Archiv der Kategorie: Oder-Spree

Beerfelde – Pfade im Hang, Tau im Bild und der gelochte Pfad

Nass kam es daher, das Frühjahr, und auch kalt ­ – bis zum ersten Wochenende im Mai. Dann endlich war es soweit, dass man sich trauen konnte, die Heizperiode endgültig für beendet zu erklären oder zumindest so zu tun. Der Natur hat es in mehreren Hinsichten gut getan mit manchem Regen und herausgezögerter Sommerhitze, und so hat sich der Mai von Woche zu Woche zu mehr Üppigkeit entwickelt, im Schlepptau all die kräftigen und aromatischen Düfte, die in schönsten Mischungen zu inhalieren waren.

Doppelallee nach Trebus

Erst wurde es grün und grüner noch, in unzähligen Schattierungen, dann kamen all die Farben hinzu, und so fühlt man sich schon regelrecht angekommen im Sommer. Treue Langzeitbegleiter wie Lärchen, Nachtigallen und Kuckucke sind alle noch zu hören, die Mauersegler und auch die ähnlich konstruierten Schwalben wecken mit ihren ganz verschiedenen Tönen weltweit gültige Sommer-Assoziationen. Die erste Hitzewelle ist geschafft, und so ist man schon ein wenig gewappnet für die nächsten Phasen jenseits der Dreißig-Grad-Marke.

Hangstufen in Trebus

Dennoch ist an jedem neuen Draußentag unklar, ob man sich eherfür Frühling oder Sommer bekleiden sollte. Am besten packt man eine Mischung ein, justiert vor Ort nach und hat eben einzwei Pfund mehr im Rucksack, über die man sich in der zweiten Tageshälfte womöglich wieder freut. Denn so recht berechenbar ist das Wetter noch lange nicht.

Badestelle am Ostufer des Trebuser Sees

Was in diesem Jahr vom Mai in den Juni gerutscht ist, zumindest in vielen Landstrichen Brandenburgs, sind die bunten Kornränder mit der erhofften Farbkombi aus Mohn, Kornblume und etwas Weißem. Das kommt in diesem Jahr verstärkt und gern auch flächig solo in Form großköpfiger Margeriten, die hier und dort ganze Wiesen eindecken. Naja, und dann noch die ganzen anderen Akzente aus dem Blau-Lila-Bereich, die Auge und Blick ganz wunderbar verwöhnen. Die Linden fangen an zu duften, ebenso die Robinien, und darunter mischt sich der mal süße, mal herbe Geruch des Korns, das nass oder trocken auch noch anders riecht.

Lupinenfeld vor Beerfelde

So seltsam die Pandemiezeit war, soweit vergessen und zurückliegend erscheint sie für jene, die nicht oder nur leicht betroffen waren, und so reicht es nur noch für ein verwundertes Kopfschütteln, wenn man am Schaufenster eines leergeräumten Testzentrums vorbeiläuft und sich kurz erinnert, dass es das mal gab und dass es mal sehr relevant war. Zu spüren sind die Nachwehen dieser Zeit schmerzlich für die von den Jahren ohnehin gebeutelte Gastronomie vor allem auf dem Lande, die jetzt wieder richtig loslegen könnte und auch gern würde – doch durch die Personalsituation massiv oder bis zum Stillstand ausgebremst wird und immer wieder Kundschaft wegschicken muss. Man wird sich dauerhaft daran gewöhnen müssen, nach Möglichkeit im Vorfeld anzurufen und zu reservieren.

Dorfteich in Beerfelde

Beerfelde

Beerfelde ist ein schönes Angerdorf mit leicht erhöht gelegener Kirche, zwei schönen Teichen auf dem Anger und dazu passend einer Handvoll Parkpfaden, zwischen denen sich Bänke, baumschattige Wiesen und rundbunte Bienenweiden finden. Auch eine kleine Eisdiele gibt es, einen Dorfladen und einen Friseur, nicht zuletzt am Ortsrand noch ein großzügiges Freizeitgelände mit buchtigem Weiher anbei.

Bunte Weide für Sechsbeinige, auf dem Beerfelder Anger

Die Dorfteiche sind gut gefüllt, was wohl dem regenreichen Frühjahr zu verdanken ist, und die im Böschungsgras eingesunkenen Enten guter Dinge. Auf den kreisrunden Bienenweiden, deren schreitende Umrundung um die dreißig Sekunden in Anspruch nimmt, ist wenig Betrieb. Das erklärt sich durch die vielen Linden am Anger, in denen sich der Schallpegel zahlloser Flügelpaare umso mehr summiert.

Wäldchen hinter Beerfelde

Auch im Klärteich am Freizeitgelände sind ein paar Enten unterwegs, vom Gelände selbst kommt gerade jemand mit einem Handwagen voller Angelruten und sieht stark nach Feierabend aus. Kurz darauf entlässt uns der Weg aufs freie Feld und verschenkt erste Weitsichten. Die Landschaft liegt in leichten Wellen, Felder in verschiedenen Reifestadien leuchten in Grünschattierungen, dazwischen pausieren braune Flächen mit blanker Ackerscholle oder abgeerntete Stoppelfelder.

Doppelweg nach Trebus

Das erste Wäldchen verströmt beim Eintritt einen intensiv würzigen Waldduft, der Aromen von Laub- und Nadelbäumen mit regengesättigter Erde und nassem Bodengrün mischt. Man atmet tief und wünscht sich mehr Lungenvolumen. Am folgenden Waldrand wachsen vereinzelte Kronenkiefern, die meisten noch nicht höher als eine Straßenlaterne. Zwischen den langen Nadeln stecken froschgrüne Kiefernzapfen, die aus der Nähe fast etwas exotisch aussehen und kurz die Frage anreißen, wann man zuletzt einer Ananas zu Leibe gerückt ist.

Mittelhistorisches in Trebus

Einen leicht verwachsenen Weg und ein Feld weiter steht der Raps mannshoch mit knackig-prallgefüllten Trauben – man meint, beim Daraufdrücken würde direkt das goldene Öl herausspritzen. Doch so einfach ist es ja dann doch nicht … Gleich gegenüber gibt es nun den sehnlich erwarteten Kornfeldrand mit reichlich Mohnblumen, die in den letzten Wochen kürzer kamen als erhofft.

Mediterrane Hangstufen am Seeblick

Ein kleines Phänomen ist der schnurgerade Weg zwischen Jänickendorf und Trebus, der klar nach ehemaliger Bahntrasse aussieht, doch wohl keine war. Für Leute auf Drahteseln gibt es ein makelloses Asphaltband, nach Osten hin oft windgeschützt durch verschiedene hohe Büschungen. Ein paar Meter parallel dazu läuft als Alleegasse, später lose begleitet von kräftigen Obstbäumen, großen Rosenbüschen und betagten Holundern eine alte Straße, die immer wieder ihr unversehrtes Pflaster durchscheinen lässt. In Sichtweite von Trebus öffnet sich der Blick.

Waldrand hoch überm See

Zwischen beiden Wegen liegt ein breiter Streifen, wild wiesenbewachsen, auf dem in regelmäßigen Abständen kräftige Stämme abgelegt wurden. Die liegen dort schon länger oder noch viel länger und bieten allerhand Tieren und Organismen ein gutes Zuhause. Ein paar sind schon auf dem Weg zum Mehl, andere noch im selbststützenden Mulm und ein paar lassen noch ein festes und resonantes Klopfen auf Holz zu. Jeder von ihnen taugt als Fotomotiv und adelt das ohnehin bemerkenswerte Spurenpaar.

Badebucht am Trebuser See

Trebus

Trebus ist ein kleines Phänomen – hier und da im Dorf und rund herum hat man das Gefühl, in einem Urlaubsörtchen zu sein, kann sich das rege Treiben zu vergangenen Zeiten gut vorstellen, vielleicht vergleichbar der Atmosphäre im Dörferpaar Alt Zeschdorf/Hohenjesar, das nicht weit von Frankfurt/Oder liegt. Bei Trebus heißt die nahe Stadt Fürstenwalde/Spree. Das Schloss gibt es hier zwar schon lange nicht mehr, Teile seiner Bausubstanz bestehen jedoch in manchem Wohnhaus fort. Auf dem ehemaligen Gutsgelände gab es in der Nachkriegszeit groß angelegte landwirtschaftliche Nutzungen in Formen von Maschinen-Traktoren-Stationen und sachverwandten Einrichtungen.

Buchen an der Südspitze des Sees

Heute ist dort ein Verein untergebracht, der auf reichlich Fläche Fahrzeuge, schwer verrückbare Kunst-im-Stadtraum-Objekte sowie DDR-Gebrauchsgegenstände sammelt, auch eine alte Tankstelle und ein gelber Zeitungskiosk gehören dazu. Ein goldener Lenin, schwer wie ein Mopped, steht gegenüber einem ungoldenen, der noch einiges schwerer sein dürfte.

Dort übrigens, wo einmal hoch über dem See das Schloss stand, wurde nur wenige Jahre nach Kriegsende eines der ersten Kulturhäuser der DDR errichtet, das mit seiner breiten Glasfassade zum See hin als sehr gelungen galt.

Trebuser Graben in voller Breite

Auch das Restaurant, welches heute das Gebäude nutzt, gibt einen besonderen Ort ab, nicht nur des schönen Ausblicks und der erhabenen Lage wegen. Mit dazu bei tragen auch große Geländestufen, deren Flanken kunstvoll aus Flachgestein gemauert wurden und von unten gesehen äußerst mediterran wirken. Ganz oben, gleich neben dem vorderen Biergarten, thront ein Pavillon, der uns nun vor dem angekündigten Regen schützt, der pünktlich um zwei ansetzt. In dieser fürstlichen Lage versorgen wir uns aus dem Rucksack, da im Restaurant ohne Reservierung leider wirklich nichts zu machen ist – die Bude ist rammelvoll und die paar Leute vom freundlichen Personal kommen kaum hinterher. Naja, es ist auch Wochenende und Mittagszeit …

Betonpfad am Trebuser Graben

Besonders ist die Topographie von Ort und See, die man von ihrer Gestalt her eher ins Ruppiner Land packen würde. Nahe der Spree dürfte es sowas wohl nicht noch einmal geben. Der wunderschöne, leicht gewundene Trebuser See versinkt tief in der Landschaft, ruht in einer ausgeprägten Rinne und verhilft vielen Grundstücken im Ort zu einer leicht spektakulären Hanglage, die von den Eignern mittels angelegter Terrassen und steiler Stiegen genussvoll ausgelebt wird. Eine Horde von Radfahrern flüchtet sich zu uns unter den Pavillon, plant wortreich den weiteren Weg bis ins Spreetal und verpackt minutenlang dieselbe Information in immer wieder neuen Sätzen.

Talgrund gen Fürstenwalde

Beim Abstieg über die gediegene Treppe, die am Seeufer endet, fallen die letzten Tropfen, vielleicht ist es auch nur das Nachregnen von den Bäumen. Der Zimtschneckenzucker lässt sich mit einem beherzten Wuscheln durch den nächsten Busch von den Händen waschen und unten können die Schirme dann gleich wieder weggepackt werden, fürs Erste zumindest. Ein kurzes Stück geben wir uns dem urigen und sehr romantischen Uferpfad hin, der nah am Wasser durch den dichten Laubwald buckelt. Rechts erhebt sich steil die Flanke und lädt mit immer wieder neuen Pfaden und Stufen zum Aufsteigen ein.

Badesteg am Ostufer

Auch diese unzähligen Pfade und Querwege sind es, die an den Urlaubsort denken lassen und an eigene Episoden aus der Kindheit, die in ähnlichen Kulissen spielten. Ein Phänomen am Trebuser See sind die vielen Stege und Badestellen, von denen nur die allerwenigsten in der Nähe eines Parkplatzes liegen. Nirgends gibt es Verbotsschilder, und eine Stelle ist schöner als die andere, das Wasser klar, der Boden darunter sympathisch und einladend und der Spiegel des Sees mal blau, mal klar oder auch türkis.

Uferhöhenweg mit dicken Bäumen

Es ist nichts einzuwenden gegen den unteren Weg, doch zum einen wollen wir später am Gegenufer nah am Wasser bleiben, zum anderen verwöhnt auch der obere Weg, der zwischen Waldrand und Kornfeld verläuft, großzügig mit Reizen. Die Kombination aus drohendem Gewitterhimmel und fast platinblondem Korn haben wir so noch nicht gesehen, die Duftschwaden vom blattnassen Hangwald und dem leise säuselnden Korn vermischen sich in immer wieder neuen Varianten. Wo der Wald dem Feldrand Schatten spendet, sind die Ähren saftig grün, jenseits davon dann so leuchtend hell wie beschrieben.

See nach dem letzten Schauer

Der Weg taucht schließlich in den Wald ein, durch das dichte Grün ergibt sich das Gefühl einer Hohlgasse, aus der es an allen Ecken tropft. Die Badestellen locken, doch irgendwie fehlt noch eine Kleinigkeit an Sommer, dem auch nachzugeben. Wie es sich auch am Ostufer fortsetzen wird, verfügen die meisten Reingehstellen über ein romantisierendes Element in Form eines gestürzten, rindenkahlen Baumes mit oder ohne große Bogengeste. Manchmal ist es auch eine kleine Steilkante, ein buchtumschmeichelndes Schilfarrangement oder ein reglos im Bild hängendes Tau mit fettem Knoten. Ein paar Enten steuern gelassen gen Seemitte und zeichnen makellose Pfeile auf den Wasserspiegel.

Uferhöhenweg am Ostufer

Am Südende des Sees folgt der nächste Regenschauer, und wieder steht ein großer Pavillon bereit, mit Bänken, die so breit sind, dass man hier halbwegs bequem ein Mittagsschläfchen machen könnte. Mal abgesehen von den Mücken, die heute trotz drückenden Wetters und reichlich flachem Wasser kaum präsent sind, erstaunlicherweise. Im Schilf der Nordbucht sind viele kräftige Vogeltöne zu hören, aus dem Uferboden wachsen kräftige Stämme von Buchen, die ja bei Gewitter als gute Gesellschaft gelten.

Großer Badestrand an der Nordspitze

Trebuser Graben

Das Rinnsal des Trebuser Grabens, der in zeitweiliger Verbindung zur nahen Spree steht, quert unter einem Steglein den Pfad, der hier kurioserweise in ostzonale Lochplatten gefasst ist. Nach rechts öffnet sich ein weiter Wiesengrund, der unter dem Dunst des frischen Regens dampft.

Kurz danach beginnt nun der östliche Uferweg, welcher ebenso schön ist wie sein Gegenüber. Auch hier gibt es also schöne Badebuchten mit gestaltendem Element, auch hier zahlreiche Stege ohne Verbotsschilder, und auch hier zieht sich mancher Pfad den nicht ganz so steil ausfallenden Hang hinauf, als gäbe es oben am Waldrand irgendwelche Weganbindung. Ein Angler folgt der Spitze seiner Rute, die ihn womöglich zum nächsten guten Fanggrund wünschelt.

Hohlweg am Feldrand

Im Unterschied zum Gegenufer verläuft der Weg bald als reizvoller Höhenpfad, der trotz dichten Blätterkleides immer wieder schöne Blicke auf den See erlaubt. Begleitet wird er von teils kräftigen Baumstämmen, einer von ihnen ist frisch umgestürzt, liegt quer über den Weg und fordert einen ausladenden Schritt über den moosbedeckten Stamm ein. Ein massives Metallgeländer begrenzt eine mit Planken befestigte Stelle, ohne ersichtlichen Grund.

Von einer der Badestellen lässt sich über den Wasserspiegel weit nach Süden schauen, und auch der See liegt jetzt leicht unter Dampf. Gegen Ende sind am jenseitigen Ufer die großen Stufen mit ihren Mauern zu sehen, darüber der Pavillon mit seinem kleinen Findlingsfeld davor. Hatten wir vorhin gar nicht wahrgenommen.

Waldrandweg gen Friedhof

Trebus

Am großen Badestrand steht unweit einiger Wildgänse mit Brillen um die Augen ein Mann im besten Alter, der in einem altmodisch wirkenden Badeanzug dem See entstiegen ist und so aussieht, als wäre er einer Schwarzweiß-Fotografie mit gezackeltem Rand entwichen. Die Abtrockenphase wirkt rituell und durchdacht, der Blick wird dabei nicht vom See gewandt.

Zwischen den Feldern

Jenseits der Straße beginnt der Weg unterhalb einer der erwähnten Bungalow-Siedlungen, deren Grundstücke in mehreren Stufen über den Hang verteilt sind und Blick auf den stillen Wiesengrund des Trebuser Grabens haben, der sich hier und da mittels eines Stegleins überwinden lässt. Die Anlage der Grundstücke sowie die Hütte darauf sind meistenteils schön und besonders, und fast immer gibt es auf jeder Hangstufe einen besonders einladenden Ort zum Sitzen. Ein waldiger Pfad führt halbwegs steil hinauf und endet oben bei den Plattenbauten, die irgendwie zu jedem DDR-Dorf mit landwirtschaftlicher Zentralfunktion gehören.

Fernes Kornfeld

Der Weg durch das Wäldchen am Ortsrand endet wieder in Hohlgassenanmutung und zeichnet nun abermals zwischen dichtem Laubwald und hoch stehendem Korn den Waldrand nach. Hinten braut sich das nächste Gewitter zusammen, dann und wann leise grollend. Am Friedhof kühlen wir uns am Wasserhahn kurz die Hände und retten einige der frisch in den Bottich gefallenen Bienen vom Wasser ins Gras.

Robinen-Pflasterweg

Nach einem Stück Landstraße beginnt rechts ein Fahrweg, der nach und nach wiesiger wird. Die Landschaft ist auch hier leicht gewellt, dadurch sehr anmutig, dazu gesellt sich die Farbenpracht der übersichtlich verteilten Blüten und das Gelb des Rapses vor dunkelblauem Himmel. Im Norden wogen gelbe Kornfelder vor grünen und auf dem Weg zum nächsten Wäldchen reichen manche der Pfützen quer über den Weg. Vorbei an einem Lupinenfeld mit eingestreuter Kamille kommen wir zu einer von früher bekannten Baumgasse aus Robinien. Auch hier sind die Bienen in den Wipfeln klar zu hören.

Kopfweiden vor Beerfelde

Draußen vom Feld steigt ein Raubvogel hoch, auf den ersten Blick sowas wie ein Adler, nach Größe, Körper- und Schwanzform dann doch eher etwas kleineres. Mit einem Mal sind es zwei, dann drei und zuletzt sechs von ihnen, die sich hier wohl eine größere Mahlzeit teilen.

Allee ins Nachbardorf

Auch dieser klassische Verbindungsweg von Dorf zu Dorf ist kopfsteingepflastert, was nur in Gefällepassagen sichtbar wird. Der Robinienschatten mit seinem besonderen Licht ist herrlich, der Boden dicht bedeckt mit Blütenlaub, das der Regen heruntergewaschen hat. Am Ende der Robinien wird der Blick nun offener, den Weg begleiten jetzt vereinzelte Kopfweiden, deren Stammumfang abzumessen es bei manchen die Armspannen einer Großfamilie bräuchte. Auch hier liegen große Pfützen auf dem Weg. Zuletzt stehen noch ein paar betagte Apfelbäume am Rand, gerade nah genug am Dorf, um zur Erntezeit von den Hiesigen besucht zu werden.

Beerfelder Kirche

Beerfelde

Am Rand von Beerfelde steht noch einmal roter Mohn vor der mitteljungen Lindenallee nach Schönfelde und gibt ein schönes Kalenderfoto ab. Im Dorf herrscht einiges Hin und Her, Ankommen und Auspacken, auch am Spielplatz bei der Kirche ist noch gut Bewegung. Beim quattrofunktioalen Salon Landfein hingegen liegen die Scheren und Feilen nun bis Montag still. Doch drüben beim Eiscafé, das noch bis weit nach sechs geöffnet hat, da sind noch einige Augen am Leuchten.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
Mo-Fr Regionalbahn bis Fürstenwalde/Spree, dann mit dem Bus; alternativ Mo-Fr Regionalbahn bis Müncheberg, dann mit Bussen (1,5 Std.); am Wochenende keine Verbindungen

Anfahrt Pkw (von Berlin): auf der B1 bis Müncheberg, dort rechts Richtung Fürstenwalde/Spree (1,25-1,5 Std.)

