, die nackte Schultern ermöglicht und Sonne auf dem Scheitel, Tanzen und Feiern bis in die morgendliche Nacht, beseeltes Schweigen unterm Sternenzelt beim Sound von tausend Grillen in den Wiesenhalmen. Leuten, die befürchten, sie könnten eines Tages ihren Hochzeitstag vergessen, empfiehlt sich in diesem Jahr der erste Tag des Monats Juli, doch nur wer schnell genug gewesen ist oder wen in der Verwandtschaft hat, der jemand kennt, wird seinen liebsten Menschen gewissermaßen frisch gebacken in den zweiten Juli führen.

Gräserner Kirchgang in Reichenberg

Als Ort für so einen besonderen Tag gibt es unzählige Möglichkeiten, die alle das hochrelevante Merkmal der ziemlichen Einzigartigkeit bieten. Wer dabei glaubt, mit Fähren oder Leuchttürmen, Schlössern oder Bohrinseln oder gar historischen Ruinen wäre es im Wesentlichen getan, kann sich gern noch überraschen lassen. Zum Beispiel von übergroßen, teils ächzenden Metall-Skulpturen, die imposant weit verstreut auf einer endlosen Wiese stehen, benachbart zu drei zauberhaften Rückzugsorten komplett verschiedener Größe. Oder einem wunderschönen Saal mit eigenem Strand zum Müggelsee, mitten in der Stadt Berlin.

Wenn nach einer Woche der Nachhall all der schönen Erinnerungen und wohligen Töne langsam leiser wird, da irgendwo im Hinterkopf, wird es manche gleich zur nächsten Hochzeit ziehen, andere in die grüne Stille. Geeignete Zutaten, die bestens in den Sommer passen, wären zum Beispiel ein saftig grünes Bachtal von Romantik und Zurückgezogenheit auf der einen, duftende und winddurchwogte Kornfelder auf der anderen Seite. Dazwischen ein paar Dörfchen und auch Mühlen, gerne auch ein Einkehrort direkt am Weg. Eine entsprechende Datenbank-Abfrage würde neben anderen das Stöbbertal ausgeben.

In der Kornduftschneise hinter Reichenberg

Die Stöbber ist keine dreißig Kilometer lang, doch sie verbindet verschiedenste Landschaften. Da ist zunächst das flache Rote Luch bei Strausberg, unscheinbar und schön. Die stöbberschen Wasser trödeln von hier in zwei grundverschiedene Richtungen und adeln das Luch damit zur Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Später fließt der oderstrebige Arm durch das mittelgebirgig anmutende Zentralmassiv der Märkischen Schweiz, zuletzt dann durch die reichhaltige Teichlandschaft bei Altfriedland, die Unmengen von Vögeln als Brut- und Rastplatz dient. Zwischen den letzten beiden zieht sich in tiefer Idylle das mittlere Stöbbertal und bietet einen sanften und genießerisch langgezogenen Übergang von der höhenmeterfreudigen Schweiz zur hügeligen Ringenwalder Heide an. Die wiederum gibt Anhängern der frühesten Blümchen eines jeden Jahres viel Anlass zu kleinen spitzen Seufzern.

Es gibt einige Landschaften, denen man das Prädikat „Nummer Sicher“ verleihen könnte, wenn es um einen schönen und auch runden Tag geht unter freiem Himmel. So auch dieser Teil des Stöbbertals. Damit die Kornfeldquote stimmig ist, empfiehlt sich als Startpunkt eines der nördlich gelegenen Dörfer. Zum Beispiel Reichenberg.

Zustieg zur Einkehr an der Pritzhagener Mühle

Reichenberg

Über Reichenberg liegt Stille. Zwei Pferde trotten nach Hause, genauso viele Bengels hängen ihre Angelhaken in den Teich und irgendwo fegt jemand irgendwas. Das einzig Dialogische kommt von den Hühnern hinterm wiesengrünen Kirchgang, über dem die Kirche auf dem Hügel lagert, wie auf einer Insel.

Gleich hinterm Dorf weht einem der kräftige Wind den erhofften Sommerduft nach gut gereiften Ähren direkt in die Nüstern. Ein Weg lockt in die Wiesen und verliert hinterm Galgenberg an Höhe. Seinen Rand säumt die blauweißgelbe Feldrandmischung dieser Wochen, und voraus liegen gefällige Landschaften in vielfältiger Abwechslung und perfekter Anordnung – als hätten sie sich in Pose geworfen für das Auge des Betrachters. Unten im Wald duftet es würzig nach regengesättigtem Erdreich, und gleich danach kommt uns der Weg abhanden. Ist nicht mehr übrig zwischen Mais und Gerste. Ein netter Trecker hat jedoch ein paar Meter westlich eine gangbare Spur gelegt, durch die sich lautstark staksen lässt, mit ständigem Gekitzel von den langen blonden Grannen.