Länge der Tour: ca. 17 km (Abkürzungen mehrfach möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Informationen zu Beerfelde

Verein der IFA-Freunde Trebus (historisch-nostalgische Sammlung großer und kleiner Dinge)

Badestelle am Trebuser See

Einkehr: Eiscafé Lewerenz (gegenüber auch der Dorfladen), Beerfelde
Seeblick, Trebus (z. Zt. unbedingt rechtzeitig vorher reservieren)

Neubrück: Laute Schirme, leuchtendes Moos und die Spree in Eile

Nach mehreren nassen Tagen ist auch für heute Regen angesagt, und zwar von früh bis spät und dann noch weiter. Das Wetterradar zeigt fast nur drohend dunkles Blau. Kein Tag also, an dem man unbedingt rausgehen möchte.

Wasserwanderrastplatz, Neubrück an der Spree

Die Vorboten des Vorvorfrühlings zeigen sich hingegen zustimmend, nehmen die Durchtränkung des oberen Bodens dankend an und senden in den mildesten Momenten des Tages schon mal duftende Hoffnungsschimmer für alle Wintermüden aus. Ein kleiner Duft von allererstem Wachstum und aufgebrochenem Erdreich, freigelegt durch einen kurzen Sonnenstrahl. Oder die Senke eines winzigen Bachsals, dessen im Tiefen hängende Frischluft kurz aufgewirbelt wird.

Im Walde südlich von Neuhaus

So grau der Tag ist, betont er umso mehr jede Schattierung von Grün. Das gilt schon für die weiten Wiesen zwischen den Waldstücken, im Wald dann noch mehr für das gründunkle Nadelwerk oder von Flechten bedeckte Ästeleien. Die weiten Moosteppiche schließlich sind vom tagelangen Niederschlag aufgeladen und quietschen ihr kräftiges Grün regelrecht heraus, leuchtend und intensiv wie eine Neonreklame. Obendrüber sind immer wieder all die großen Vögel zu hören, welche der Landstrich bietet. Das ist in dieser Ausfertigung eher ungewöhnlich für die Spree – doch zur Oder ist es ja nicht weit. Doch von wo eigentlich?

Die volle Spree unweit des Wehres, Neuhaus

Nördlich von Beeskow kommt die Spree ins ausladende Mäandern, schlägt große Bögen von einem Waldrand zum anderen und sorgt so für weite Wiesen, die als Auwiesen durchgehen sollten. Leicht hügelig ist das Gelände, und so ergibt sich ein liebliches und einladendes Landschaftsbild, wo es an jeder zweiten Wegscheidung schwerfällt, sich für einen der Wege zu entscheiden. Bevor der Fluss von Nord auf West dreht und den Oder-Spree-Kanal ein ganzes Weilchen unterbricht, passiert er Neubrück, später noch Drahendorf, beides hübsche Dörfer.

Aufgemoppelter Saalbau nahe der Schleuse, Neuhaus

Neubrück

Wobei Neubrück schon deutlich Niederlausitz atmet. Die ist zwar noch eine Ecke entfernt, doch manches an diesem Dorf erinnert an verschiedene Stellen dort. Neubrück hat zwei Kerne, deren östlicher Neuhaus heißt. Dort liegt mit der hübschen kleinen Zugbrücke die Schleuse, in deren Süden der Wergensee. Vom Ortsausgang führt ein Sträßchen auf direktem Wege nach Müllrose. Einmal der schnurgeraden Dorfstraße in die Gegenrichtun gefolgt landet man im eigentlichen Ortskern mit der Spreebrücke und dem direkt benachbarten Café. Bushaltestellen haben beide Ortsteile.

Plausch an der Schleuse, Neuhaus

Eine der eigenen Erfahrungen, die an die Niederlausitz denken lassen, sind die ganzen Frühblüher, die es hier Mitte Februar schon zu sehen gibt. Neben den gelben Winterlingen, den weißen Schneeglöckchen und den zumeist violetten Krokussen finden sich sogar schon ein paar allererste Märzenbecher, die von Bauform und Design her so formvollendet und anmutig sind, dass es sie eigentlich in Wirklichkeit gar nicht geben kann. Wer noch nie mit so ein Blümchen auf Augenhöhe war, dem kann ich dieses in die Knie gehen nur empfehlen.

Neuhaus

Die Schleuse liegt still unter dem kaum vernehmbaren Rauschen des Niesels, kein Mensch ist zu sehen und die Vorstellung eines ausgedehnten Plausches übern Gartenzaun gerade noch weit weg. Mit etwas Phantasie kann man sich das kleine, bunte Treiben vorstellen, das Klappern von Paddeln auf Bootsleibern, auch das Grün und die Farben der nahenden Monate.

Kurz hinter der Schleuse steht ein halbwegs eleganter Saalbau, der vor gut zehn Jahren noch eine Baustelle hinter staubigen Scheiben war. Heute sind Fassade und Fenster hergerichtet, der Raum ist durchaus mondän zu nennen. Mit Durchblick in den Garten durch hohe Bogenfenster, über der sparsamen und ausgesuchten Möblierung ein Emporengang, der über elegante Wendelstufen zu erreichen ist. Ein schöner Ort, der hier zum Leben erweckt wurde.

Eilige Spree zwischen Neuhaus und Neubrück

Die Straße Zum Wehr strebt direkt zur Spree, die gleich hinter dem Wergensee fließt und mit diesem das Wasser teilt. Voraus sind Gänse zu hören, die über dem Fluss ihre Bögen ziehen, auch viele Enten sind in kleinen Trupps in der Luft unterwegs. Die Spree führt gut Wasser, rauscht nur wenige Zentimeter unterhalb eines Betonsteges entlang und ist zügig unterwegs, wie sich am besten auf der Flussmitte erkennen lässt. Gelandete Enten finden sich gleich ein paar Meter weiter wieder, ihr mitteilsames Schnattern klingt dementsprechend empört. Gegenüber im zerrupften Winterschilf steht ungerührt ein Seidenreiher im Profil, bleibt unbewegt und erhebt sich eine Minute später ohne Vorwarnung und ohne Anlauf in die Höhe.

Die Spreeufer sehen auf beiden Seiten zerzaust aus, hier und dort setzt sich das Wasser über die eigentliche Uferkante hinweg und tränkt knöcheltief den Rand des buckeligen Weidestreifens, der übersät ist von gewagten Maulwurfshaufen. Ein einzelner Baum mit charismatischer Schieflage betont noch das wilde Erscheinungsbild des Flusses. Der Weg entlang des Weidezauns ist untergepflügt oder derzeit nicht erkennbar, doch etwas weiter im Inneren gibt es noch eine Alternative.

Eiscafé im Februar

Neubrück

So oder so landet man am Rand von Neubrück und kommt bald beim weitläufigen Wasserwander-Rastplatz heraus, der auch gut als Festplatz taugen dürfte. Zwei Pavillons sind passend wie selten und verschieben die erste Pause des Tages etwas nach vorn – so eine Gelegenheit sollte man an diesem nassen Tag nicht verstreichen lassen.

Eiscafé im Mai

Die Wiese der Uferböschung ist der Tummelplatz einer kleinen Horde von Hühnern, die einigen Jux mit ihrem Gockel treiben, neugierig ausbüchsen oder konspirativ die Köpfe zusammenstecken, wenn er gerade den Blick woanders hat. Er versucht die Lage durch planfernes Herumstelzen zu regulieren, doch letztlich bleibt es dabei, dass er sein Mühen hat und die Mädels ihren Spaß.

Deichweg bei Neubdrück

Vom Rastplatz sind es nur ein paar Schritte zur urigen Terrasse des Eiscafés, das es hier schon eine ganze Weile gibt. Die grobhölzerne Stallage vermittelt eine Prise Südstaatencharme. Direkt unterhalb liegt ein kleiner Anleger, ideal für Kajaks und Kanus. Heute trommelt der Regen aufs Terrassendach, doch die kreidebeschriebene Karte hängt verheißungsvoll draußen und ist bereit dafür, dass bei passendem Wetter und Gastaufkommen sofort geöffnet werden könnte. Pfirsicheisbecher – heute noch wenig interessant, doch schon bald ein gängiges Ziel der Begierde. Heute wäre das eher ein heißer Kakao, gern auf der Terrasse.

Wiesengrund des Langgrabens

Von der Brücke bieten sich erhebende Blicke auf die Kurven der Spree und einiger Nebengewässer, deren Flächen ebenso dunkelsilbrig spiegeln. Direkt nach der Brücke lässt sich abbiegen auf einen reizvollen Deichweg. Der umrundet eine weite Wiesenbucht, die einiges vor der Jahrtausendwende auch noch geflutet war. Heute liegt sie als Wiesensenke, die man besser nicht ohne Gummistiefel queren sollte.

Blick in den Wiesengrund des Langgrabens

Wohltuend farbkräftig ist es nach all dem Fahlen und Blassen im nächsten Wald. Fast überall am Boden ist es grün, das meiste davon das erwähnte Moos, welches saftig, farbgesättigt und fast schon aufgeplustert all die kleinen Buckel zwischen den Kiefernstämmen bedeckt. Die wiederum sind kräftig braun, ähnlich die beiden Wegespuren, und alles zusammen ergibt im augenschmeichelnden Kontrast und gemeinsam mit der nadeligen Waldluft etwas ungemein Wohltuendes für die gesammelte Wahrnehmung.

Farbgesättigter Wald vor Raßmanndorf

Ein Wäldchen weiter quert ein Wasserlauf den Weg, schmal und kaum im Fluss, doch durchaus unterwegs, und zwar in Richtung Spree. Schnurgerade über die weite Wiese kommt er, verweilt kurz in einem von Gras-Köpfen besiedelten Tümpel und setzt sich im Wald mit ganz neuem Charakter fort – leicht dramatisch, in kleiner Schlucht und von gestürztem Astwerk verwühlt. So klein das Wässerchen ist, gestaltet es doch die ganze weite Wiese, fast bis hin zur Straße.

Wäldchen mit Weißmooseppich

Raßmannsdorf

Der gerade Waldweg führt vorbei an einer dicht bestandenen Schonung, deren Boden lückenlos von Weißmoos bedeckt ist. Es scheint regelrecht hindurch in all dem Grün und Braun. Kurz hinter dem winzigen Friedhof beginnt Raßmannsdorf, ein beschauliches Straßendorf. Beim Dorfausgang gibt es eine kleine Pension mit hübscher Außenanlage, die laut Aushang offen haben soll.

Wahrhaftig ist auf den zweiten Blick Licht zu sehen, sogar ein junges Pärchen, das im Kaminzimmer sitzt, und nach kurzem Gedankenschluckauf sitzen auch wir dort, warm und trocken. Ist es doch ähnlich erstaunlich, dass an einem solchen Tag jemand sein Café offen hat und an einem solchen Tag auch Spaziergänger des Wegs kommen. Das verdient Respekt in beide Richtungen.

Die regennasse Spree im Februar, Spreebrücke Raßmannsdorf

Auch wenn nichts brennt und knastert, ist es sehr gemütlich jetzt in dem formvollendet möblierten Raum. Der Herr hinterm Tresen ist behende und ebenso elegant wie die stilvolle Einrichtung und sollte hier als Accessoire niemals fehlen. Ergänzt wird er durch eine herzlich brandenburgernde Dame, die eher von hier stammen dürfte als er.

Ein betagter Mops liegt viel lieber auf dem Fußabtreter als auf seiner Decke, fordert von jedem neuen Besucher einen Ausfallschritt und inspiziert dann jeweils hinterm Tresen die Bestände. Das erneute Hinlegen braucht ein paar Sekunden, bis schließlich alles passt und kurz über den kinnstützenden Pfoten die Augen mopstypisch gelangweilt verdreht werden.

Paddler im Frühsommer, Spreebrücke Raßmannsdorf

Von der zweiten Spreebrücke sieht der Fluss gleich noch etwas breiter aus, die Ufer sind von Bäumen bestanden und die Tropfen treffen jetzt dichter auf die Wasseroberfläche. Überall hier gibt es noch Altarme oder Reste davon, die auf der Karte sichtbar machen, wie es mal war oder werden könnte. Weite Auwiesen erstrecken sich, oft beiderseits der Spree, die hier Kraft ihrer Breite ein wenig ruhiger strömt. Der Regen wird nun immer stärker, umso schöner, dass eben etwas Zwischentrocknung möglich war.

Trocken und warm im Café, Raßmannsdorf

Dank der historischen Flusskurven fällt der Blick sogar dann auf Wasser, wenn die Spree weit hinten fließt. Die erste Abkürzoption wird verworfen, nicht zuletzt, da ein herrlicher Deichweg lockt, der leicht oberhalb der Spreewiesen seinen Bogen zieht. Mal geht es durch älteren Wald, dann wieder durch Heidelandschaft, die lose von niedrigen Kronenkiefern durchstreut ist, welche mit ihren tiefsten Ästen den sandigen Boden nadelfrei gefegt haben. Überall wächst struppiges Gras, oft auch Heidekraut, und so lässt sich vor der geistigen Nase gerade gut der Duft anderer Jahreszeiten vorstellen. Bald säumen altgewachsene Kiefern den Weg, zum Teil in bizarrer Gestalt.

Waldheide am Rand der Spreeauen

Vor dem Schwarzberg nutzen wir dann die zweite Abkürzoption, denn der Regen wird nicht weniger, außerdem ist der Weg entlang des weitgehend trockenen Bruchwaldes sehr einladend. Hier und da stehen meterdicke Eichen, dann und wann auch mal eine Gruppe wohlgewachsener Fichten.

Weg zum Schwarzberg

An einer Wegekreuzung kommt von links ein Wiesenweg vom Gipfel des Schwarzberges. Wenig später öffnet sich am nächsten Altarm eine wildwüchsige Wasserwelt voller Erlen, in deren dunklem Gewirr von Braun- und Grautönen ein einzelner Schwan den eindrucksvollsten Lichtpunkt des Tages setzt. Von drei verschiedenen Seiten ist kurz nacheinander ein Specht zu hören, diesmal mit diesem verklingenden Einzelton.

Am Fuß des Schwarzberges

Eine altbekannte Alternative zum geraden Hauptweg ist zugewachsen, doch kurz darauf lockt ein neu entstandener Nadelweg mit breiter Wiesennarbe unwiderstehlich in den flussnahen Wald. Ein kurzes, bezauberndes Stück erschaffen hohe Fichten und ein Paar Wegschlenker den schönsten Märchenwald, das Moos am Boden tut das übrige.

Bald beginnt ein kleiner Deich, der den Wald abgrenzt hin zu einer feuchten und undurchdringlichen Halbinsel, welche ein Paradies für eine Menge von Tieren sein dürfte. Der Blick auf die Karte zeigt, dass sich beiderseits der Spree, gemeinsam mit den Auwiesen und Altarmen und ebendieser Halbinsel am Wergensee, eine große, fast unzugängliche Fläche aufspannt. So erklärt sich zum Ende der Tour die große Zahl und Vielfalt von Wasservögeln am Anfang des Tages.

Stiller Altarm der Spree

Dank Regenklamotten und leichtem Schirm, nicht zuletzt auch dank der trockenen Kaffeepause zur Halbzeit hat die Laune den Tag über kaum gelitten. Im Märchenwald vorhin kam in einer Regenpause sogar kurz ein verhaltener Sonnenstrahl durch bis zum Boden und fachte die Vorfreude auf mehr davon an.

Märchenwald vor Neuhaus

Auf den letzten Metern wird das jetzt rabiat korrigiert, als bei der sandigen Badestelle kurz vor Neuhaus der Wind in Rage gerät und so auf den See haut, dass selbst am Ufer noch das Wasser spritzt. Die Idee vom Tässchen Tee auf der Strandbank ist sofort wieder vom Tisch und auch der Blick über den aufgewühlten See fällt kurz aus, denn die Schirme knattern jetzt bedrohlich. Noch lauter als dieses ganze Spektakel sind nur zwei Gänse, die weit oben über den See ziehen und Lärm für zwölf machen.










Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
über Fürstenwalde, Müllrose, Jacobsdorf oder Grunow, dann weiter mit Bus (ca. 2,5-3 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): Autobahn bis Fürstenwalde Ost, dann Landstraße (ca. 1,5-2 Std.)

Länge der Tour: ca. 13 km (Abkürzungen möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Informationen zu Neubrück

Einkehr: Eiscafé an der Spreebrücke, Neubrück
Café Pension Alwine, Raßmannsdorf

Limsdorf: Weiche Flanken, Schwedenpfade und die gelben Spätlinge

Zwischen dem ersten und dem vierten Advent war die Sonne nur an zwei Tagen zu sehen. In diesen Momenten erinnerte man sich lose und wohlwollend, dass es die ja auch noch gibt und dass es visuell eine vollkommen andere Kragenweite ist, wenn diese Lampe aller Lampen ihre Strahlen frei von Knauserei über Land- und Ortschaften wirft.

Badestelle mit Inselblick am Grubensee

Durchaus also eine gewisse Vorfreude auf knackig kalte Wintertage mit blauem Himmel, ein bisschen auch auf den fernen Vorfrühling – doch erstmal steht der Wunsch nach weißer Pracht. Ganz in der Tradition der Jahreszeiten dieses Jahres erfolgte deren Auslieferung pünktlich zum ersten Dezember-Wochenende, sodass in den Landschaften, Dörfern und Städten jegliche Kontur mit frostig-weichem Schwung nachempfunden wurde.

Uferpfad am südlichen Grubensee

Mit dem haftbaren Weiß des Backschnees geht neben der guten Verarbeitbarkeit durch zielstrebige Kinderhände auch eine Beständigkeit einher. So dürfen mehrere Tage vergehen, ehe weiß und plastisch zu grau und matschig wird. Dementsprechend viele und zudem meist hochgewachsene Schneemänner entdecken mit Holz-, Stein- oder Zapfenaugen das trübe Licht der ersten Dezembertage.

Am Springsee

Alles, was die Vorweihnachtszeit ausmacht, findet auch in diesem Jahr mehr oder weniger ausgebremst statt. So sind einmal aufs Neue Phantasie, Einfallsreichtum und das Erkennen der momentanen Möglichkeiten gefragt, damit Glühwein in harmonisch-romantischer Atmosphäre verschlürft werden kann und liebenswerte kleine Gaben über Ladentische wechseln. Wo mit Licht gezaubert wurde, hat man nicht gespart und erfolgreich aufhellendes Ausgleichsvolumen für die Herzerwärmung geschaffen.

Waldgrund nach Möllendorf

Nachdem Gedanken und Finger über längere Zeit durchs wilde Brandenburg und tief gewucherte Dateiordner gewandert sind, ist es jetzt an der Zeit, wieder ganz real die Sohle auf weichen märkischen Boden zu bekommen, die reine Luft durchzuziehen und sich der rauschenden Stille hinzugeben. Das Glück des Zufalls beschert beim Wiedereintritt gleich einen Volltreffer, mit einem ganzen Tag voll verspielter Waldpfade, schilfiger Seeufer und moosiger Hangflanken, die auch absolute Tollmuffel zum Herumtollen bewegen sollten.

Limsdorf

Limsdorf liegt auf der Höhe der Beeskower Platte oberhalb einer kleinen Kette von Seen, die gewissermaßen den großkalibrigen Scharmützelsee nach Süden fortsetzen, und das bis fast zur Spree. Eine Schiffbarkeit für selbstgeschnitzte Boote aus Baumrinde ist dabei fast durchgängig gegeben, auch für Enten und vergleichbare Kielgrößen sollte das Wasser unterm Kiel in der Regel ausreichen.

Badestelle mit Kiosk am Grubensee

Auf dem kleinen Parkplatz in Limsdorf steht ein stattlicher Weihnachtsbaum, sicherlich so hoch wie zwei Esel lang sind, dazu schön geschmückt und üppig mit Lichtern bestückt. Die passenden Esel warten beim Hof gegenüber schon mit aufgestellten Ohren und nutzen gern ihren breiten Laufsteg vor dem Zaun. Weiter hinten stellen sich neugierig ein paar Ziegenböcke auf die Hinterbeine und lassen trotz des trüben Wetters die Hörner nicht hängen. Dazwischen wechseln schweigsam und ohne Eile plustrige Hühner von da nach dort.

Einstiegsstelle am Grubensee

Parallel zur Straße verbindet im Walde ein weicher Weg das Dorf mit dem Grubensee, dem ersten See am Weg. Die Straße schlängelt sich in Kurven zwischen ihm und seinem kleinen Nachbarn hindurch, wie man das oft im nördlichen Südschweden sieht. Am Wanderparkplatz macht sich gerade eine Handvoll Taucher bereit. In bereits aufgepellter Montur versuchen sie, die Flaschen mit der Pressluft anzulegen. Wie es aussieht, sind diese weitaus schwerer als man so denkt. Auch denkt man, so als Außenstehender, bei dem Wetter muss man dieses Hobby wirklich sehr lieben oder es sehr nötig haben, doch zum einen sollten wir selbst nicht so laut reden, zum anderen ist es unter Wasser ja mehr als egal, was das Wetter draußen anstellt. Eigentlich.

Waldhang des Schwenower Forstes zum Grubensee

Gleich hinter der Straße beginnt eine wunderbare und duftende Uferlandschaft, die den Blick immer wieder von den wogenden und steil ansteigenden Kiefernhängen voll Moos und Gras zur Uferlinie mit ihren Schilfgürteln und Strandstellen schweifen lässt, von dort auch weiter zu den Inseln und dem Ufer gegenüber. Dann gleich wieder zurück, denn schon gibt es im Waldhang die nächste ausgeprägte Scharte zu entdecken, weiter oben die stets geschwungene Kante hin zum freien Feld. Gleichzeitig lenkt der leise Ton der Wellen an der leicht hochgekreppten Uferkante den Blick zurück ins glasklare Wasser, das über dem sandigen Grund sanft wellt.

Vertrauen wagen

Hier und da gibt es morsche Stege, auf die man besser keinen Fuß mehr setzt, doch der Atmosphäre sind sie sehr zuträglich. Nach und nach wird der Pfad schmaler und verspielter, geht mal etwas in die Höhe oder umkurvt im kleinräumigen Slalom die regendunklen Stämme. Die gibt es hier an vielen Stellen in besonderen und virtuos zu nennenden Ausprägungen, welche an Waldgeister oder Stammesfürsten denken lassen und jede Märchenszenerie bereichern sollten.

Mal wächst ein Stamm im wohlgeformten Bogen und lädt zum Lümmeln ein, mal macht sich weit über Kopfhöhe ein Nebenast selbstständig und wächst schließlich dicker weiter als der Hauptstamm selbst, woanders finden sich ganze Sträuße aus Stämmen, zu deren Umfassen man die Armlängen einer Familie bräuchte.

Uferpfad mit Blaubeerkraut

Nach einem Birkenwäldchen buckelt der Weg kurz. Danach setzen sich die Kiefernstämme fort, über deren Wurzelwerk jetzt das Blaubeerkraut dichter und dichter wird. Ganz an der Südspitze des Sees kommt der Pfad noch einmal richtig ins Schlängeln und bahnt sich seinen Weg durch eine Herde winterblasser Farnstauden.

Birkenwäldchen an der Südbucht des Grubensees

Der liebenswert schöne Pfad setzt sich auch am Westufer fort, schwingt sich schließlich über eine kleine Anhöhe und verlässt das Ufer erst kurz vor den Campingplätzen, die es wirklich gut abgefasst haben. Jenseits der Straße gedeihen ganze Teppiche saftigen Weißmooses. Nach wenigen Metern auf einem kleinen Damm liegt schon der nächste kleine See voraus. Gerade erhalten zwei heranwachsende Schwäne ihre ersten Lektionen in Sachen Anmut und Hochherrschaftlichkeit. Die beiden Alten haben ihre liebe Müh, doch die Richtung stimmt.

Uferpfad am Westufer

Beim Umrunden des Sees steht sogleich die Wahl zwischen dem flachen Weg auf Uferhöhe und einem gewundenen Höhenweg, der den Fuß schon etwas in den Schuhen herumrutschen lässt, kam man doch nicht als Hanghuhn auf die Welt. Das zeigt sich zuletzt auf den drei Dutzend Abstiegsschritten. Der nächste breite Weg läuft dann unterhalb eines sanften Hanges, der ein wenig nach Düne aussieht. Voraus stehen wohlplatziert und recht gerade ein paar kleine Kiefern mit obstbaumrunden Kronen, entlang des Ufers dann heranwachsende Kopfweiden, noch ohne jede Spur von Frühlingssaft.

Kalkmoor um die Ecke vom Melangsee

Links fällt leise gurgelnd das Wasser, hin zum Melangsee, dem nächsten in der Reihe. Die Landschaft verändert sich nun, das bald erreichte Ufer wird von einem breiten Streifen Bruchwald erweitert und sieht stark nach Quellland aus. Nach kurzem Aufstieg aufs Hochufer bestätigt sich das, denn unten ist breitflächig entspringendes Wasser zu erkennen.

Mühlenfließ nahe der Försterei Grubenmühle

Eine weitere Bekräftigung liefert die weite Wiesenbucht eines Kalkmoores, zu dem es eigens eine Informationstafel gibt. Wer hier als Kuh zu grasen hat, sollte es gut abgefasst haben – saftiges Gras, schattige Rückzugswäldchen und ein überschaubares Einsatzgebiet. Von hier noch nicht zu sehen ist als weiteres Plus die stetige Zufuhr von Frischwasser in der anmutigen Gestalt des Mühlenfließes.

Obstwiese im Talgrund des Mühlenfließes

Bald ist der Bach erreicht, der gerade etwas zu breit ist, um ihn folgenlos überspringen zu können. Durch Erlenbruchwald kommt er zunächst recht brav daher, um auf dem Weg zum nächsten See übermütig ins Mäandern zu geraten.

Försterei Grubenmühle

Kurz hinter der Brücke übers Bächlein erstreckt sich eine sanfte Wiese voller Obstbäume, die man auch mal im mittleren Frühjahr besuchen sollte. Hinten wird sie begrenzt durch hochgewachsene Erlen, die den Lauf des Baches nachvollziehen lassen. Kurz dahinter liegt schon das Forsthaus Grubenmühle, nach allen Regeln der Landlust ausgestattet und im besten Maß mit Weihnachtslicht veredelt. Gemütlich sieht es aus, obwohl nicht mal die Esse raucht.

Das bunteste Bild im Beitrag

Links des Wiesengrundes erhebt sich ein bewaldeter Buckel, auf dem in losen Abständen solche Behausungen stehen, deren Ursprung mal ein Wohnwagen war. Keins sieht aus wie das andere und bei einigen ist es kaum noch möglich, das Schneckenhaus auf Rädern klar zu lokalisieren. Vorzelte, Anbauten und Überdachungen sowie Terrassen und Veranden zeigen Erfindergeist und Handgeschick, keine der Kreationen sieht so richtig daneben aus. Nicht zuletzt gibt es in Gipfelnähe noch eine Gastwirtschaft, die derzeit Winterpause hält, leider. Denn jetzt ist er da, der verheißene Nieselregen, der den Tauchern von vorhin so gänzlich schnuppe sein kann.

Bächlein auf dem Weg zum Springsee

Doch auch wir haben Glück, denn an der Stelle, wo der Mühlenbach das Kinn hebt, sich den Schlipsknoten zurechtrückt und nach dem wilden Ritt besonders geordnet dreinschaut, erwartet uns ein farbenfroh renovierter, sehr solider Unterstand. Der erwachte Seewind bläst zwar mitten hindurch, doch der staubfeine Regen kann uns für die Zeit der Teepause egal sein. Die seeseitige Aussicht fällt auf einen Steg mit pittoresk vertäuten Booten, deren matter Lack vergangener Tage im fahlen Grau des Tages regelrecht quietscht. Der See liegt still und der Himmel darüber versichert, dass die Bewässerung so bald nicht enden wird.

Zeltplatz am Springsee

Der nächste Campingplatz schließt gleich an, und ich möchte behaupten, wer hier einen Platz erwischt hat, hat in Sachen Camping einen Sechser im Lotto erwischt. Das Gelände nutzt den steilen Uferhang, der neben dem Geschenk des direkten Seeblicks so herzhaft durchfurcht und terrassiert ist, dass es eigentlich keinen Platz geben kann, der nicht ein besonderer wäre. Abenteuerliche Stiegen und winklige Steilpfade führen über Buckel und durch Furchen, zum Teil unterstützt durch Stufen aller Art. Als i-Tupf bahnt sich mittenhindurch ein richtiger Bach seinen Weg hinab zum See und inszeniert sich auf den letzten zwanzig Metern noch mit einigem Chichi.

Waldweg hinauf nach Möllendorf

Am Springsee beginnt ein breiter Weg, der durch ein bachloses Tal sanft in den Wald hinaufsteigt und auch hier von lebhaftem Reliefspiel begleitet wird. Zwischen den unzähligen sanften Rundungen haben sich ein paar kleine gelbe Pilze noch in den fortgeschrittenen Dezember verirrt und stehen im hohen Moos ihren Mann.

Später Hutträger beim Krafttraining

Nach dem höchsten Punkt wird nun erstmals der Wald richtig verlassen. Die Weite tut jetzt durchaus wohl, auch wenn sie mit einem kalten, ungebremsten Wind quittiert wird. Voraus liegt Möllendorf, das sich in Form gemurmelter Tierlaute schon ankündigt hatte.

Möllendorf

Das abgeschiedene Dorf hat viel Schönes zu bieten, sowohl in der Anlage als auch in den einzelnen Bestandteilen. Die Mitte bildet, begleitet von einem optionalen Wasserlauf, ein kleiner Anger, auf dem außer zwei ansehnlichen Feldsteingebäuden mit Funktionscharakter keine Häuser stehen. Dafür gibt es viel Platz zum Spielen oder zum Feiern von Festen. Gleich hinterm Ortsrand kauert noch ein kleiner Friedhof, der irgendwie an Westernfilme denken lässt.

Dorfanger von Möllendorf

Das einzige längere Stück Asphalt dieses Tages verbindet auf direktem Wege Möllendorf mit Limsdorf und nimmt dabei eine kleine Anhöhe und ein Wäldchen mit. Verkehr gibt es kaum, und da der Regen nun langsam zu mehr Kraft findet, ist es angenehm, jetzt Strecke machen zu können auf dem griffigen Untergrund. Obwohl in vielen Häusern gerademal der Drei-Uhr-Kaffee aus dem Filter tröpfelt, ist es so dunkel wie den ganzen Tag schon und noch ein bisschen mehr.

Kein Dorfköter treibt sich draußen herum und erst recht keine Miez, sogar die wetterfesten Esel haben sich in ihre Kammern zurückgezogen. Dafür hat jetzt der Baum am Parkplatz seinen Auftritt und läutet in der zeitigen Dämmerung das kleine Fest der Lichter ein, das sich auf der Fahrt ins zunehmende Dunkel von Dorf zu Dorf noch fortsetzt.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
von Bhf. Ostkreuz über Königs Wusterhausen nach Beeskow, dann weiter mit dem Bus (nur Mo-Fr, ca. 1,75-2,5 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): Autobahn bis Storkow, dann über Storkow und Kehrigk nach Limsdorf (ca. 1,5-1,75 Std.)

Länge der Tour: 13 km (Abkürzungen gut möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Kurzinformation zu Limsdorf

Badestelle Springsee

Einkehr: Eiscafé Schmidt, Limsdorf
Kiosk an der Badestelle am Grubensee, nahe der Landstraße
Zur Quelle (auf dem Campingplatz südlich des Springsees)

Wilmersdorf: Tanzende Laken, müde Rüssel und der Duft des jungen Sommers

Nach einem bemerkenswert kühlen Mai mit regelmäßigem Nass von oben hat der Juni direkt auf Sommer umgestellt und spielt sich seitdem in den Zwanzigern der Thermometerskala ab, sogar eine längere Vorschau auf den Hochsommer war schon dabei. Das ist durchaus willkommen, ermutigt zum endgültigen Weghängen der Übergangs- und Winterpellen und passt auch viel besser zum bunten Geschehen, dass sich selbstbewusst zum allgegenwärtigen Grün des Mai gesellt hat.

Sumpfwald am Madlitzer See

Was die Tonkulisse angeht, ist auch im sechsten Monat des Jahres treu dabei die Meise und darf damit als hartgesotten und äußerst universell gelten. Alle schon vom Mai bekannten Kehlen sind nach wie vor zu hören, dazu diverse neue Feinheiten, für die jedoch das landläufige Wald-und-Wiesen-Wissen gewöhnlicher Spaziergänger zu knapp ist.

Mohn am Wegesrand, von sich selbst berauscht

Erfüllend ist er, der Klang dieser großen Vielfalt, die an der Schwelle zwischen Frühling und Sommer ihren Höhepunkt erreicht. Wenn dann alle Partner gefunden, alle Nester gebaut sind, das Brutgeschäft erledigt und alle Eier aus dem Gröbsten raus, schmilzt diese Klangvielfalt irgendwann zur vergleichsweise Stille des hohen Sommers zusammen, wo eher das Grillenzirpen dominiert und das Rauschen des Windes in den hohen Gräsern.

Schlosspark Alt Madlitz

Endlich hört man auch wieder das Klirren von Geschirr und Besteck in den Gaststätten, sieht Kellner wieseln und entspannt zurückgelehnte Leute in den Biergärten sitzen, inklusive froher Gesichter und leisem Kichern. Ein gutes Stück Normalität findet wieder statt und erlaubt unterwegs besondere Vorfreude auf die Einkehr am Wege oder die faule Abrundung des Tages hinterher.

Dorfteich und Kirche in Wilmersdorf

Wilmersdorf

Davon abgesehen verlangt die tief eingekerbte Gewohnheit des eigenartigen Jahres noch immer nach einsamen Wegen, auf denen lediglich in den Weg ragende Blätter, herabhängende Blüten und querkriechende Schnecken zum Ausweichen veranlassen. Dazu kommt noch eine große Sehnsucht nach bunten Kornrändern, die neulich in der Uckermark nicht zu finden waren. Und dann ein paar verlässliche märkische Zutaten wie alter Laubwald, gewundene Seen und vielleicht noch sowas wie eine Mühle oder ein Schlosspark. Notfalls auch beides.

Auf halber Strecke zwischen der Spreestadt Fürstenwalde und Frankfurt an der Oder gibt es in mildhügeliger Landschaft eine ganze Reihe Dörfer, gleichmäßig verstreut und dennoch selten in Sichtweite zueinander. Einige davon haben Schloss und Park, andere wiederum liegen an einer Seenkette, die von Seelow im Norden bis hinab zur Spree reicht. Wilmersdorf ist eins davon und hat neben einem schönen Teich mit großblütigen Seerosen eine anmutige Kirche, zu der man wahlweise über ein kleines Brücklein gelangt.

Apfelallee bei Wilmersdorf

Vom letzten Haus am südlichen Dorfrand führt eine mitteljunge Apfelbaumallee zum dichten Laubwald, der saftig grün sowie mit einigen feuchten Stellen durchsetzt ist und schon bald an einen überwachsenen Schlosspark erinnert. Das liegt zum einen an einer gewissen fahrigen Strukturiertheit mit Hügeln und Pfadgassen, die in softwarefreier Realitätserweiterung Ruinenteile sehen lässt, wo gar keine stehen.

Im Wald zwischen Wilmersdorf und Alt Madlitz

Zum anderen sorgt neben verspielten Wegwindungen ein System von Gräben, Schilf und Weihern für den Eindruck einer weitläufigen Anlage aus Menschenhand, auch wenn vieles davon trocken liegt. Dies bestätigend kommen bald ein paar Brücklein zu Hilfe, die nun konkret sind und vorhanden, teils auch etwas morsch.

Im äußeren Schlosspark Alt Madlitz

Zuletzt ist es der markante Bestand an Bäumen und Büschen, der sich vielfältig zeigt und walduntypisch mit seinen großgewachsenen Büschungen aus Lebensbaum und Buchs und den alten Stämmen verschiedenster Baumarten dazwischen. Später ist zu lesen, dass hier vor zweihundertfünfzig Jahren der erste Landschaftspark im englischen Stil auf Brandenburger Boden gestaltet wurde. Lenné übrigens hatte mit dem noch nichts zu tun, nicht zuletzt da er erst einiges später auf der Bildfläche erschien.

Pavillon namens Monopteros im Schlosspark

Wer mit der charmanten Rumpligkeit der wilden Außenbereiche des Parks nicht viel anfangen kann, dem hilft es vielleicht zu wissen, dass hier seinerzeit kluge Köpfe wie der Bildungsspezi Wilhelm von Humboldt oder die Romantiker Clemens Brentano, Johann Ludwig Tieck und Achim von Arnim lustwandelten – sicherlich mal scharfsinnig aktiv, dann wieder weinselig entspannt und viellelicht sogar herumalbernd.

Schattiger Waldpfad nahe des Schlosses

Hier gibt es nun schon einen leisen Vorgeschmack auf 2021 als ergiebiges Mückenjahr. Tröstlich dabei ist nicht allein die Tatsache, dass die lieben Vögel reichlich Futter finden für all die krakeelenden Nachwuchsschnäbel, sondern zudem die Beobachtung, dass die frische Generation der Plagegeister noch unerfahren oder eben nicht allzu helle ist und daher nicht sofort nach dem Landen zusticht. Diese Unentschlossenheit erlaubt häufig die Vermeidung des Zugriffs, mit oder ohne harte Konsequenzen.

Das Schloss ganz hinten

Landschaftspark Alt Madlitz

Jenseits der Reviere der sirrenden Sauger gewinnt der Schlosspark an Konkretheit, vorher gab es schon einzelne Wegweiser, die einen Rundweg erwähnen. Bald öffnet sich der Wald nach links und stellt am Ende einer langen Wiese einen hübschen Pavillon ins Bild, auf winzigem Hügel. Bald folgt noch mehr Offenheit mit einer kunstvollen Riesenwurzel in Weiß, und tatsächlich zeigt sich kurz darauf eine distanzierte Schlossfassade von schlichter Eleganz.

Wiesenpfad am Ausgang zur Dorfstraße

Die Distanziertheit wird zur Tatsache, als Durchgangsschilder und grollende Hunde im Zwinger folgen, also wenden wir und verschwinden in einer einladenden Pfadgasse, die bei einer anmutigen Bank beginnt. Durch üppige Natur schlängelt sich der Pfad, zu Füßen hoher Stämme und in Tuchfühlung mit ausgeuferten Büschen voller Blüten. Jetzt wird auch die Duftmischung ganz bewusst, die bereits den ganzen Tag begleitet. Robinien und Linden, Jasmin und Holunder und immer wieder die wilden Rosen, dazu die Gräser und das Korn – ganz gleich ob man im Wald ist oder im Park, zwischen Wiesen oder am offenen Feldrand, dieser Juni-Tag ist ein absoluter Tag der Düfte.

Kirche Alt Madlitz, von Blühbüschen gerahmt

Kurz vor den ersten Häusern weist ein hölzernes Schild nach links zum Ausgang des Rundwegs und leitet zauberhafte Minuten der Landlust ein. Ein Wiesenpfad reiht Kurve an Kurve, umrundet dabei ein lose abgegrenztes Gärtchen, das an eine gemütliche Feldsteinfassade grenzt. Kindshohe Wiesen voll wogender Dolden und Rispen werden von einem Weidezaun notdürftig im Zaume gehalten, bis der Weg schließlich in drei nostalgischen Stufen an der stillen Dorfstraße endet.

Rastbank am Weg zur Seenkette

Alt Madlitz

Gleich gegenüber stehen hübsche Fassaden, links zeigt sich das schmiedeeiserne Tor zur Schlossanlage, hoch genug, um Löwen abzuhalten. Gleich daneben schlüpft übrigens der Rundweg durch den Park in einen lauschigen Pfad und liefert das letzte Puzzleteil für den Zusammenhang der angedachten Wegelenkung. Das Schlosscafé liegt noch im Schlaf, nicht ersichtlich ob dauerhaft oder bis hin zur endgültigen Öffnung auch gastronomischer Innenräume. Ein Stück die Straße runter steht auf einer sanft erhöhten Wieseninsel die putzgraue Kirche, oben am Turm leuchten farbkräftig die Ziffernblätter, während die Haupttür von Rosenbüschen eingerahmt wird. Hier finden wir nun die erhoffte freistehende Rastbank im Winde.

Bienenweide mit Elfentanz

Während die Beine ausgestreckt werden und der Rucksack leichter wird, spielt sich ein Großteil des Tagesverkehrs ab. Mit einem Mal strömen von überall kleine Herden von Radfahrern und kurbeln in Hühnermanier kopflos umher, bis die Richtung klar scheint. Ein Bursche mit weit überhängendem Rucksack läuft erst hin, dann her und wieder hin, bevor ihn ein aufgepumpter Pickup mit synthetisch getuntem Motorklang schließlich einsackt. Und nachdem eine klassische Oma in Kittelschürze ihr Rad mit dem typischen Lenkerwackeln gen Norden gelenkt hat, zweitakten wirklich noch zwei Stück Dorfjugend auf der Schwalbe vorbei. Weiter hinten kommt der Handwerkerbulli von der Arbeit und parkt rückwärts in den wohlverdienten Feierabend.