Schattige Passage im Stöbbertal, ganz dicht am Bach

Pritzhagen

Dass die Alternative auf der Straße kein Problem wäre, zeigt sich auf dem kurzen Stück zum Abzweig nach Pritzhagen. Kaum Autos sind hier unterwegs und man läuft wie auf einem Kamm, mit weitem Blick und scheinbar über allem. Über allem liegt auch das Dorf Pritzhagen. Ein Mädchen schlägt mitten auf der Straße makellose Räder, so unbeschwert und ergiebig, als wenn schon Ferien wären im Lande Brandenburg. Hinten am Teich bei der Kirche ist heute die Ostsee-Quadrille zu Gast, ein zerfasert abgeparkter Convoi von Anhängern und Zugmaschinen, der offensichtlich mit Pferden zu tun hat. Ein großer Mann in Schwarz ist mit seinem großen schwarzen Pferd scheinbar in denselben Traum versunken.

Gabelung an der alten Eiche

Direkt hinterm Dorf fällt die Straße entlang einer saftigen Weide ab, bald schon stärker, links gähnt ein steiler Waldhang. Ein Fröschlein, kleiner als ein Hemdknopf, quert behende die Straße. Geschlagene fünfzig Höhenmeter weiter unten ist am Tornowsee der tiefste Punkt erreicht. Kurz überm Wasser hängt an einer einladenden Badestelle ein langes Tau und kann speziell im Sommer hilfreich sein, wenn man das Loslassen üben will. Nach dem nächsten Abbiegen hört man sie dann endlich rauschen, die Stöbber, die hier mit einer tosenden Fallstufe ihre verträumte und kurvige Passage durch den Wald beendet. Das andere Ende liegt beim Schweizerhaus am Rand von Buckow.

Eine der schönsten Rastbänke, Stöbbertal

Pritzhagener Mühle

Ob nun hungrig oder nicht, auf jeden Fall sollte man sich den Ver- und Gebotsschildern trotzend zur benachbarten Pritzhagener Mühle durchschlagen und bei einem kräftigen Kakao diesen wunderschönen Ort genießen, der dank seiner vordergründigen Hintergrundmusik verlässlich von einer süßen Melancholie umweht wird. Obwohl hier keineswegs alles perfekt ist, birgt dieser Ort leichtes Suchtpotential. Gleichermaßen schön ist es vorne draußen, innen drinnen und hinten unten. Wobei hinten unten auch nah dran ist an den Stöbberflächen und dieser Tage eher gut, wenn man kleine Dosen Blut loswerden will. Schilder besagen, dass es hier ab 16.30 Uhr nur Champagner gibt und Kaviar nach Gewicht – vielleicht schreckt das ja erprobt die Mücken ab.

Brummochsen mit ähnlichen Frisen im mittleren Stöbbertal

Während wir sitzen und schlürfen, spielt sich rund um den gepflasterten Türbereich eine hinreißende und tragikomische Szenerie des Verpassens ab, wie in einem Theaterstück, wo ständig die Türen klappen und alle aneinander vorbeirennen. Insgesamt sind drei Darsteller beteiligt, die sich alle zum Verwechseln ähnlich sehen und von jetzt auf gleich mit dem Granitgestein der Katzenköppe verschmelzen können oder so in einer der Zwischenfugen versinken, dass passierende Kundschaft keine Gefahr darstellt. Letztlich laufen alle Verabredungen schief und die drei Eidechsen verlassen den Schauplatz in drei grundverschiedene Richtungen.

Dezente, doch eindeutige Einladung in den Garten der Besinnung, Eichendorfer Mühle

Hier beginnt nun dieses Wegstück, das zu den Klassikern brandenburgischer Spazierwonnen zählt. Auf knapp vier Kilometern ist im steten Wechsel so viel Schönheit und Idyll versammelt, dass es im Schlurfschritt das Füllhorn eines einzigen Tages zum Überlaufen bringen kann. Tiefer, kühler Wald mit zufließenden Bächen wechselt mit ausschweifenden Wegkurven um üppige Wiesen, einzelstehende Kroneneichen leiten direkt über zu sommerlich bunten Wiesenhängen mit einer der schönsten aller Rastbänke. Im nassen Weidegrund der Stöbberaue stehen knuffige Galloways, denen die Halme bis zur halben Körperhöhe reichen, und sorgen wortkarg für etwas Ordnung.

Balken für die Ewigkeit, Eichendorfer Mühle

Eichendorfer Mühle

Kurz vor der Eichendorfer Mühle liegt hinter einer unverschlossenen Pforte ein sorgsam gestalteter Garten, ganz ohne Verbotsschild. Im Garten der Besinnung gibt es neben einem Teich ein Wassertretbecken und einen schönen Barfußpfad sowie verschiedenste Gärten mit Beschriftungen für Neugierige. Die Eichendorfer Mühle selbst dient als vielschichtiges Therapiehaus, wo fern von allem der Weg von der Abhängigkeit in die Unabhängigkeit begleitet wird. Der Garten und sein hervorragender Zustand sind ein ständiges Ergebnis dieser Prozesse.