Schankterrasse am Gut Klostermühle

Wir lassen all den Trubel hinter uns und schlurfen in Richtung der erwähnten Seenkette aus dem Dorf. Rechts zwischen den Büschen leuchtet mit einem Mal das ersehnte Mohnrot hindurch, bei einer kleinen Bank gibt es schließlich einen Durchschlupf und die Kameras werden verzückt gezückt. Extra bunt ist diese Wiese, die wohl zu jenen zählt, welche immer öfter den Bienen zu Diensten angelegt werden. Über weißen Margeriten und dem blassvioletten Bienenfreund tanzen die zarten roten Laken der entknüllten Mohnblüten ihren Elfenreigen und trotzen in Anbetracht dieses dünnen langen Stängels jeder Vorstellung von physikalisch Möglichem. Es ist jedes Jahr aufs Neue ein kleines großes Schauspiel.

Klostermühle mit fallfrischem Regenwasser im Mühlbach

Am Friedhöfchen nutzen wir die Wasserhähne, um nach der kleinen Sause die Hände abzuspülen. Das hätten wir uns sparen können, denn unvermittelt bricht der Himmel auf und lässt uns erst die Schirme öffnen, dann umständlich die Regenpelle überziehen. Noch zwei Minuten vorher hatten uns zwei beschwingte Dam- und Herrschaften späteren Alters nach der korrekten Richtung und den verbleibenden Gehminuten bis nach Alt Madlitz befragt, beide sahen eher nach unterhaltsamen Schnurren, geistreichen Bonmots und Sommerspaziergang aus als nach Regenschutzvorsorgemaßnahmen und Praktischem. Gut, dass der Tag kein allzu kalter ist und ein teurer Panama-Hut auch rasch wieder getrocknet ist.

Madlitzer See

Madlitzer Mühle

Auch wenn der Schauer keine zwanzig Minuten dauert, kommt doch einiges runter und sammelt auf der abschüssigen Asphaltspur kleine Bäche, auf denen selbstgeschnitzte Borkenboote gut in Fahrt kommen könnten. Der Wald sorgt für Windschutz von der Seite und verhindert komplett nasse Hosen. Dennoch sehen wir stilistisch eher fragwürdig als nach Vier-Sterne-Gastronomie aus, als wir am tiefsten Punkt die Gebäude der Madlitzer Mühle erreichen. Auf der halbnassen Außenterrasse am See sitzen jedoch schon ein paar andere unserer Kategorie, so dass wir uns für ein Tässchen Heißen dort niederlassen.

Im Park des Gutes Klostermühle

Das stattliche Preisniveau rechtfertigt sich nicht nur durch Art und Qualität der Anlage, den Charme der Baulichkeiten und natürlich die oberschnieke Lage direkt an der Seebucht, sondern auch durch die zauberhafte Umgebung, die vieldimensional an das nördliche Südschweden denken lässt. Zum weitläufigen Gelände der Gastlichkeiten mit seinen kleidsamen Höhenunterschieden gehören zwischen allerlei Liegewiesen auch ein langer Steg in den See sowie eine der schönstgelegenen Tischtennisplatten zwischen dem 14. und 15. Längengrad. Nicht zuletzt schafft auch das lebhaft fließende Wasser am bemoosten Mühlrad einen Platz von Poesie.

Östlicher Uferweg am Madlitzer See

Madlitzer See

So richtig exklusiv für Leute mit Lust am Draußensein ist jedoch der überschaubar lange Rundweg um den fjordisch gewundenen See, der vermutlich vom Hotel initiiert und umgesetzt wurde. Denn dieser oftmals pfadschmale Uferweg ist, selbst für märkische Verhältnisse, wirklich besonders und verschlägt einen etwa auf der Mitte des Madlitzer Sees vom Skandinavischen an die Schwelle zwischen Mittel- und Hochgebirge. Das Gefühl eines Bergsees dürfte maßgeblich durch den steilen, teils gerodeten Hang oberhalb des Weges entstehen, doch auch durch die Ruhe, mit der das Wasser tief in seiner Eiszeitrinne liegt.

Wegspur durch den Bruchwald

Wie zum Unterstreichen kauert über dem jenseitigen Ufer weithin sichtbar ein einsames Holzhäuschen mit Boot und Steg, das gleichermaßen als schwedische Stuga oder gipfelnahes Berghüttlein durchgehen könnte. Das Boot hat auf der Genießer-Rückbank eine Extralehne, die zu romantischen Ruderpartien einfach dazugehört. Vielleicht ist all das gar nicht echt, wurde nur für den Katalog dort hinprojiziert und ist dann einfach geblieben.

Entscheidende Querungsmöglichkeit nördlich des Madlitzer Sees

Am Nordende des Sees übernimmt ein breiter Waldstreifen, der komplett durchfeuchtet ist. Immer schmaler wird die Wegspur durch das dichte Grün der Jahreszeit, immer dichter rückt das spiegelnde Wasser an den Weg und befindet sich schließlich auf Sohlenhöhe. Dennoch geht es noch etwas tiefer, getränkte Holzbohlen halten den schmatzenden Pfad im Zaum und enden an der entscheidenden kleinen Brücke, die zur anderen Seite des sumpfigen Bruchwaldes übersetzen lässt.

Stilles Wasser im Bruchwald

Genau hier ist eine dieser besonderen Wasserwelten, die absolute Ruhe ausstrahlen, tiefste Natur und wenig Eingriff. Die Stämme streben direkt zum Himmel, das Wasser ist weithin bedeckt von matter, leicht fluoreszierender Grütze. Einen Stockwurf entfernt reguliert ein kunstvoll geflochtener Biberdamm den Wasserspiegel.

Westlicher Uferweg am Madlitzer See

Schwelgerisches Verweilen wäre jetzt angemessen, ist jedoch leider keine Option. Die Mücken sind zwar nicht sehr aufgeweckt, doch dafür reichlich und somit statistisch hin und wieder erfolgreich. Das macht unentspannt und fuchtelnd, und letztlich könnte irgendwas oder man selbst im Nassen landen. Also schnell genossen, hastig einige Eindrücke in Nullen und Einsen gegossen und daheim noch mal in Ruhe angeschaut.

Madlitzer See

Ein stiefelbreiter Pfad führt zurück zum Seeufer und wir sehen gegenüber nochmal die steil ansteigende Hangflanke. Der nadelige Weg verläuft kurz über Uferhöhe und dürfte an warmen Tagen zum Baden locken. Einzelne kräftige Baumäste ragen weit in Richtung Seemitte.

Im Wald zwischen See und Schlosspark

Am Katalog-Hüttchen verlassen wir den See und steigen kurz hinauf in den dichten Wald. Viele Wege gibt es, einige sind vom hohen Gras verwachsen. Der mit dem höchsten Gras ist unserer. In jedem Halm hängen Hunderte Tropfen, und so sind die Schuhe bald mit grünen Samenkörnchen übersät und quatschen bei jedem Schritt vor Nässe. Bald besteht die Option für einen Weg am Waldrand, doch der ist mittlerweile übergepflügt. Auch hier gibt es einen Blühstreifen für Insekten, an dessen Rand wir weglos zum nächsten Anschlussweg gelangen. Der ist jetzt gut gangbar.

Blick vom Dorfrand zur Alt Madlitzer Kirchturmspitze

Kurz hinter dem Sträßchen zwischen Alt Madlitz und Vorwerk Madlitz erreichen wir den östlichen Einschlupf ins Wegesystem des Schlossparks, nach links ragt die Kirchturmspitze über die Wiese. Doch der Waldrand rechts ist jetzt willkommen, offen im Wind und mit lockendem Mohnblumenrot. Ein Reh steht im rehhohen Gras, wird durchs Ohrenspitzen sichtbar und ist mit einem Sprung im Erlenwald verschwunden.

Waldrandweg nach Waldhof

Rechts der Wald ist dunkelgrün, links die bunte Wiese eher hell, und darüber türmt sich mehr und mehr ein düsterer Himmel auf, der den nächsten großen Guss in Aussicht stellt. Der Weg knickt in Richtung Westen ab und führt in mehreren Bodenwellen durch eine mittelalte Allee von Apfelbäumen, die so dicht in Reihe stehen, dass sie ineinander verzahnt fast schon eine Hecke ergeben. Gut für uns, denn als der Regen losbricht, haben wir fürs Erste etwas Schutz von der Seite.

Apfelallee vor Waldhof

Und dann saut es richtig los, von oben, von der Seite, mit Verwirbelungen und teils auch von unten. Mit verzahnten Schirmen und schützenden Bäumen sitzen wir in einem Gehölz die zehn Minuten aus, ohne größere Einweichungen. Von dem kleinen Wasserreich eines ringförmigen Weihers bekommen wir aufgrund der verhangenen Sicht nichts mit.

Nasse Trockenwiesen vor Wilmersdorf

Waldhof

Den Weg voller Pfützen sind bald die Häuser von Waldhof erreicht, wo es einen schweigenden schwarzen Hund zum raschen Weitergehen und einen kleinen Skulpturengarten zum kurzen Verweilen gibt. Dahinter öffnet sich die Landschaft und über den von Erdtönen bunten nassen Trockenrasen ist schon die Kirche von Wilmersdorf zu sehen. Die Aussicht auf Stärkung und Behaglichkeit geht absolut in Ordnung. Wir drosseln die Schrittfrequenz, genießen klamm und mückenfrei die letzte Viertelstunde. Mit dabei ist noch immer der sagenhafte Duft des Tages.

Sinistre Gestalt am Wegrand

Zurück in Wilmersdorf sind noch ein paar besondere Häuser zu bestaunen, die ans Baltikum denken lassen, dabei ein äußerst pittoresker Bauerngarten. Am wespentaillierten Dorfteich werfen wir der Kirche einen verdienten Blick zu, überschreiten an der Schmalstelle das blumengeschmückte Brücklein und gönnen den Schuhen in der Uferwiese noch ein wenig Bodennässe, denn wer braucht schon halbe Sachen. Der aktuelle Sommer gilt nun als getauft.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
Regionalbahn bis Berkenbrück, dann weiter mit dem Bus (Mo-Fr regelmäßig bis Nachmittag, Sa/So keine Verbindung)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über Land B1/B5 (ca. 1,25 Std.)

Länge der Tour: ca. 12,5 km (Abkürzungen gut möglich)(Darstellung ist von Problemwegen bereinigt)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Information zu Wilmersdorf

Schlossgut Alt Madlitz (mit Kurzvideos)

Informationen Alt Madlitz

Informationen Gut Klostermühle

Einkehr: Parkcafé im Schlossgut Madlitz
Gut Klostermühle, Madlitzer Mühle (gehobene Gastronomie)

Neuzelle: Oderbarock, die idyllische Treibjagd und das Ballett der besonderen Füße

Der angenehm durchwachsene Sommer in Berlin zeigt sich luftig – zum einen hinsichtlich allerhand bewegter Luftmassen, zum anderen in Gestalt von Bürgersteigen ohne hohes Verkehrsaufkommen und breiten Hauptverkehrsstraßen, die sich auch abseits von Ampeln gut überqueren lassen. Die Bewohner der Stadt haben das Weite gesucht, das in diesem Jahr nicht ganz so weit ausfallen darf, und die Besucherscharen aus jeder Art von Übersee müssen sich zum großen Teil in Geduld üben und ihre Pläne eher auf das nächste oder übernächste Jahr vertagen.

Blick auf Neuzelle mit der Klosterkirche

Den Hiergebliebenen geht es da ähnlich zwiespältig wie den Syltern, Venezianern oder anderen Stammbewohnern einschlägiger Touristen-Hochburgen – einerseits ist es einmalig und friedenstiftend, den eigenen Heimatort mal halbwegs ohne Gedrängel selbst neu entdecken zu können, andererseits natürlich bedrückend, wenn man an alles denkt, was den Bach runtergegangen ist oder längerfristig die Nachfolgen nicht überdauern wird. Ein menschenleerer Platz zwischen Adlon und Brandenburger Tor oder eine lose gefüllte Straßenbahn M 10 in der Nacht von Freitag zu Sonnabend, ein Berghain ohne Schlange – faszinierend und gleichermaßen unheimlich.

Wiesen über Neumühle

Wer also seine geplante Langreise an Karibikstrände, bunte Kulturschmelztiegel oder Orte mit markigem Abenteuer-Aroma nicht antreten konnte, dem werden in diesem Wochen in den meisten Printmedien inländische Ziele und Aktivitäten schmackhaft gemacht. Für die meisten Leute sind die meisten davon mit einem altbackenen Geschmack im Antwortsatz auf die Urlaubsfrage verbunden, der ja für viele auch einiges Imagegewicht trägt.

Doch nun bietet sich eine seltene Gelegenheit, der Berechtigung dieses Geschmacks auf den Grund zu gehen, ohne ein mitleidiges Nick-Lächeln des auftrumpfenden Gegenübers zu riskieren. So tauschen zwei radelnde Duracell-Häschen die Tour längs über die britische Hauptinsel ein gegen eine mehrwöchige Reise vom allernördlichsten Punkt Deutschlands zum allersüdlichsten – vom Sylter Nordstrand zum Haldenwanger Eck bei Oberstdorf oder von Null auf Tausendneunhundert – und ernten reichlich Soci-Medi-Grinsedaumen. Ein bahnfahrender Eurotrotter schmeißt seine geplanten Schwedenwochen zugunsten des zauberhaften und langen Albsteigs über Bord und eine Liebhaberin von Mittelmeerinseln birgt mal wieder ein paar lange nicht besuchte Kleinode Brandenburgs, schlendert durch fränkisches Fachwerk oder erklimmt die Berliner Hütte im Zillertal.

Wer ohnehin gern innerhalb der Landesgrenzen bleibt und seit jeher Spaß daran hat, die Vielfalt zwischen den kleinsten Gesteinsbrocken des Strandsands und den größten in den Gipfeln der Alpen zu entdecken, wird in diesem Jahr staunen, wenn hier und da etwas mehr Betrieb herrscht oder man im Biergarten fümmunneunzig Sekunden länger auf sein kühles Getränk warten muss.

Neumühle

Untern den erwähnten Kleinodien in Brandenburg gibt es einige mit dem Anspruch auf Einzigartigkeit, im Gegenzug wird manchmal eine weitere Anreise fällig. Die muss im Falle guter Verbindungen zeitlich nicht länger ausfallen als solche zu gängigen Zielen wie Neuruppin oder dem Spreewald. Nach Neuzelle zum Beispiel braucht die Bahn vom Ostkreuz nicht mal anderthalb Stunden, und selbst von Prenzlau oder Wittenberge aus sind es tagesausflugstaugliche vier Stunden – wenn man halbwegs gerne auf der Schiene sitzt.

Neuzelle

Die Einzigartigkeit in Neuzelle liegt vor allem und unbestritten in der bayrisch prächtigen Klosterkirche mit all ihren Anlagen, die am Rand des platten Oderlandes steht, direkt unterhalb der kleinen, doch ausgeprägten Höhenzüge, welche den überschaubaren Ort durchziehen und umgeben. Über die Pracht und Schönheit der barocken Kirche lässt sich an zahlreichen Stellen nachlesen und über Bilder staunen. Auch der Kreuzgang, die in Stufen angelegte Parkanlage und alle sonstigen Gebäude des Klosters stehen dem kaum nach.

Schöner Rücken im hohen Grase

Am erhebendsten ist es, sich der Silhouette des Ortes von der Oder kommend zu nähern, wo die zahlreichen Türme zunächst dunstig in der Ferne liegen, kaum greifbar und eher einer Erscheinung gleichend. Nach und nach schärft sich der Kontrast, treten Details und Konturen hervor und werden mit jedem Steinwurf des Näherkommens konkreter. Das hinzubekommen soll an diesem Tag seinen Preis haben. Doch wird am Ende keine Frage stehen, ob es das wert war.

Wer nicht gleich zur Sache kommen muss und sich den Höhepunkt des Tages fast schon schmerzhaft bis zum Ende aufbewahren möchte, kann der beschriebenen Spur folgen. Vom Bahnhof sind es keine fünf Minuten, bis ein kleiner Bergweg erste Höhenmeter abfordert, die jedoch werden gleich darauf mit einem Blick auf die Klosterkirche und einen begrünten Höhenzug belohnt. Das war‘s dann auch fürs Erste. Durch schattigen Wald ziehen sich Pfade über den Priorsberg, vorbei an einer Sportanlage mit zeitweiligem Ausschank, wenig später am Denkmal für eine Berliner Frauenrechtlerin.

Blick von oben auf Neumühle

Winzige Pfadpassagen wechseln mit braven Wohnstraßen, bevor an einem großen Stall ein schnurgerader Feldweg beginnt, thematisch unterstrichen von würziger Landluft. Hinterm Wäldchen ragen aus dem niedrigen Korn vier aufrechte Ohren, zeigen sich für eine Sekunde zwei jugendliche Rehköpfe mit ihren schwarzen Augen. In der nächsten Sekunde liegen zwei beherzte Sprünge aus dem Stand und in der folgenden dann das urplötzliche Verschwinden, wie das so nur Rehe hinbekommen. Keine Ähre wackelt, nichts raschelt.

Im Wegewirr des Fasanenwaldes

Hinter einer morschen Scheune liegt leicht abfallend eine struppige Wiese, die auf den ersten Blick nichts Besonderes hat. Doch bald stocken die Schritte, ob der Farbenpracht, die es mit der einer Bergwiese gut aufnehmen kann. Zugleich angelegt und wild sieht diese Fläche aus, die nicht viel größer ist als hundert Meter im Quadrat. Auf dem kargen Boden drängelt sich eine Blumenvielfalt, die wiederum eine ebenso große Vielfalt von Insekten anlockt. Hatte man bisher das Gefühl, es gäbe weniger Schmetterlinge als in den letzten Sommern, wird das hier geradegerückt. Zwischen all den Bienen und Hummeln tummeln sich auch winzige und größere Käfer sowie Fliegen der eleganten Sorte, teils in schillernden Metallic-Farben, als kämen sie gerade aus der Lackiererei. Oder hätten sich in altertümliches Bonbon-Papier gekleidet.

Ernteballett bei Neuzelle

Doch für das größte Staunen sorgt zum einen die herrlich große Menge von Schmetterlingen, mehr aber noch die selten gesehene Mannigfaltigkeit der scheinbar planlosen Flügelschläger. Große und kleine, klassisch geformte und eher sportlich schlichte – und dann die Farben, die Muster, die Kontrast-Varianten! Einem Schmetterologen dürfte sich hier das Herz weiten, und auch Fotografen solcher Materie dürften stark ins Schwärmen, vor allem aber ins Knien kommen. Unsere diesbezügliche Ausstattung ist vergleichsweise kindlich, doch wir nehmen mit, was geht.

Auf den Höhen über Neuzelle

Nach diesem genüsslichen Nichtvorankommen folgt ein kurzer Abstieg. Die Blütenvielfalt weicht hier purer Blütenfülle in violett, die Sechsbeinigen werden nicht weniger. Unten an der Kapelle müssen wir erstmal wieder auf den Teppich kommen und nutzen das schattenspendende Vordach für eine erste Rast. Das schützt für die Länge des Verzehrs auch vor weniger niedlichen und nervig sirrenden Sechsbeinern, die uns frisch entdeckt haben, doch scheinbar eine gewisse Ehrfurcht vor dem Gottesdach hegen, zumindest fünf Minuten lang. Dann jedoch fällt jeder Anstand, und wir haben schlichtweg zu wenig Arme, um die Dürstenden auf Abstand zu halten. Also weiter.

Bergwiese vor Kummro

Kummro

Wie so oft an der imposant durchwirkten Geländekante am Rand des platten Oderlandes nehmen jetzt die Vergleiche zu höheren Bergregionen ihren Lauf, Stammleser dürften das aus früheren Beiträgen kennen. So erweist sich auch das schöne Kummro der Gebirgskulisse würdig, mit steilen Hängen, bunten Blumenwiesen und dem kleinen platten Talgrund. Viele Grundstücke unterhalb des Hanges haben mehrere Etagen, die je nach Kontostand mehr oder weniger gestalterisch ausgelebt werden. Wobei sich zeigt, dass kostspielige Details oftmals weniger zur gemütlichen Landlust-Illustration taugen, sondern eher die mit Patinacharakter. Der Kenner weiß, dass diese mitunter noch weit teurer kommen.

Farbknallige Schmetterlinge in der Wiese

Neumühle

Jenseits des Dorfbaches, der schmal und lebhaft gen Neuzelle plätschert, beginnt der schattige Weg zur Neumühle. Die liegt schön eingeschmiegt im Bachtal, direkt dahinter spannt sich zwischen den Waldrändern eine weite Wiese voller Gesumm und Geschwirr auf. Ein ufernaher Pfad ist vor lauter Vegetation nicht zu erkennen. Das Verbleiben auf dem breiten Fahrweg schenkt uns im Ausgleich gleich noch eine hinreißende Reh-Episode. Wieder schauen vier Ohren aus den dichten hohen Halmen der fußklammen Uferwiese, doch nicht gleich hoch. Das untere Paar ist kaum zu sehen.

Intensiver Blicktausch mit Muddern

Die Begegnung verläuft sehr ruhig, so als hätten Kitz und Ricke in verbalfreier Verständigung für die Taktik der Unauffälligkeit entschieden. Ein direkter, tiefer Blick zwischen der Alten und uns hält lange an, so einer, dem dann meistens das vorhin erlebte Aufspringen und Enteilen folgt. Doch die beiden bleiben der gewählten Methode treu und entfernen sich langsam Richtung Ufer, wie auf Zehenspitzen mit dem zugehörigen, leicht waalkes’schen Gang. Die Ohren sind noch lange zu sehen.

Pfad an der Neumühle

Neben der Mühle führt ein reizvoller Pfad entlang des Zauns. Am Ende möchte man gern dem Wegweiser zur Schwerzkoer Mühle in den schattigen Weg folgen, der direkt und gefühlt mit nassen Füßen dem Bachlauf folgt. Der tränkt hier viel Waldboden zu schwarzem Modder. Folgerichtig ist da der unmittelbare Venenzugriff dutzender Winzlinge, die scheinbar schon alles Nutzvieh der Umgebung leergesogen haben und ohne jegliches Sondieren zum Stich schreiten.

Wiesengrund bei Neumühle

Gut also, dass es ohnehin der falsche Weg war, im schnellen Rückzug zurück zur Wiese und noch ein paar Wanderer auf den rechten Weg gebracht, auch wenn der mitten durch die Mückentränke führt. Doch sie wollen es so. Bei jedem Storchenschritt durch die hohe Wiese schnibben friedliche Grashüpfer durch die Luft und werfen die Frage auf, wie man in solch einem hochgewachsenen Halmwald überhaupt abspringen kann.

Bei Neuzelle

Am Ende einer zugeknöpften Waldsiedlung mit halbherzigen Durchgangshindernissen wird der Wald lichter, und bald öffnet sich die Landschaft. Ein Zaun begrenzt eine weitere Wiesenfläche, wo auch junges Gebäum heranwächst. Hier wird nun das nächste Kapitel an Schmetterlingsfreude aufgeführt, sich dabei halbwegs an den Verlauf des grobmaschigen Zaunes gehalten. Den mitlaufenden Knipsversuchen entgehen die edel Gewandeten dadurch nicht.

Da alle Bilder Gurken werden, genießen wir die Pracht vor Ort und versuchen uns ein paar Muster ins Kurzzeitgedächtnis zu legen, später digital oder analog nachzuschlagen. Diese durchflatterten Blumenwiesen erschaffen gemeinsam mit dem ausdrucksstarken Wolkenhimmel einen sagenhaften Sommertag, dessen zeitweilige Hitze ein gelegentlicher Wind angenehm entschärft.

Hinter dem querenden Fahrweg liegt eine große Wiese, hügelig und mit Aussicht auf baldige Ausblicke. Auf ihr gibt es ein paar Wege, die nicht sichtbar sind und dazu einladen, mit der Euphorie eines freigelassenen Kindes freudenquietschend loszurennen und sich durch die weiten Wogen des Reliefs treiben zu lassen. Zwischendurch beim Rennen die Augen zu schließen oder sich einfach ins stoppelige Gras fallen zu lassen. Um dann nach ein paar Augenblicken mit fest zugekniffenen Augen und Sonnenpunkten unter den Lidern den Hang hinabzurollen oder zweidrei Purzelbäume zu schlagen.

Blick hinab zum Stadtrand

Gleich hier spielt am oberen weichen Rand eines üppig grünen Hanges das dritte Kapitel von farbstarken Blüten und buntem Geflatter in immer neuen Gestalten. Unten im Tal ruht wie in einem Ölschinken über Omas Sofa gemalt Kummro, eingekuschelt in dunkle Waldhänge. Das Relief des Weges bringt uns ganz von allein auf Spur, so wie ein Wassertropfen auf einem gewellten Lotosblatt ganz klar seine Bahn finden würde.

Unten ist nicht ganz klar, ob es ein offizieller Weg für jeden ist. Der zuständige Hofhund stellt lautstark dieselbe Frage, sollte jedoch an seinem Timbre arbeiten. Das folgende Wohngebiet bietet für einige Grundstücke den seltenen Luxus eines eigenen Hausberges, der mit Stiegen, Serpentinenwegen und Hochterrassen für die Abendbank hinreichend zelebriert und gewürdigt wird. Eine abzweigende Straße für eine neue Wohnsiedlung trägt verheißungsvoll den Namen Klosterblick. Das erweist sich als Marketing-Gag und erinnert einmal aufs Neue daran, dass man das Kleingedruckt immer mit der richtigen Brille lesen sollte.

Eine schöne Aussicht zum Spinnberg gibt es trotzdem und dazu gleich mehrere schöne Wege über die Wiesen, die nun hier das vierte Kapitel aufklappen. Wir bleiben auf der Höhe, passieren große Ställe und das wohl bestgestützte Storchennest weit und breit, das ohne Überhänge auskommt. Dementsprechend groß fällt die Besatzung aus, die ohne statische Bedenken da oben rumturnt.

Klosterkirche und Hochofen und Bergwiese

Wenn der bisherige Weg der Zustieg war, kommt dieser jetzt in seine finale Phase, bevor es charakterlich in höhere Regionen geht, wenn auch unterhalb der Baumgrenze. Wer keinen Wert auf Vollständigkeit in der langen Reihe der Gipfel legt, kann gleich jenseits der Straße ins Wegesystem einsteigen, das etwas Interpretationsfreude und Wagemut verlangt. Heute auch etwas Leidensfähigkeit, denn aktuell herrscht eine regelrechte Mückenplage, wie die Zeitung des nächsten Tages auf ihren ersten Seiten verrät. Am besten folgt man an den zahlreichen Abzweigungen grob einer Himmelsrichtung.

Miniaturgebirgslandschaft Fasanenwald

Wir bleiben dem breiten Weg treu bis zum südlichsten aller Gipfel, von dem sich nun endlich der ersehnte Blick auf das Kloster mit allen seinen Accessoires ergibt. Faszinierend und vielleicht einzig diesem waldoffenen Punkt vorbehalten ist, dass der Blick zugleich auf die Kirche aus dem 18. Jahrhundert und den gewaltigen Eisenhüttenstädter Hochofen aus dem 20. Jahrhundert fällt, der dort die Hauptachse des Stadtbildes mitbestimmt. Um den Punkt zu erreichen, muss man sich kurz vor einem Hochstand rechts hinüber zu Wald halten, dabei etwa auf selber Höhe bleiben. Der Pfad ist derzeit nicht sichtbar, der stark ausfallenden Vegetationsperiode geschuldet, denn wir staksen hier mitten durch der Flatterwiesen fünftes Kapitel.

Im dichten Fasanenwald (der Weg ist das links da)

Als wir uns kurz verbeugen und in den dichten Laubwald eintreten, staunen wir und stoßen auf eine kuriose Analogie. Unweit der sozialistischen Planstadt Schwedt, damals wie heute einem wichtigen Industriezentrum in dünn besiedelter Landschaft, gibt es auf polnischer Seite das wildromantische und zauberhafte Tal der Liebe, das hier vor einem Jahr ausgiebig besungen wurde. Starkes Relief auf kleinstem Raum, üppige Natur durchschlungen von einem System von Wegen und Pfaden und erkennbare Spuren einer gezielten Anlage. Dazu die Odernähe und direkt benachbart die flachen Flussweiten. Ein hinreißendes Netz von Pfaden, das zum Verfransen herzlich einlädt.

Nun finden wir hier in Nachbarschaft zu Eisenhüttenstadt, der Planstadt der sozialistischen Planstädte, eine ganz ähnliche Landschaft, wenn auch hier die verspielten fürstlichen Zutaten wie Teiche, Statuen und Ruinchen oder die ganz besonderen Aussichtsplätze fehlen, denn die sind zum Großteil zugewachsen. Doch auch das Tal der Liebe hielt lange Jahrzehnte einen Dornröschenschlaf, und wenn irgendwann der Klostergarten fertig ist, fällt auch in Neuzelle vielleicht jemandem ein, dass man ein paar Säckchen öffentliches Geld dafür verwenden könnte, hier dies und das in Angriff zu nehmen. Am besten Anfang der Dreißiger mal wieder hier vorbeischauen!

Höhenpfad im Fasanenwald

Wo nun an und für sich die herrlichen Anstiegspfade und Höhenwege, Rastbänke und betagten Schautafeln zum Genießen und Verweilen einladen, gestaltet sich dieser erste Besuch des Fasanenwaldes zur atemlosen Hatz. Zwischen Mondberg und Kreuzberg, Flaschenberg und Herzberg veranstalten die Mücken mit uns eine milde Form der Treibjagd und holen alles nach, wovon wir im letzten Sommer verschont geblieben waren. An solchen Stellen, wo es ein meterbreiter Sonnenstrahl bis zum Waldboden schafft und eine flirrende Beam-Säule in den Wald stellt, sieht man das ganze Ausmaß, die dichten Wolken lüsterner Rüsselträger in wildem Ritual-Tanz.

Selbst ein Foto zu machen ist schon ein kleines Wagnis, denn das sekundenlange Verharren wird auch hier ohne die Suche nach der besten Einstichstelle genutzt. So bleibt nach hintenraus neben allerhand schlecht verschlossenen Zapfstellen an Beinen und Armen sowie einigen hastig eingefangenen Gedankenbildern die Erkenntnis, hier in besonders feuchten Phasen des Sommers lange Ärmel im Rucksack zu haben – oder mal im Herbst oder Frühling herzukommen, um die Sache in Ruhe zu genießen.

Weite in der Oderaue

Nach einer guten halben Stunde fuchtelnden Geländelaufes gibt uns der Wald frei, nun wieder unten auf dem Niveau der Wiesenaue, die friesisch flach zwischen Bahn und Oder liegt. Auch am Fahrweg direkt unterhalb des Fasanenwaldes lauern sie noch, doch wir wollen ohnehin hinüber ins offene Land. Doch die Querung der Bahn ist problematisch, denn eine einstige Option, von der noch ein rostiges „Durchfahrt verboten“-Schild erzählt, ist komplett verwachsen.

Da heute in Sachen Leidensfähigkeit gut gestählt, versuchen wir uns irgendwie zum Gleisbett durchzuarbeiten. Auch wenn die Strecke gut einsehbar ist, jede Stunde nur ein Zug vorbeisaust, ist von der Querung grundsätzlich abzuraten – nicht zuletzt deswegen, weil man im weglosen Dornenkraut hervorragend umknicken kann. Außerhalb der Vegetationsperiode sollte es besser sein, doch hier und heute lassen wir es sein und bleiben auf dem bequemen Weg, der die nackten Beine weder sticht noch kratzt noch verknickt.

Heuernte vor Neuzelle

Mit der Öffnung zur Bahntrasse hin werden die Mücken weniger. Um unseren eingangs erwähnten Wunsch nicht in den Wind zu schießen, planen wir indessen verwegen, uns selbst recht hübsch was vorzumachen. Gucken betont nicht zu allem, was an Türmen oben rausschaut, wenden uns am Ortsrand nach rechts und schwärmen nach dem Überqueren der Schienen mit großen Schritten aus in Richtung Oder, mitten in die weite Wiesenaue. Um ganz draußen wieder umzudrehen und ehrfurchtsvoll dem Kloster zuzustreben. Wer sich hinsichtlich dessen an die Stirn tippt, hat zunächst recht – doch nach hinten raus so gar nicht.

Erntehelfer in der Oderaue

Denn was wir jetzt erleben, ist nicht nur die schönste Art der Annäherung an die Neuzeller Turmlandschaft. Die laufende Phase des Sommers schenkt uns zusammen mit dem Wettergeschehen und landwirtschaftlichen Notwendigkeiten ein Ballett, das sich direkt vor der Kulisse des diesig entfernten Klosters abspielt und mit gar nichts geizt. Für später ist Gewitter angesagt, mit starkem Regen, und auf den Wiesen liegt in langen Bändern das gemähte Heu bereit. Daraus entsteht ein klares Spannungsfeld, was den Blickwinkel des Landwirts betrifft.

Während auf den Wiesen jeweils ein schwergewichtiges Pärchen aus Mähdrescher und behängertem Traktor in blau ein leichtfüßiges Tänzchen aufs Parkett legt, eilt vom Ort her der nächste Tanzpartner herbei. Dies tut er jeweils im weiten Bogen und mit der gebotenen Eile, die von Partnerwechsel zu Partnerwechsel noch im Tempo anzieht – etwaigen Fußgängern dürften beim Platzmachen am Wegesrand aufwändige Frisuren in Bedrängnis geraten. Der weite Bogen wird von einem kleinen, doch ausreichend breiten Wassergraben diktiert. Der Partnertausch vollzieht sich in respektvoller Entfernung, dabei aber so dicht, dass dem Dreschwerk keine nennenswerte Wartezeit entsteht.

Klostergarten Neuzelle

Ergänzend zu diesem Ballett der Elefanten findet ein weitaus grazileres statt, direkt daneben, mit um die fünfzig paar schwingender Tanzbeine in rot. In absoluter Seelenruhe spazieren Störche neben den röhrenden Maschinen, flattern elegant auf, legen jedoch nur dann ein paar hingeschlurfte Meter in der Luft zurück, wenn der Abstand zu groß geworden ist. Die Tanzenden stehen kaum in künstlerischer Korrespondenz, sondern geben sich ganz dem jeweils eigenen Ausdruck hin, gleichzeitig dem Genuss taufrischer Leckerbissen, die das verwirbelte Heu freigibt. Nur ein besonders hungriger Storch befindet sich als Einziger im regelmäßigen Aufholflug, damit ihm wirklich nichts entgeht. Ein anderer hat wohl genug für heute und gleitet im weiten Bogen und leicht bräsig in Richtung Nachtlager. Das Zwiegespräch zwischen spindeldürren Beinen und extradicken Treckerreifen im meterkurzen Abstand schafft die besondere Note dieser sommerlichen Vorstellung. Was die Anmut der Großen in den Drehbewegungen ist die der Hochbeinigen in jedem einzelnen Schritt.

Schon einmal durften wir ein Spektakel zahlloser großer Vögel vor der Kulisse des Klosters erleben, in einem knackig kalten Winter. Im letzten nachmittäglichen Sonnenlicht zogen Hunderte Gänse von den Futterplätzen ins Nachtlager, mit dem zugehörigen Schnabelspektakel, das über Kilometer zu hören ist. Mitten durch den unten schon beschnittenen, glühenden Feuerball – wie einst E. T. vor dem vollen Mond. Wir derweilen sahen mit großen Schritten zu, dass wir Neuzelle noch vor der Dunkelheit erreichen, denn eine Lampe war nicht in der Tasche und die Oderaue kann sehr dunkel sein. Der hochwertig neonbeleuchtete Kosmetiksalon am anderen Rand des Klosterteiches hieß seinerzeit noch Bier Beauty, doch das hat wohl der Phantasie der potentiellen Kundschaft zu viel abverlangt. Das heutige Hair Beauty klingt zwar vergleichsweise trocken, erlaubt jedoch leichter greifbare Assoziationen zu gängigen Inhalten von Schönheit.

Heckengang im Klostergarten

Auf dem nun endlich erlangten Weg von der Aue auf das Ortsbild zu machen wir alle paar Minuten den eilenden Gummiwalzen Platz, die nun sichtlich gegen die herannahende dunkle Wolkenfront anfahren. Die Umrisse der Klosterbauten gewinnen zunehmend an Schärfe, werfen den Grauschleier der Distanz ab und machen nun neugierig darauf, was das warme Licht der späten Sonne mit den zahlreichen Gelbschattierungen der Klostermauern veranstaltet.

Arkadengang bei der Orangerie

Kloster Neuzelle

Über das Kloster, die Kirche und den Park mit Kräutergarten muss hier nichts geschrieben werden. Es ist schlichtweg zauberhaft, auch wenn der Kräutergarten gerade komplett umgekrempelt wird. Wo einst Kleingärten stündlich vom Wind der vorbeieilenden Züge umweht wurden, wird derzeit die barocke Struktur der Gartenanlage wiederhergestellt. Hart für die Parzellanten, doch angesichts der Einmaligkeit der Klosteranlage eine nachvollziehbare Entscheidung für den kleinen Ort. Nächstes Jahr soll alles fertig sein, dann mit Gärtnerei, dem eigentlichen Kräutergarten und zahlreichen Obstbäumen.

Klosterkirche über den Wiesenstufen

Der Park unterhalb der großen Wiesenstufen scheint soweit komplett und erlaubt verspielte kleine Spazierereien zwischen dem Wasserbassin, hohen Hecken und gelungenen Kantenmodellen einstiger Pavillons, Arkaden oder Aufgänge. Hin zur Orangerie ergeben sich so reizvolle Perspektiven, die ein bisschen an ein Labyrinth denken lassen. Das Café ist mehr als gut geeignet für das Vertrödeln einer ganzen Weile. Beim Eintreten nimmt der Blick automatisch eine etwas feierliche Note an, und eine Bestellung würde man womöglich in lippenaktivem Hochdeutsch tätigen. Es riecht nach wandhohen Gemälden, salbungsvollen Trauungsworten und aufwändigen Kristallüstern – auch wenn es gerade nichts davon gibt. Im Winter übrigens stehen in den beiden hohen Räumen in der Tat die Bäumchen und sonstigen Großtopferten.

Tränke am Klosterteich, Neuzelle

Der feierliche Blick bleibt auch noch beim Erklimmen der Stufen, hinauf zur Ebene des weiten Innenhofes, die wie geschaffen scheint für einen schönen Weihnachtsmarkt. Und weicht beim Betreten der Kirche ganz naturgemäß dem staunenden Blick, der den Mund selten ganz geschlossen lässt. Insbesondere in einer alpenfernen Region, wo nicht in jedem fünften Ort so eine Anballung barocker Elemente wartet. Die Uhr schlägt gerade vier, und so bleiben uns noch ein paar Minuten der Kulanz, bevor sich der riesige Schlüssel für heute zum letzten Mal im Türschloss dreht.

Stiege zur Aussichtsbank

Hinter großen roten Türflügeln fliegt der Blick auf glattes Pflaster entlang einer weißstämmigen Lindenallee und gleich die nächste Anhöhe hinauf, bevor er schnellstens zurücksaust und sich der hübschen Szenerie rund um den Klosterteich widmet. Nicht zuletzt durch den jüngsten Anstieg macht sich spontan der Hunger bemerkbar – der Klosterkrug kommt jetzt mehr als gelegen. Leider sind alle Tische draußen schon besetzt, doch ein Seitenblick entdeckt noch zwei tieferliegende Decks mit einem freien Tisch. Kein Wasserblick, doch dafür der in den Garten und weniger Leute, die dicht am Teller vorbeilaufen könnten.

Klosterblick vom Priorsberg

Auch alles andere passt perfekt, und nach erfolgtem Energieausgleich und einem Zuwachs an momentaner innerer Zufriedenheit ist nun die Runde um den Klosterteich besser als jedes Kompott. Überall fließt es, teils nicht ganz logisch, und der Weg passiert trotz seiner Kürze eine lange Mauer, eine zum Abend ausatmende Wiese und sogar eine Insel, die als Refugium für all die Enten dient, die hier den Teich bevölkern.

Oben am Kirchturm gleißt das blau-goldene Ziffernblatt, als würde es gleich schmelzen und über die Kanten abfließen, wie bei Dalí. Gleich dahinter läuten nun die Glocken aus vollem Hals und geben uns einen stillen Stüber für die letzte Viertelstunde bis zum Bahnhof.










Anfahrt ÖPNV (von Berlin): Regionalbahn über Frankfurt/Oder (1,5 Std.) oder Cottbus (2 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): Autobahn und Landstraße in beliebiger Mischung (1,75-2,5 Std.)

Länge der Tour: ca. 17 km (Abkürzungen mehrfach möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Amt Neuzelle

Zeitungsartikel Fasanenwald Neuzelle

Kloster Neuzelle

Einkehr: Klosterkrug, Neuzelle (am Kloster)
Zum Zickenzeller (Bahnhofstr.)
Sportlerheim (am Priorsberg, Birkenweg)

Grobskizziert – Beeskow: Inselgassen, Türme und der Flug des Medizinballs

Zweieinhalb Millionen Menschen leben in Brandenburg – etwa halbsoviele wie in Norwegen oder auch Finnland. Nur ein Drittel davon verteilt sich auf die unzähligen Dörfer, deren Antlitz mal naturromantisch, mal spröde oder einfach ganz lebensnah aussieht. Neben all diesen Dörfern gibt es gut hundertelf Städte und Städtchen in Brandenburg, die den restlichen zwei Dritteln Unterschlupf bieten.