Grobkörniges Stillleben im Mühleninnern, Eichendorfer Mühle

Auch die eigentliche Mühle lädt ein mit weit offener Türe und ermutigendem Kopfnicken von jedem, der einem über den Weg läuft. Feldsteinmauern und dickes Gebälk vermitteln ewige Stabilität. Ein Mühlrad dreht sich hier nicht mehr, doch innen wirft schon der erste Schritt auf den knarrenden Bohlen das Kopfkino an, unterstützt vom knochentrockenen Duft betagten Holzes, wie man ihn auch auf alten Dachböden oder in kleinen Holzkirchen wahrnehmen kann, und dem Anblick riesiger Zahnräder aus hartem Holz.

Freier Blick nach dem Aufstieg

Der folgende Austieg aus dem Bachtal gestaltet sich nun haarig, da alle Mücken, die uns bisher verschont haben, hier zusammengefunden haben und zusehen, wie jede zu ihrem Stich kommt. Dazu kommen noch diese kleinen klebrigen Viecher, die man so gut wie gar nicht abstreifen kann. Die führen zwar nichts im Schilde, doch loswerden möchte man sie dennoch. Jeder hat im Augenblick ein paar Hände zu wenig, um der Sache Herr zu werden, also sehen wir zu, auf dem durchweichten Boden oder zwischen den Pfützen schnellstmöglich und aufrecht vorwärts zu kommen und die feuchte Niederung zu verlassen, hin zu lichtem Wald mit etwas Wind.

Blick zu den Kreuzbergen bei Julianenhof

Oben ist es besser, der erhoffte Wind wirklich da, und die Mücken bleiben ihrem Tal treu, da dort insgesamt mehr zu holen ist, auch haben viele ihre Chance genutzt. Weit oben knarren die windgebeugten Stämme der Kiefern aneinander und sorgen gemeinsam mit dem lästernden Krächzen von Hähern und Krähen für etwas Unheimlichkeit, trotz all des Lichts. Bald öffnet sich nach links wieder die Weite der Kornfelder und liefert den dezenten Duft als große Rahmenhandlung dieses Tages.

Der letzte Weg zeigt uns nochmal die Harke. Diesmal ist kein Ausweichen ins Feld möglich, da struppiger, gereifter Raps nicht mehr als ein paar Meter zu durchschreiten ist, ehe alle Bewegung zum Erliegen kommt. Hier hilft auch keine Trecker-Spur. Die wunderschöne Busch- und Baumallee ist nicht zugewachsen, doch durch den Regen der letzten Wochen ist alles in die Höhe geschossen. Vor uns liegt also eine Dreiviertelstunde Storchengang, und das mit tagesmüden Beinen. Jemand muss vor kurzer Zeit hier langgefahren sein, und so bleibt der Trost, der in vielen Fällen bleibt: es könnte schlimmer sein.

Kindliche Streuobstwiese von übermorgen, kurz vor Reichenberg

Kurz vor Reichenberg wurden auf sanften Wiesenhängen winzige Bäumchen eingelocht, nicht viel größer als ein langer Wanderstock, die einmal eine schöne Streuobstwiese abgeben werden. Am Dorfrand schauen uns dann von oben lustige Köpfe an, hinter einem Gürtel aus Schafen und an langen Hälsen. Zwei Bewohner einer Straußenfarm zeigen ihre Neugier und stelzen hinterm hohen Bohlenzaun hin und wieder her. Irgendwo im Wiesenschatten sitzt eine unentdeckte Katze.

Neugieriger Blick von hinter den Schafen

Die Jungs am Dorfweiher sind immer noch beim Angeln, jetzt an einer anderen Stelle. Zum Abend wird der Wind nun leiser, die Grillen gewinnen an Präsenz, und in das Farbenspiel des Abendhimmels ganz im Westen drängen von irgendwo Gewitterwolken. Eine letzte Lerche tobt sich noch aus, so kurz vor Feierabend, sinkt langsam tiefer und gibt schließlich Ruhe für die Ruhe vor dem Sturm.

 

 

 

 

 

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): wochentags S-Bahn nach Strausberg Nord, dann mit dem Bus (ca. 1,5-1,75 Std., mehrere Verbindungen tägl.); am Wochenende keine Verbindung

Anfahrt Pkw (von Berlin): Landstraße über Strausberg (ca. 1,25 Std.)

Länge der Tour: ca. 17 km (Abkürzungen gut möglich); der gezeigte Track ist (wie die Download-Wegpunkte) frei von Problempassagen

Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)
(A-C nur außerhalb der Vegetationsphase zu empfehlen)

Links:

Informationen zur Gemeinde Märkische Höhe

Oberbarnimer Feldsteinroute

Eichendorfer Mühle

Fledermausmuseum Julianenhof

Straußenfarm Reichenberg

Einkehr:
direkt an der Route:
Pritzhagener Mühle (vor allem Fisch)
Gasthof Pritzhagen (in Pritzhagen am Teich, nur mittags geöffnet)

Gasthaus Fischer, Bollersdorf