Nördliche Stadtmauer

Ungefähr jede vierte verfügt über einem ganz ordentlich erhaltenen historischen Stadtkern. In einigen dieser gut dreißig Städte steht noch der größte Teil der mittelalterlichen Stadtmauer, die sich meist im Rahmen einer genießerischen Runde erkunden und erleben lässt. Davon abgesehen finden sich auch solche mit intakter Stadtmauer, deren Inneres jedoch vom letzten Weltkrieg stark gebeutelt wurde und nun bauzeitlich gesprenkelt oder mit sprödem Charme erstrahlt. Den schönen Spaziergang gibt es jedoch auch hier, und wer offenen Auges unterwegs ist, kann auch hier noch allerhand Historisches finden. Wenn auch die Vorstellung des bedeutsam ausschreitenden Nachtwächters mit langem Mantel, Hellebarde und Fackel in solchen Fällen ein wenig Anstups benötigt.

Westliche Stadtmauer

Anfang der letzten Neunziger Jahre war an der historischen Bausubstanz überall im Land vieles am Bröckeln, schaute grau aus seinen Fugen oder schien kaum noch zu retten. In drei Jahrzehnten ließen sich einige Wunden heilen, wurde vieles wiederhergestellt und nachgebildet, und heute ist jede dieser Städte umso mehr einen Besuch wert. Vier von ihnen liegen übrigens direkt vor den Toren von Berlin, eine sogar noch im C-Bereich der S-Bahn.

Blick durch das Luckauer Tor auf die Berliner Straße

Beeskow

Etwas weiter ist es in die Spreestadt Beeskow, die sowohl Laien als auch Kenner ihr Leben lang gern mit Beelitz oder auch Belzig durcheinanderhauen. Etwas Linderung verschafft, dass Belzig mittlerweile ein Bad vorangestellt wurde und Beelitz irgendwie ganz klar mit Spargel assoziiert ist. Eine nur mäßig hilfreiche Eselsbrücke zu Beeskow ist das doppelte e, das auch die durchfließende Spree in sich trägt. Wer Eisen auf Eisen dorthin reist, steigt in Königs Wusterhausen um oder wahlweise auch in Frankfurt an der Oder.

Der Stadtkern innerhalb der Mauerlinie misst im Durchmesser gut fünfhundert Meter, das Durchlaufen der äußeren Stadt vom Bahnhof bis zum südlichen Rand füllt gut zwanzig Minuten, und doch kann man hier problemlos und gut unterhalten die Länge eines winterlichen Tageslichts verbringen, wenn das Wegenetz in der Art eines Schneckengehäuses aufgerollt wird.

Kirchgasse hinterm Markt

Spreeinsel und Kietz

Am schönsten einsetzen lässt sich, alternativ zum Bahnhof, am Flößerplatz unterhalb der Burg – falls also vom Bahnhof in Kürze der 400er Bus abfährt, ist man schon nach wenigen Minuten am Ostkreuz, unweit der Spreebrücke, die zur Insel übersetzt. Die Burg erhebt sich eindrücklich auf dieser Flussinsel, die breit zwischen den Wassern der Spree ruht. Diese spannt hier im Osten der Stadt eine weite und schilfreiche Wasserlandschaft auf, die der Insel ausreichend Platz bietet und zugleich der Burg die Schutzfunktion über ihre Stadt erleichterte, ein paar Jahrhunderte zuvor.

Spreepromenade zwischen Festland und Kietz

So klein die Insel ist, so vielseitig und vollgepackt zeigt sich ihr sanft gewölbter Buckel. Die nördliche Hälfte bleibt recht sachlich vor allem dem Hafen und allerlei Zweckbauten vorbehalten. Die von einem Grüngürtel umgebene Burg, teils Ruine und mit ihren Flügeln und dem Burgfried manchen Detail-Blick wert, bestimmt die Mitte der Insel, die zur Stadt hin von einem durchgehenden Spazierweg am Nebenkanal begleitet wird. Innerhalb der alten Mauern gibt es Kultur in vielen Ausprägungen, ferner ein Museum sowie eine Freilichtbühne – und natürlich etwas Gastronomie. Zu Füßen der Burg können Flöße ausgeliehen werden, um die Spreelandschaft mit ihren Seen und Altarmen auf besonders entspannte Art zu erkunden. Zum Freischalten wird bislang kein mobiles Endgerät benötigt.

Blick auf die südliche Stadtmauer

Wahrhaftige Inselatmosphäre verströmt dann der Kietz, der trotz seiner geringen Ausdehnung mit einer ganzen Reihe von Gassen aufwarten kann. Keine einzige von ihnen sollte man sich entgehen lassen – wenn man schon mal hier ist. Selbst im vergleichsweise farbleeren Januar zeigen sie ihren Charme, und ganz im Süden lädt noch eine schöne Liegewiese ein – mit freier Sicht aufs Wasserreich rund um den oder die Bahrensdorfer See.

Rehgehege am Luchgraben

Vom jeweils einen Ende der Querstraße sieht man die Laternenköpfe am anderen Ufer. Auch eine der allerschönsten Stadtansichten findet sich hier – am Ende der Fischerstraße – und an der Brücke über die Spree ein schönes Gasthaus direkt am breiten Wasser. Ein Fußgängersteg verbindet die Inselmitte auf kürzestem Wege mit der Stadtmauer, die noch knapp drei Viertel von Beeskows Innerem umgibt.

Steg über den Luchgraben

Historischer Ortskern

Die Mauer ist zum Teil so niedrig, dass man einen Medizinball hinüberwerfen könnte, an anderen Stellen hingegen so hoch, dass man mit der längsten Leiter kaum hinüberkäme. Ausgebessert wurde sie dem Anschein nach immer bei Bedarf mit dem, was gerade verfügbar war. Mal verläuft der Weg innerhalb, dann wieder außerhalb, stellenweise besteht die Wahl. Die westliche und teils auch südliche Mauer begleitet ein breiter Grünstreifen, der Platz lässt für Spielplätze und Parkwiesen. Wer möchte, kann unterwegs die Türme mit ihren einschlägigen Namen zählen – oder gleich alle turmartigen Bauwerke, die sich längs der gepflasterten Spur finden, seien sie nun achteckig, viereckig oder rund.

Uferweg an der Spree

Von jedem Turm sind es nur ein paar Minuten bis zum Markt, der von der benachbarten Kirche bestimmt wird. Das weite Rechteck präsentiert neben den regelmäßigen Markttagen einen Brunnen mit blaulastigem Humor in Backstein und einer schönen Spree-Madame. Darüber hinaus bekommt man an den vier Seiten des Platzes fast alles, was man so brauchen könnte.

Burg Beeskow auf der Inselmitte

Die wuchtige Marienkirche hat ganz klar den höchsten aller Türme hier. Dessen Spitze zeigt sich jedem schon frühzeitig, der sich von irgendwoher auf Beeskow zu bewegt. Den Kirchvorplatz verbinden allerhand extraschmale Gassen mit dem befahrbaren Wegenetz, und so lässt sich vermuten, dass die Stadt ausgehend von hier in die Breite ging. Besonders pittoresk und ebenso kurz ist die Pfarrgasse, eine der wichtigsten Direktverbindungen von damals und auch heute – von der Kirche zum Markt und umgekehrt. Dass auch Beeskow zu den Städten zählt, die der Krieg gehörig durchgeschüttelt hat, fällt auf den ersten und auch zweiten Blick kaum auf.

Stadtansicht vom Kietz aus

Außerhalb der Stadtmauer

Wer vom Kirchplatz die richtige Gasse trifft, gelangt über eine unauffällige Toreinfahrt zur Spreepromenade, die sich jenseits einer saftigen Uferwiese entlangzieht. Sämtliche Enten der Innenstadt sind hier unweit der Brücke anzutreffen. Vom südlichsten Turm der Stadtmauer, der mit der Herstellung von Bier zu tun hatte, gelangt man über eine hügelige Parkanlage zum südlichen Stadtwald, der im Stadtplan als Irrgarten ausgewiesen ist und in der Tat über ein gewisses Wegenetz verfügt. Parallel verläuft in Richtung Badeanstalt eine unauffällige Straße, die von verschiedensten Straßenlaternen begleitet wird. Überhaupt fällt im gesamten Stadtgebiet eine große Laternen-Vielfalt auf.

Inselgassen auf dem Kietz

Kurz vor der Badeanstalt, die bis heute so heißt, führt ein Durchschlupf für Fußgänger zum Freizeitpark mit dem alten Kulturhaus. Gleich gegenüber des großen Parkplatzes beginnt nun der Einstieg in den äußeren Stadtring für Spaziergänger. Der zeigt sich zunächst recht urwüchsig und überrascht ein paar Schritte später mit einem ausgedehnten Rehgehege. Die zutraulichen Fellträger machen hinreißende kleine Geräusche und lassen sich aus nächster Nähe bestaunen. Ein kleiner Ruderboothafen markiert das Ende eines schmalen Wasserlaufes, der sich als Luchgraben im weiten Bogen um die halbe Stadt zieht, im nördlichen Teil sogar in Begleitung eines Uferweges.

Breite Spreelandschaft in Beeskow

In Hörweite zum Bahnhof weitet sich die Landschaft und spannt unweit der Bahnhofsanlagen eine Wiese auf, die nun erstmals den Blick freilässt. Beim Ende des Luchgrabens beginnt zwischen Kleingärten und Spreeufer ein zauberhafter Pfad, der sich entlang des breiten Flusses als Parkweg in Richtung Inselhafen fortsetzt. Wahlweise bleibt man einfach drauf oder wechselt schon bei der ersten Möglichkeit auf die Insel, von der sich Ausblicke auf den ruhig dahinströmenden Fluss und die jenseitgen Spreewiesen öffnen.

Blick aus der Oegelner Ferne auf die Stadtsilhouette

Ganz gleich, ob nun der Hunger ruft oder der nächstbeste Zug nach Hause – weder zum Markt noch zum Bahnhof ist es weit. Wenn jetzt hingegen nach dem ganzen Schlendern mit ständigem Stehenbleiben, Gucken und Bilder machen noch etwas ungebremster Auslauf gut täte, etwas schnelle Luft um die Nase und in den Lungen, geht das ganz einfach – mit einem Wechsel ans andere Spreeufer.

Abendlicher Marktplatz

Spreewiesen oder mehr

Je nach Lust und Beinkraft kann man hier eine gut halbstündige Runde über die Spreewiesen drehen oder weiter ausschweifend noch ein unregelmäßiges Viereck aus zumeist geraden Wegen anhängen, das die Wahrnehmungskanäle mit Wald, Feld und Dorf sowie einem einzigartigen Konzentrat aus landwirtschaftlichen Geruchssensationen versorgt. Letzteres am südlichen Rand von Oegeln, auf halbem Weg zum Bahnübergang. Sowohl von den Spreewiesen als auch von den geraden Wegen ist die Marienkirche oder die Spitze ihres Turmes zu sehen, und egal von wo, so richtig weit weg scheint sie nie zu sein.














Anfahrt ÖPNV (von Berlin): von Berlin-Ostkreuz Regionalbahn über Frankfurt/Oder (ca. 1,25-1,75 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): Autobahn bis Fürstenwalde Ost, dann über Land; wahlweise auch Autobahn bis Abfahrt Mittenwalde, dann länger über Land (B 246)(ca. 1,25-1,75 Std.)

Länge der Tour: komplett ca. 16,5 km; nur Mauerstadt ca. 3 km; nur westlich der Spree 8 km (Abkürzungen vielfach möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Internetauftritt der Stadt Beeskow

Historische Stadtkerne – Beeskow

Einkehr: div. Angebote im Stadtgebiet
Kirchenklause, zwischen Markt und Kirche
Sportlerklause, auf dem Freizeitgelände südlich der Stadt

Philadelphia: Treidelpfade, Strohpolis und das fehlende Satzzeichen

Der Sommer ist schließlich auf seinem goldenen Hochpunkt angekommen, und so hat sich das Korn auf den Feldern von hüfthohen Halmen in haushohe Klotzbauten gewandelt, die zum Teil in abenteuerlicher Tetris-Technik hochgestapelt wurden. Wer dort bequem stehend und behutsam seine Nase hineinbohrt, wird mit würzig-warmem Duft belohnt, der gut sein muss für die Seele und auch die Atemwege. An den randständigen Obstbäumen prahlen die Früchte in knackiger Attraktivität und verführen Passanten zu saisontypischen Sprung- und Streckübungen oder verschämten Griffen übern Gartenzaun. Dabei gilt oft, dass allzu viel Schönheit eher mit wenig geschmacklichem Charakter einhergeht – und umgekehrt. Was ja nicht ausschließlich für Obst gilt.

Treidelweg am Storkower Kanal

Die Sonne trägt nun wieder eine Woche des Triumphierens vor sich her, lässt schon probeweise Findlingshaut erglühen, bodennahe Luft flimmern und Asphaltfugen erweichen. Im Kontrast dazu wird die sommerliche Vogelstille nach und nach abgelöst von den krächzenden Großschnäbeln in Schwarz und Grau, die spüren, dass ihre Zeit jetzt näher rückt. Das zeigt sich auch in ersten vorherbstlichen Düften, für die neben Laub und Obst am Boden auch die die strauchigen Wiesen sorgen und die offene Erde stoppeliger Äcker. Alles wartet wieder auf den Regen, doch zumindest die Weinbauern können frohlocken.

Schleuse Kummersdorf

In solchen Zeiten kann man Spaziergänge und Ausflüge kurz halten oder ganz auf diese verzichten und sich am kühlsten Ort der Wohnung neben eine Tüte Eiswürfel setzen. Wer weder dies noch jenes möchte, sollte auf Schatten achten und die Nähe von Wasser suchen, denn dort ist es fast immer etwas kühler, weht häufig auch ein Brislein. Gut geht das im Dahmeland, für das auch der schöne Name Dahme-Heideseen Verwendung findet. Neben den eigentlichen Seen gibt es reizvolle Verbinder, die als Bächlein daherkommen oder als Kanal – oder eben als die Dahme selbst.

Kornfeldreste in konfuser Kompression

Einer davon ist der Storkower Kanal, der es Freizeitschiffern ermöglicht, von Berlin aus über die Dahme und ein paar Seen bis zum Großen Storkower See und von dort sogar bis zum Märkischen Meer zu gelangen, dem zauberhaften Scharmützelsee. Da ist dann wirklich Schluss, im ganz besonderen Kurort Bad Saarow, der sich bestens eignet für ein Finale. Wer die Tour vorausschauend im Schlauchboot angetreten hat, kann hier die Luft ablassen und von einem der schönsten märkischen Bahnhöfe aus die Heimreise antreten. Wer hingegen mit der Motoryacht unterwegs war, wird bald viele bekannte Orte aus neuer Perspektive sehen.

Der Storkower Kanal ist kein Jungspund – die Mitte des Fahrwassers nutzte schon vor knapp dreihundert Jahren ein zarter Flößerkanal. Etwas später ging er unter Friedrich II. in die Breite und ermöglichte damit, dass Holz und Ziegel den Weg in die große Stadt an der Spree fanden und deren Wachstum unterstützten. Storkow selbst liegt an keinem eigenen Fluss, dafür zwischen mehreren Seen und auch zwischen zwei Referenzen an die Neue Welt. Zwar liegen hier zwischen (Neu) Boston und Philadelphia keine gut 300 Meilen, sondern eher gut 3 Kilometer Luftlinie, doch die Namen haben im urmärkischen Storkower Land eine gewisse Präsenz. Und nur hier ist es wohl möglich, dem Schild „Kartoffeln“ folgend auf kürzestem Wege nach Philadelphia zu gelangen.

Fischerei Köllnitz

Philadelphia

Die hiesige Skyline kann nicht ganz mit der nordamerikanischen am kilometerbreiten Fluss mithalten, doch markant sind die sachlich-verspielten Anlagen der heutigen Floß-Werft schon. Zudem gibt es mehrere Teiche im Ort, von denen der am Spielplatz über einen schönen Strand und ein hervorragendes Schwingseil verfügt, mit dessen Hilfe man freudenvoll und kamerawirksam vom Land ins Wasser wechseln kann.

Man kann sich nun am Rastplatz neben Bootsleibern auf die Schattenbank setzen und den ganzen Tag den passierenden Wassergefährten gönnerisch zuwinken. Auch hier gilt ein Kontrastprinzip: die kleinsten Schüsseln machen die größten Wellen, währenddessen große, gut geschnittene Rümpfe fast lautlos vorbeigleiten und kaum Aufregung an der Uferkante verursachen.

In Philadelphia am Kanal

Am Kanal beginnt hinter den letzten Häusern ein Treidelweg, der dementsprechend das Ufer treu begleitet und von Minute zu Minute schöner wird. Zunächst noch offen und breit zwischen einem knorrigen Weidezaun und dem buschigen Kanalufer, wächst ebendort eine schattenspendende Allee in die Höhe, bevor der Weg zum Pfad einläuft und im lichten Eichenwald verschwindet. Je schmaler die Spur wird, desto breiter erscheint der Kanal selbst.

Uferwiesen in Philadelphia

Im extragroben Uferschotter sitzen zunächst unsichtbar zahllose Enten, die sich beim Näherkommen lautlos lösen und wie eintrainiert am anderen Ufer synchronisieren. Jetzt im August tragen auch die sonst so bunten Kerle ihr tarnendes braunes Schlichtkleid, das der alljährlichen Mauser geschuldet ist. Auf Höhe eines zufließenden Kanals mit unbewegter Wasserfläche zuckt kurze Vorfreude auf den Spreewald auf, der für den Herbst schon vorgemerkt ist. Kurz darauf sorgen zwei uferständige Birken für ein perfektes Spiegelbild.

Schattiger Treidelweg am Storkower Kanal

Neben großen und kleinen Booten schippern hier auch allerhand Hausboote vorbei, auf denen die Gesichtsausdrücke von gähnender Langeweile bis hin zu freudiger Begeisterung reichen. Heranwachsende und auch Herangewachsene fügen sich mehr oder weniger tapfer in die Stunden mit mageren Empfangsbalken. Hier und dort wird reichlich Speck präsentiert, und mancher hat ganz ernsthaft die Kapitänsmütze auf, den Blick nach vorne eingerastet und keinerlei Interesse für Jegliches, das sich abseits der Uferlinie ereignet. Hier ist das Boot zumeist besonders klein.

Kummersdorf

Anderer Kanal von Norden

Kurz darauf kommt die Schleusenanlage in Sicht, die mit ihrem extrasüßen Schleusenwärterhäuschen an Skandinavien denken lässt. Nach der stillverwunschenen Alten Mühle folgt eine sonnige Ortsdurchquerung, bevor es jenseits der Kanalbrücke in den Wald geht. Der Kanal folgt jetzt bestens gelaunt dem ursprünglich gewundenen Bett des Stahnsdorfer Fließes durch einen breiten Feuchtgürtel, sodass dort alle Steuerleute kurz ihren meditativen Halbschlaf verlassen müssen, der auf langen Kanalpassagen irgendwann zuschlägt.

Spiegelbirken am Gegenufer

Nicht jeder Rastbank lässt sich widerstehen, und so braucht es seine Zeit, bis Kummersdorf erreicht wird. Der Uferweg setzt sich auf weichem Rasen fort und öffnet nach wenigen Schritten eine weitere skandinavische Kulisse, für die maßgeblich ein faluroter Giebel in einer Kanalkurve sorgt. Allerhand teure Anwesen und Villen haben sich das Ufer reserviert, darunter auch einige wirklich schöne. Gleich gegenüber sitzen im Uferschatten zwei Mädels mit farblich zum Rasengrün passenden Kopftüchern, die sich eine mittägliche Wasserpfeife teilen und versonnen lächeln. Der verdampfte Tabak mischt sich in seiner fruchtigen Note mit anderen süßlichen Gerüchen aus den Sommergärten.

Kolonie Ost

Uferpfad am Storkower Kanal vor Kummersdorf

Nach einem kurzen Stück auf der Straße verschwindet ein Weg im Wald, von dem es bald durch die lineare Wolziger Waldsiedlung geht. Vorfreudig waren wir heute auf etwas Heidekraut in Blüte, und hier treffen wir es, wenn auch nur an einem kleinen Fleck und nicht mehr, als eine Kinderhand verdecken könnte. Jenseits der Straße geht es weiter in der Kolonie Ost, die über einen eigenen Charakter verfügt. Einige besondere Häuser und Grundstücke gibt es hier zu beschauen, und somit lohnt der Extrabogen, der kurz per Nase den Kanal erspüren lässt und seinen Erlenwald.

Wolzig

Skandinavische Impression am Rand von Kummersdorf

Im Dorf selbst führt an einem großzügigen Wasserwander-Rastplatz eine Brücke über den Kanal, und am anderen Ufer gibt es nun Nachschub an Energie und Mineralien. Der verspielte Sommergarten von Monies Café bietet die dritte Schweden-Referenz, auch wenn er nicht direkt am Wasser liegt. Doch hört man die Boote vorbeituckern, wenn nicht gerade ein Schwarm Biker über die Brücke donnert. Große Karte gibt es keine mehr, doch das Imbiss-Angebot lässt niemanden hungrig vom Hofe ziehen, nicht zuletzt auch dank des frischgebackenen Kuchens.

Bootsanleger am Kanal, Kummersdorf

Rund um das brückennahe Anwesen, das gern ein Schlösschen wäre und manch imposanten Löwen verbaut hat, ist über die Jahre ein wirklich großer Baumschul-Einkauf in die Höhe gewachsen und sorgt für Parkflair und Diskretion, sodass der einstmals dominante Zaun kaum noch ins Bild fällt. Gleich darauf am Dorfplatz wird es gemütlicher, neben dem Fachwerk-Bushäuschen laden Bänke zum Päuschen. Doch wir sind ja frisch gestärkt.

Schleuse Kummersdorf

Hinterm letzten Haus beginnt duftender Wald, durch dessen Stämme der angenehme Wind streicht, der schon den ganzen Tag begleitet. Hinter dem Zaun des Hafengeländes lässt sich zu kleineren Wegen abzweigen, doch einen Blick auf den Hafen gibt es dort auch nicht, also ist es kein Verlust, einfach geradeaus zu gehen und dann an der nächsten Kreuzung abzubiegen. Zwischen kleinen Waldstücken, abgeernteten Feldern und stoppeligen Wiesen kann der Blick nun erstmals weiter schweifen, wenn nicht gerade einer von diesen Strohtürmen im Blickfeld steht. Schmale Lücken im Stroh sorgen für hübsche Durchblicke. Im Wald wird schließlich Görsdorf erreicht, eins von mehreren im Land Brandenburg.

Görsdorf

In der Kolonie Ost, Wolzig

Noch vor der Brücke übers Mühlenfließ, hinter dem das eigentliche Dorf beginnt, führt nach links ein Sträßchen durch ein Wohngebiet, das noch nach Bauphase aussieht, obwohl es schon länger existiert. An dessen Ende wird die Straße abgelöst von einer gediegenen Allee, die abgesehen von Traktoren keine Motoren duldet. Die ausgesperrten Fahrzeuge nutzen die parallel verlaufende Straße, und der eine Traktor biegt schon bald auf die Weide ab und tut den Kühen Gutes, die ihn scheinbar längst erwartet hatten. Der Leitbulle strebt voran, als hätte er gerade ungehalten mit dem langen Arm gewinkt, alle anderen hinterher. Eine Denkpause lässt ihn, dann alle anderen stocken, bevor er wenig später weitergeht. Alle anderen folgen. Viele tönen, so zwischen Godzilla und T-Rex, wie man sie aus Filmen tönen kennt. Denkt man an den Kranichruf und stellt ein bisschen an den Reglern, wirkt das in der Tat nicht abwegig.

Klein Schauen

Strohquader am Wegesrand, Wolzig

Der entspannte Weg führt direkt auf die Dächer von Klein Schauen zu, wo es zwischen drei verschieden langen Varianten für den Restweg zu entscheiden gilt. Es wird die mittlere. Vom schmalen Grünzug des Köllnitzer Fließes weht es kühl und erfrischend herüber. Dahinter beginnt eine kleine Fahrradstraße, die derzeit ziemlich stark befahren ist vom Kraftverkehr. Vermutlich wegen des ziemlich guten Kuchens von Tante Hilde, denn es ist beste Kaffezeit und Hildes Garten groß und schattig.

Busch

Durchblick zur Pappel

Im Weiler Busch stehlen sich zwei Katzen über die Straße, in diesem tiefergelegtem Schleichgang, als hätten sie was ausgefressen oder gemeinsam einen teuren Koi vom wohlhabenden Nachbarn aus dem Teich gemopst, nur so aus Jux und ohne Hungersnot. Dahinter ist wieder Ruhe mit Autos, und ein stiller Alleeweg bringt uns schnurstracks zum Fischerhaus Köllnitz, das direkt am Groß Schauener See liegt. Im kleinen Verkaufskiosk gibt es ein ansehnliches Sortiment von Räucherfisch, Fischspieße und natürlich frische Fischbrötchen in mehr als fünf Sorten.

Fischerhaus Köllnitz

Ruhiger Weg von Görsdorf nach Klein Schauen

Die Anlage rund um die Fischteiche, den Kiosk und die Uferlinie ist schon ein Ausflugsziel für sich, wovon zu Recht der große Parkplatz zeugt. Zwischen Gasthaus und Kiosk verlässt das Köllnitzer Fließ den großen See und tritt trödelnd seinen Weg zum nächsten an. Im glasklaren Wasser tummeln sich einige Fische, klein genug, damit ihnen im flachen Wasser der Bauch nicht abgeschubbert wird. Zwei Meter weiter ziehen im Fischteich wuchtige Karpen ihre Schleifen.

Am Ortsausgang von Klein Schauen

Vorn am Wasser gibt es einen kleinen Hafen und hinter der großen Wiese auch einen Strand, und überall auf dem weitläufigen Gelände scheinen sich die Enten besonders wohl zu fühlen. Flach und nahezu genießerisch haben sie sich auf dem Hochflor des gepflegten Rasens abgelegt und scheinen Müßiggang zu üben.

Fischerei Köllnitz

Gleich gegenüber vom Gasthaus liegt noch ein weiteres, und dort beginnt neben der Straße ein Radweg, der die Partie an der Straße angenehm gestaltet. Noch vor Groß Schauen biegt ein Alleeweg ab, der zwischen den Feldern schattig nach Philadelphia führt. Das erste Haus nach der Landstraße hat Zaun und Garten mit verschiedensten Materialien gestaltet und wird in manchem Kopf sicherlich irgendeine Idee für irgendwas auslösen.

Das Köllnitzer Fließ

Am Badeteich, dem mit dem Seil, tauchen wir am kleinen Strand Hände und Füße ein und genießen diesen einfachen und verlässlichen Effekt. Weiter hinten im Dorf wird ein rollerndes Mädchen zum Abendbrot gerufen. Ein Eis wäre jetzt noch schön. Zum Beispiel im nahen Storkow, schräg gegenüber von der Kirche.

Kleiner Bootshafen am Groß Schauener See

Storkow

Die ganze Stadt ist angenehm durchströmt von einem bunten Treiben, mit Marktbuden und offenen Höfen, Kino und einer Bühne auf dem Marktplatz, wo live und direkt gespielt wird – von Indie über Rock und Pop bis Electronic. Das ganze Wochenende läuft unterm Schirm von Radio Eins ein Festival mit dem sperrigen Namen Alinae Lumr, und das bereits zum fünften Mal. Entsprechend lang ist die Schlange an der Eisdiele, die zwischen Markt und Kirche liegt.

Seil für Mittelmutige am Dorfteich, Philadelphia

Vor mir an der Schlange stehen zwei erwachsene Jungs, der eine muskelbepackt, in sich ruhend und gutgehend tätowiert, der andere eher etwas spack und beide scheinbar Schulkameraden, die sich seit langem mal wieder sehen. Der eine eher jemand, dem man zuhört, der andere passenderweise der ehrfürchtige Gegenpart. Das Standard-Geplänkel schwenkt über die Themen Wohnen und Arbeit beiläufig auf die Harte-Jungs-Schiene und einen lukrativen Nebenverdienst, für den man aber Fertigkeiten als Masafagger mitbringen sollte. Geht dann eine Weile so hin und her mit Interessebekundung und derlei, bis die Jungs irgendwann dran sind. Und mit der Stimme eines Mannes und dem Tonfall eines Schuljungen ihre Bestellung sagen: Kirsche, Mango und Banane. Genau so rührend das klingt, genau so brachial wird das Satzzeichen hinter dem Wort Banane durch einen markerschütternden Schrei aus den Boxentürmen der nahen Bühne ersetzt, gefolgt von einem zielgenauen Schlag auf die sechs Seiten der leitenden Gitarre. Die nächste Band legt los und stürzt unter der einsetzenden Dämmerung die kleine Stadt in ihre Nacht der Nächte.










Anfahrt ÖPNV (von Berlin): Regionalbahn von Berlin-Ostkreuz mit Umsteigen in Königs Wusterhausen nach Kummersdorf, von dort 10 Min. Zuweg (ca. 1,25 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über die Autobahn, dann Storkow abfahren und hinter Rieplos rechts abbiegen (ca. 1,25 Std.)

Länge der Tour: ca. 17 km, Abkürzungen mehrfach möglich


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Storkow: Erstarrte Seen, die Burg im Schilf und die meeresfernen Salzwiesen

Das schönste Geschenk des Februars ist Jahr für Jahr dieser befreiende Moment, wenn man merkt, dass die Tage wieder spürbar länger sind. Immer mehr Stunden erobern sich ihren Raum zwischen den Dämmerungen. Die längere Lichtausbeute verlockt zu ersten Gedanken an Frühlingsnähe, ganz unabhängig von Kälte, Schornsteinluft oder weißen Landschaften. Letztere gibt es nur manchmal, doch fast immer ist der Februar der Monat der Winterferien. Wer Zeit und Geld übrig hat und etwas Reiselaune nach dem langen Januar, nutzt die Zeit für eine Abwechslung in naher oder weiterer Ferne.

Altstadt von Storkow

Ist Kälte gefragt und schnelle Bewegung auf ganz besonders edlem Schnee, fliegt man vielleicht nach Colorado und erfüllt sich dort einen liegengebliebenen Jungstraum, bevor anderes wichtiger wird oder das eigene Gebälk zu steif. Wer mehr auf Wärme aus ist und irgendwo auf dem indischen Subkontinent vor Jahren seine dritte Heimat finden durfte, gibt sich vielleicht dort einem gänzlich anderen Leben hin und genießt den Menschen, der er dort und nur dort ist. Und wieder andere, die Verkehrsmitteln ohne direkten Bodenkontakt gern aus dem Weg gehen, setzen sich auf die Bahn oder hinters Lenkrad und probieren den europäischen Winter in einem Land mit anderer Sprache, anderem Geld und ganz eigenen Landschaften aus.

Nicht minder reizvoll ist die Option, keine halben und ganzen Urlaubstage auf den Ortswechsel zu verwenden, sondern einfach in der Nähe zu bleiben und mal wieder dorthin zu fahren, wo man noch nie oder schon lange nicht mehr war. Über dem Norden Deutschlands und auch über Brandenburg wurde hier und da ein Kissen ausgeschüttelt, sodass die Landschaft überpudert ist – zu mehr hat sich der weiße Winter bislang nicht hinreißen lassen. Alle Fortbewegung ist daher gut und frei von Spezialtechnik möglich, sei es auf zwei Rädern oder eben zu Fuß. Sonnige Tage wechseln sich mit wolkenverhangenen ab, sodass die Chance auf die schönen und dunstigen Lichtstimmungen des Monats eine attraktive Quote hält.

Die Zugbrücke am Storkower Kanal

Nicht entlegen und gern ein wenig unterschätzt ist das Städtchen Storkow, das mit der Vielfalt seiner Umgebung immer wieder überrascht. Die Stadt im Zeichen des Storches liegt in loser Nachbarschaft zu Neu Boston und Philadelphia. Wem das nicht hilft, um Bilder im Kopf aufzurufen, der denkt vielleicht an die einprägsame Zugbrücke am Rand der Altstadt oder die Burg, die sich oft markante Sonderausstellungen an Land zieht. Vor einigen Jahren ging es dabei um die Puhdys, die ewigen Rockrentner, jetzt gerade heißt das Motto „Drauf geschissen!“. Gar nicht eklig, vielmehr mit guten Prisen von Humor und höchst informativ geht es um das stille Örtchen, mit dem ja jeder Mensch ganz unmittelbar und besonders regelmäßig zu tun hat.

Die Zugbrücke führt über den Storkower Kanal, und ihr Verhältnis zum Marktplatz kann im Gedächtnis leicht zu Verwechslungen mit Zehdenick führen. Doch während Zehdenick eher nördlich liegt und von der Havel und einigen Stichteichen umspielt wird, besetzen rund um Storkow große und noch größere Seen die Hauptrolle. Für noch mehr Wasserreichtum sorgen neben dem Storkower Kanal weite Luchwiesen und alles zusammen dafür, dass hier ein beständiges Kommen und Gehen von Zugvögeln hör- und sichtbar ist.

Storkower Kanal

Von Storkow aus lässt sich hervorragend in alle Richtungen ausschwärmen. Gleich um die Ecke erhebt sich eine der größten Brandenburger Binnendünen, weiter im Nordosten liegen die hügeligen Wälder rund um den Zwei-Seen-Ort Kolpin, die bald schon fließend in die Rauener Berge übergehen. Im Südosten bietet sich als schöner Klassiker die Umrundung des Storkower Sees mit seinen gemütlichen Dörfchen und dem schönen Plankenweg im Süden an, die bei Belieben zu einer Stippvisite zum Scharmützelsee in Wendisch Rietz ausgedehnt werden kann. Westlich der Stadt streckt sich die Groß Schauener Seenkette, geschmiedet aus fünf bis sechs teils dickbauchigen Seen, und im nördlichen Westen liegen schöne Dörfer wie Alt Stahnsdorf, Kummersdorf und Wolzig, die durch allerlei Wasseradern verbunden sind. Wem das alles zu groß ist, dem empfiehlt sich eine schöne Runde um die Stadt, die in steter Tuchfühlung zum Wasser bleibt und eine unterhaltsame Vielfalt an den Tag legt.

Rastbänkchen am Treidelweg, Storkower Kanal

Storkow

Rund um die Zugbrücke herrscht den meisten Teil des Jahres ein gewisses Getummel von Stadtbesuchern und Freizeitkapitänen, von Anglern und Stadtjugend. Wenn weniger Betrieb ist und gerade keine Schleusenzeit, liegt auch schon mal eine gut gebaute Miez flächig auf dem Brückenfundament, dermaßen langgestreckt, wie es nur in der allergrößten Nachmittagsfaulheit möglich ist. Heute ist es frostig und weder Miez noch Mensch weit und breit außer einem kariert-wattierten Angler mit breiten Schultern und hochstehender Wollmütze. Gegenüber reckt sich ein Baukran in den Himmel, der irgendwie zu groß scheint für diese Stadt.

Philadelphia am Storkower Kanal

Der Treidelweg entlang des Storkower Kanals beginnt als Sträßchen, geht dann in breite Uferwiese über und ist nach dem letzten Haus nur noch ein Trampelpfad an der Grenze zur Erkennbarkeit. In gewissen Abständen stehen zusammengenagelte, stabile Bänkchen und stärken die Hoffnung, dass sich der Pfad fortsetzt. Nach beiden Seiten kann der Blick weit ausschwärmen. Während von weither Kraniche zu hören sind, von oben hin und wieder Gänse, stehen tief in den Wiesen als Wintervertretung des Storkower Wappenvogels weiße Reiher, die uns nahe heranlassen, bis sie dann doch das Weite suchen. Kurz vorm Waldrand bei den Türkenbergen fließt von rechts ein Entwässerungsgraben zu und verhilft der hiesigen Bank zu einer Halbinsellage, die ungemein einladend ist für eine Rast. Dahinter geht es weiter über saftige Wiesen, voraus überspannt den Kanal eine kleine Eisenbahnbrücke, über die jede Stunde ein Züglein in Richtung Storkow saust.

Weg nach Groß Schauen

Philadelphia

Nach dem wilden Queren der eingleisigen und schnurgeraden Bahnstrecke kommt hinter dichtem Nadelwald ein markantes Haus am Rand von Philadelphia in Sicht, halb Schloss, halb Werksgebäude. Wer gern Maschinenöl riecht, große Antriebsräder schätzt und solide Aggregate, deren Zündungen man problemlos mitzählen kann, kennt den Namen Philadelphia vielleicht vom Treckertreffen, das bis vor Kurzem alle zwei Jahre stattfand und eines der bekannteren war im Ackerlande Brandenburg.

Blick über die vereiste Groß Schauener Seenkette

Vom Dorfrand verlockt ein schöner Treidelweg weiter entlang des Kanalufers, doch wir schlagen unsere Haken durchs Dorf, vorbei an einem Teich und der alten Eiche, dann entlang eines Scheunenviertelchens und der schönen Badewiese am Dorfteich. Jenseits der Landstraße räkelt sich ein uriger Feldweg zwischen den Feldern, begleitet von alten und teilweise grotesk geborstenen Weiden, die nur einen Meter höher voller Leben stecken. Rechts auf dem Acker stehen so nah wie nie zwei Kraniche und machen nochmals klar, wie groß diese stimmstarken Flugsaurier wirklich sind. Für diese und jenen durchaus auf Augenhöhe.

Groß Schauen

Noch vor Groß Schauen steht am kleinen Badestrand die zweite Rastbank dieses Tages, unschlagbar in Lage und Aussicht. Über mehr als fünf Kilometer Seenfläche schaut man auf die bewaldeten Höhen bei Kehrigk und scheinbar noch viel weiter. Der Dunst des Wintertages betont wirksam jede der Entfernungsebenen. Der See liegt absolut still, die obersten Millimeter sind erstarrt, scheinbar über die gesamte Fläche. Auch das schattenschwarze Uferschilf ist frostfixiert und strebt in seiner Unbewegtheit nach einem möglichst scharfen Spiegelbild im stumpfen Eis. Die Sonne bricht fahl und unsicher durch die Wolkenberge und tut das ihrige.

In Groß Schauen

Vom großen Parkplatz berührt der Blick zum inneren Anger mehrere schwarzweiße Fachwerkwände, die in gleichmäßigen Abständen ausgelegt sind wie eine Spur Grimmscher Brotkrumen, und bereitet schon auf die besondere Anmut des eigentlichen Angers vor. Vom Feuerwehrturm vorbei am Buswartehäuschen und dem Haus mit den Milchkannen steht man schließlich am Dorfplatz, auf den das Wort gemütlich unbedingt zutrifft. Der Kirchturm sitzt nicht auf dem Dach der Kirche, sondern hockt schützend vor ihr. Stämmig und mit seinen langen braunen Holzlatten scheinbar wärmend.

Rund um den Platz mit den lose verstreuten, hohen Bäumen schlingt sich in einem Öhr die Straße, kunstvoll gepflastert aus historisch wirkenden, über Epochen rundgeschliffenen Ziegelsteinen. Von der Altarseite besehen wirkt die kleine Fachwerkkirche höher als erwartet, und auf ihrer sonnenbeschienenen Südseite steht eine Bank, die wie geschaffen ist für längeres Verweilen an einem kühlen Tag wie heute. Der sich zum Teil anfühlt wie Vorvorfrühling, doch auch wie unentschlossen gereifter Winter.

Dorfanger von Groß Schauen

Überall im Dorf gibt es Rastbänke, überdachte Raufen und Pavillons. Von einem dieser Plätze zweigt der Schaplower Weg ab und führt bald als ruhiger Radweg über die Wiesen und durch feuchtes Land. Die charaktervollen Kopfweiden stehen in vollem Saft, die jüngsten Ruten schreien ihr Gelbgrün regelrecht hinaus, selbst aus großer Entfernung ist das zu vernehmen. Hinter einem Wäldchen öffnen sich dann die großen Salzwiesen und geben den Blick auf Storkow frei. Nur ein einziger Baum mit hoher Krone unterbricht diese Fläche, doch nicht nennenswert, eher wie ein Schönheitsfleck in einem barock geschminkten Frauenanlitz.

Radweg hinter Groß Schauen

Auf einem Schild lesen wir, dass auch hier die Sielmann-Stiftung ihre bewahrenden Finger im Spiel hat, wie schon vor Kurzem unweit von Luckau. Unerwartet verhilft ein kleiner Aussichtsturm zum längst herbeigewünschten Blick auf die Groß Schauener Seen und auch auf die klitschnassen Wiesen in der breiten Uferzone. In der Tat handelt es sich hier um Salzwiesen, die man ansonsten eher am Rand des Wattenmeers erwarten würde – im Binnenland hingegen sind sie eine wirkliche Rarität. Das Meer, das sich hier einmal befand, schickt seine Jahrmillionen alten Botschaften nur an wenigen Stellen an die Oberfläche. Eine davon liegt hier bei Storkow und sorgt für salziges Grundwasser, damit verbunden für ein halbwegs kurioses Vorkommen von Pflanzen, die es salzig lieben und fast allesamt ein „Strand-“ im Namen tragen. Nun wird auch klar, warum bereits seit Philadelphia ein Salzweg unsere Schritte begleitet und uns noch weiter treu bleibt, bis hinein nach Storkow.

Bei all der Nässe rundherum wird der Weg jetzt mehr und mehr zum Damm, den keiner verlassen sollte, der gern trockene Füße hat. Rechts reicht der Schilfgürtel bis hin zum See, links des Dammes läuft ein vereister Graben mit und betont, dass die Salzwiesen nasser sind, als sie aussehen. Mitten in der grünen Weite sitzt ein Adler auf einem dieser Masten mit aufgenageltem Querholz, nimmt das Verharren unserer Blicke zur Kenntnis und verlässt mit leichtem Unwillen seine erhabene Position.

Blick vom Aussichtsturm bei den Marstallwiesen

Storkow

Nach einer eigenartigen Reihenhaussiedlung und dem Queren der Bahn flankiert der schwarzerdige Weg einen weiten Schilfteppich, hinter dem sich wirkungsvoll die Storkower Burganlage in Szene setzt. Nach etwas Zickzack durch die Wohnvorstadt ist es nicht mehr weit zur zweiten großen Küstenlinie dieses Tages. Vorbei an einer großzügigen Schulanlage geht es direkt zum schönen Strand, der die Lernmotivation im Klassenzimmer an wonnigen Sommertagen zu einem zähen Kampf machen dürfte. Das Objekt der Begierde, der Storkower See, ist ganz allein ein ähnliches Kaliber wie die ganze Seenkette von vorhin. Zwischen seinen Ufern liegt mehr als ein Kilometer, auch dieser lückenlos vereist.

Dammweg zwischen Salzwiesen und Schilfgürtel

Am flachen Strand gewinnen die Eishopser gut eingepackter Kinder gerade an Wagemut, währenddessen die rund einen Zentner schwereren Elternteile vorsorglich auf Sand und Wiese bleiben, auch wenn im flachen Wasser im Falle eines Bruches allenfalls die Sohle nass werden dürfte. An der nächsten kleinen Badebucht haben sich zwei Mädchen auf ihre Schlittschuhe gewagt und versuchen kichernd, gezieltes Vorwärtskommen, ständiges Umfallen und Touchscreen-Bedienen mit Handschuhen unter eine Wollmütze zu bekommen.

Vor einem neu gebauten Haus mit Graubetonung, direktem Seeblick und wenig Platz für Garten kommt etwas unsicher ein junges Pärchen vor zur Promenade, im Blick und über dem Kopf scheinbar die Frage, ob es wirklich das war, was sie mit der Erbschaft oder dem Lottogewinn machen wollten. Von links kommt ebenfalls zögerlich eine Frau mit ihrem glattgescheckten Lumpi, der uns mit seitlich gedrehtem Kopf fixiert auf unserer Bank, fast unbewegt und bald eine geschlagene Minute lang. Dann wird spontan für Weitergehen entschieden.

Blick über Schilf auf die Burg, Storkow

Die letzten Meter in die Stadt führt ein gut gelaunter Spazierpfad, vorbei an einer Festwiese mit Feuerplatz, der Lagerfeuer fast jeder Größenordnung wegstecken kann. Gleich danach stößt von rechts ein Seitenkanal hinzu, an dessen Rand ein kleiner Ruderboothafen schlummert. Auch hinter der Hauptstraße bleibt ein Weg am kleinen Kanal, auf dem unter anderem ein Flößer unterwegs ist, vor allem aber eine ganze Horde lebhafter Enten in freitäglicher Feierabendlaune.

Auf den Straßen der Altstadt kann man für die letzten Minuten noch mal einen Gang runterschalten, kleine Gassen erkunden und nach Belieben über den Markt schlendern, der umgeben ist von schönen und bunten Fassaden. Dem offenen Platz mit den großen Bäumen und einem guten Dutzend einladender Schattenbänke fehlt leider etwas Gastronomisches – eine Kneipe, ein Café oder ein Bäcker, der Stühle rausstellen könnte in wärmeren Zeiten. Vielleicht wird das ja wieder. Etwas weiter Richtung Zugbrücke gibt es dann das Altstadtcafé mit eigener Terrasse. Zur Zeit ist es drinnen gemütlicher, ganz klar, doch zu wärmeren Zeiten kann man sich hier gut ein Eis rausholen und damit schräg gegenüber vor die Kirche setzen. Dann noch mal rüber, noch ein Eis nachholen und vor der Kirche weiterschlecken. Selbst ein drittes Mal ist kein Problem, das Eis gibt es her.

Abendlicher Marktplatz in Storkow

Von der Zugbrücke fällt der letzte Blick zurück zum Markt, auf dessen Giebeln die untergehende Sonne sitzt, warm und behaglich. Zugleich gehen die Laternen an und zitieren eben dieses Licht, vom Markt bis hin zur Brücke. Die Miez vom Pfeiler liegt wohl hinter irgendeinem Ofen, der karierte Angler ist längst weg und nicht mal eine Ente auf dem spiegelglatten Wasser, so dass die in Laternengold getauchte Brücke nun in absoluter Stille ruht.

 

 

 

 

 

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): mit der S-Bahn bis Königs-Wusterhausen, dort weiter mit der stündlichen Regionalbahn (ca. 1,25 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über die Autobahn (1-1,25 Std.)

Länge der Tour: ca. 13 km (Abkürzungen möglich); wer das Queren der Bahnstrecke ohne offiziellen Übergang vermeiden will, kann die Alternativstrecke über den nördlichen Salzweg (Luchwiesen südlich des Kanals) nutzen (knapp 12 km, Wegpunkte A-F)

Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Tourismusinformationen Storkow

Flyer der Sielmann-Stiftung (PDF)

Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen

Flyer zum Salzweg (PDF)

Informationen zum Salzweg

Einkehr: Zum Fass, Storkow (keine eigene Erfahrung)
Burgstübchen (auf der Burg)(keine eigene Erfahrung)
Pension Storchenklause, Storkow
div. andere Angebote in Storkow

Kiosk am Strand am Storkower See

Glienicke: Tanzende Kiefern, singende Eiswürfel und das Dorf auf der Platte

Nun hat sie wahrhaftig begonnen, die Zeit der ersten zarten Düfte. Herbeigesehnt und als eingetretene Tatsache bekräftigt von all den Scharen am Himmel, die in den vorausgehenden Tagen schon überall lautstark klarstellten, dass der Winter in dem Sinne dieses Jahr ausgedient hat. Riesige Formationen von Kranichen und Gänsen, die trotz ihrer enormen Flughöhe noch beachtliche Schallpegel bis zum Boden schicken, die selbst im Lärmgewühl der erwachenden Stadt nicht überhörbar sind. Immer noch zu erwarten sind winterliche Protestaktionen in Form von Kälteeinbrüchen und weißen Landschaften, doch das ändert nichts am beständig zunehmenden Tageslicht und dem intensiven Bestreben aller Natur nach mehr Farbe und auch sonstigen Tönen.

Zwei Pferdestärken in Glienicke

In den Dörfern bietet sich um diese Zeit ein Bild großer Aufgeräumtheit. Kleine und große Wiesen liegen noch platt vom letzten Schnee, und von den Straßen und Gehwegen hat die Schneeberäumung alle Zweiglein und Steinchen verschwinden lassen, auch alles, was manchem aus der Hand gefallen war. In den Gärten wurde aufgelesen, was die letzten Stürme so herunterholten, und wartet aufgehäuft auf seine 15 Minuten Ruhm beim großen Osterfeuer. Was die lebendige Botanik betrifft, wird mit Zurückhaltung und Feingefühl erstes Farbgesprenkel ins Spiel gebracht, bevorzugt in den schmalen Vorgärten unterhalb besonnter Häuserwände. Weiß von den Schneeglöckchen, die schon länger im Spiel sind und sich gern vom Wind in Szene setzen lassen, und stellenweise flächiges Gelb von den stets wohlgelaunten Winterlingen. Die Farbpalette der Krokusse ist noch als Rarität zu betrachten, solange der Monat Februar heißt.

Einteiler auf dem Weg nach Beeskow

Der Schnee ist verschwunden und auch das Eis, die Landschaft grün und braun und Bodenhaftung auf den Wegen als gegeben hinzunehmen. Es ist wie ein Befreiungsschlag, dieser Moment im Jahr, wo man wieder Herr der eigenen Schritte ist. Obendrein entfällt auch das besondere Augenmerk aufs Tageslicht, denn das steht jetzt ausreichend zur Verfügung. Beides zusammen ist wie ein lose geschnürtes Korsett, das fürs nächste gute halbe Jahr im Schrank verschwinden darf. Und dann durchaus bereitwillig wieder angelegt wird, wenn es an der Zeit ist. Dass es bereits im Schrank gelandet ist, zeigt uns am Abend unser Durchschnittstempo, zum eigenen Erstaunen. Das war wohl nötig.

Glienicke

Glienicke ist so ein Name, der allein im Bereich von Berlin und Umgebung schon zu teuren Taxi-Rechnungen führen kann, wenn man zuvor einen feucht-fröhlichen Abend hatte und dem Droschken-Kutscher nicht in aller Klarheit sagte, wo genau man hin will. Ganz pur, groß, klein oder alt bzw. Norden, Westen, Südwesten oder Südosten. Davon abgesehen gibt es Glienicke gar nicht so oft in Brandenburg, mir sind nur noch zwei bekannt. Eins davon liegt auf halbem Weg zwischen dem schönen Bad Saarow und der alten Spreestadt Beeskow. Obwohl das Dorf auf der Beeskower Platte liegt, einer Hochebene weit über dem nahegelegenen Scharmützelsee, ist es für Fahrzeuge und Tiere mit wenig Tiefgang an die Weltmeere angeschlossen. Fünf Seen und der verbindende Blabbergraben schaffen die Verbindung bis zur Spree, wobei Blabbergraben eher nach entspanntem Tempo klingt und zunächst Geduld einfordert von dem, der salziges Fahrwasser im Sinne hat.

Weg zwischen Glienicke und Behrensdorf mit Licht am Ende des Tunnels

Auch Glienicke scheint regelrecht zu glänzen, aufgeräumt, doch nicht geleckt, zufrieden und still belebt. Die schönen Straßenlaternen stehen besonders gerade. Zwei Herzen hat der Ort, das eine ist die Kirche, das andere der südlich anschließende Anger. Mitten drauf ein geräumiger Spielplatz, der einlädt und sich mit dem Angerdrumherum als Treffpunkt für alle Altersklassen eignet. Entlang der Straße stehen Häuser, Höfe und Scheunen, und in den Vorgärten findet das erhoffte kleine Spektakel der hartgesottenen Blümchen statt. Zwei Damen haben sich große Pferde untergeschnallt und lassen diese im Ortsbereich gemächlich warmlaufen, bevor sie dann am Ende des Asphalts die Hufe höher fliegen lassen und bald schon außer Sicht sind.

Ein kleiner Zug saust Richtung Beeskow. Direkt vor den Gleisen biegt ein Weg ab, der bald zu einer stattlichen Allee von alten Kirschbäumen wird und schnurgerade eine Senke nimmt. Im Rückblick erwächst Neugier darauf, wie es hier wohl in zwei Monaten aussehen wird, wenn alles buschig weiß in Blüte steht.

Dorfpanorama von Glienicke

Ebenfalls schnurgerade führt ein buschbestandener Weg über die Höhe nach Behrensdorf. An einem eisfreien Graben hat sich ein Schwanenpaar eingerichtet, das auf dem benachbarten Acker gerade Siesta hält und dann und wann in edler Pose Blicke schweifen lässt. Im Westen jenseits des Scharmützelsees erheben sich bewaldete Höhen, vermutlich die Duberowberge. Das mit dem Duberowberg ist hier in der Gegend keineswegs eine eindeutige Sache, denn ihn höchstselbst sowie auch Wortverwandte gibt es allerhand. Nicht weit von hier im Norden erheben sich markant die Dubrower Berge nahe Fürstenwalde, die es auf knapp 150 Meter Höhe bringen, ohne ihren eingezäunten Mast. Weit im Westen gibt es am Hölzernen See die Dubrow, ein Waldgebiet, und auch dort noch einen Dubrowberg, einen lütten, und jetzt da drüben eben wie erwähnt die Duberowberge. So gesehen ließen sich noch diverse Eichhölzer in der Nähe ins Feld führen, denn Dubrow ist das slawische Wort für Eiche.

Waldrandweg auf der Höhe

Da die Sonne schon bei Kraft ist und die Wälder nicht mehr klamm, strömt aus dem lichtdurchkämmten Wald ein schöner Duft nach Erde, Moos und Nadeln. Überhaupt sind das Licht und die üppigen Wolkenbilder am Himmel heute ein Geschenk, nachdem die letzten Tage von Orkanwinden, Dämmerlicht und Sturzfluten bestimmt waren. An windgeschützten Sonnenplätzen kann man jetzt schon mal die Mütze weglassen, was nach den kopfbedeckten Monaten ein schönes Gefühl ist. Dann ist ganz klar zu spüren, dass die Haut auch atmet, selbst unterm Kopffell.

Im geschwungenen Kiefernwald der Behrensdorfer Heide

Wie eine Tunnelgasse führt der Weg durch ein Stück Wald. Ganz hinten das Licht am Ende des Tunnels verspricht mit einem strahlend weißen Fleck irgendetwas Großes, das Meer oder die unbegrenzte Weite einer Abbruchkante. In der Tat war es dann doch nur ein gut inszeniertes Dorfrand-Dach mit Reflexionen.

Waldschneise mit vielfältigem Bewuchs

Behrensdorf

Im aufgeräumten Behrensdorf steht die erhoffte Pausenbank, doch wohnt direkt gegenüber ein Hund mit großem Redebedarf, womit er nicht der einzige im Dorfe ist. Also weiter, vielleicht klappt es am nächsten Waldrand. Und letztlich sind wir den Kläffern zu Dank verpflichtet, denn tatsächlich wartet direkt am Waldrand gerade noch im Sonnenlicht der perfekte Pausenplatz. In eine kleine Kronenkiefer mit barockem Astgewirr haben sich Kinder eine schöne Plattform gezimmert, und direkt darunter stecken zwei Steine im märkischen Sand, die perfekte Sitze abgeben. Windgeschützt und lichtbeschienen.

Uferpfad unterm Hang, am Glubigsee

Das ist dann auch das Abschiedslicht. Die Sonne zieht sich langsam zurück in ihre Gemächer und überlässt dem Wolken-Vorhang die gesamte Bühne. Das fällt nicht so sehr auf, da wir jetzt in den weiten Wald der Behrensdorfer Heide eintauchen. Der ist stets leicht beschwingt im Relief und trotz seines fast reinen Kiefernbestandes äußerst vielgesichtig. Die langen dünnen Streichholz-Kiefern mit dem Blondgrasboden sind hier eher die Ausnahme. Dafür ist viel Platz da und aufgewühlter Boden, wie aufgeworfen von Kämpfen riesiger Urzeit-Eber. In der wogenden Landschaft sind die Bäume eher lose verteilt, manchmal stehen dicht bewaldete Inseln mittendrin. Auf den sanften Buckeln der moosbedeckten Landschaft sind einige der Kiefern wie Eichen großgewachsen und mit wohlgeformten Kronen, dann wieder knorrig krumm und holzgelockt wie in einem Zauberwald. Zwischen all dem zieht der weiche Weg seine Bahn wie eine altersmilde Achterbahn und überrascht nach jeder Kurve mit neuer Raumgestaltung.

Nach dem Absinthgenuss, beim Springsee

Zwei Mountainbiker kommen uns entgegen, auch eher altersmilde und bei bester Stimmung sowie in diversem Einklang. Dahinter beruhigt sich der Wald und sieht nun aus wie solcher, wo man gern Pilze sammeln geht. Eine breite Schneise kreuzt. Ihre Hochspannungsleitungen hängen imposant durch über dem Tal der Seenkette, und der jenseitige Hang wirkt einschüchternd steil, was die Höhenlinien in der Karte bezeugen. Den Waldboden zwischen den riesigen Masten teilt sich eine illustre Mischung aus strohblonden Gräsern, struppigem Heidekraut und flächigem Weißmoos im Zwischenstadium zwischen weich und borstig.

Genau hier beginnt der Abstieg, knieschonend gepolstert mit einer schönen Fusion aus Nadeln, Moos und Wiese. Der Wald ist jetzt dichter. Ein paar Bäume vom letzten Sturm liegen noch quer, scheinbar erst kurz, denn es haben sich noch keine Umgehungen ausgeprägt. Unten angelangt leuchtet die Fläche des Springsees durch die Stämme, teilweise noch von Eis bedeckt. An dieser Stelle liegen wieder besonders phantasievolle Kiefernhügel in der Kurve, bei deren Anblick einem das Bild „Nach dem Absinthgenuss“ von Walter Moers in die Gedanken kommen kann. Oder die Vorlage dafür, der „Tanz“ von Henri Matisse. Auf jeden Fall ein abgedrehtes Treiben da droben auf den Hügeln.

Hochufer über dem Glubigsee

Mittendurch führt jetzt auch ein Radweg, der für lustige Verkehrsschilder mitten im Forst sorgt. Ein freundlicher Läufer kommt entgegen, bald darauf ein paar Spaziergänger und noch welche. Das erklärt sich schon bald durch die Reha-Klinik und eine Ferienhaus-Siedlung am Glubigsee. Auch der ist zum Teil noch gefroren. Am flachen Strand hat sich das Eis zu ungleichmäßig runden Eiswürfeln zerstoßen, wobei die meisten Stücke etwa so groß sind wie eine Katzenfaust. Ein ganzer Teil ist jedoch erheblich größer, und alles zusammen in der Bewegung von Wind und Wasser sorgt für ein entrücktes Klanggewirr. So wie zwei Dutzend kleiner und großer Windspiele auf mehreren Südstaaten-Veranden ineinandergemischt, von einem Tontechniker, der sein Handwerk versteht. Bei einem gleichbleibenden Geräusch-Pegel, der dennoch den Anschein erweckt, als würde sich die Lautstärke langsam steigern, Spannung aufbauen und immer mehr Dezibel anhäufen. Es ist ansatzweise berauschend und sieht zudem hochästhetisch aus.

Mitgenommener Plankenweg durchs Bruch

Der romantische Uferweg unterm Hang wird stellenweise zum Pfad, auf dem hier und da ein dicker Baum zu umsteigen ist. Bänke bieten sich immer wieder an, auch ein kleiner Rastpavillon über dem See. Links und rechts vom Weg wimmelt es nur so von Privat-Schildern, so dass man das Wort irgendwann nicht mehr sehen möchte. Das Problem löst sich bald von selbst, als der Weg auf stillen Pfaden durch ein verwunschenes Bruchwäldchen führt. Der offizielle Wanderweg ist umgeleitet, denn die angelegten Bohlenwege sind in die Jahre gekommen und teilweise leicht geneigt, so dass man bei feuchter Witterung leicht auf Abwege gerät. Das kann bei der Bruchquerung sehr nass enden, auch wenn es nur ein paar Meter sind.

Abendliche Stege am Scharmützelsee, bei Wendisch Rietz Siedlung

Daher ist es dann durchaus wohltuend, oben eine Asphaltstraße zu erreichen. Deren Wassergrundstücke liegen am leicht tiefergelegten Kleinen Glubigsee. Zwischen den Gärten wird am Ende eines Stichweges ein Aussichtspunkt angeboten, mit Blick über den See bis hin zur noblen Anlage eines Fisch-Restaurants.

Nichts für Schlittschuhläufer, dafür etwas für Klangbegeisterte, bei Wendisch Rietz

Wendisch Rietz Siedlung

Jenseits der Bahngleise setzen sich die Wassergrundstücke fort, etwas im Hintergrund bleibt die relativ neue Luxus-Wohnanlage auf der Husareninsel. Immer wieder queren kleine Bäche den ufernahen Weg, meist nicht älter als einzwei Kilometer und dementsprechend glasklar. Auf Höhe des Dampferanlegers strömt nun schon kühle Abendluft aus dem Wald. Vom Steg lässt sich mit etwas gutem Willen der kleine Leuchtturm der skandinavisch inspirierten Ferienhaus-Anlage von Wendisch-Rietz ausmachen. Viel spannender ist hier jedoch die zweite Auflage der Eis-Symphonik von vorhin. Hier am riesigen Scharmützelsee sind auch die Eisstücke gleich ein bisschen größer, und dementsprechend mischen sich mehr von den tiefen Tönen in den gläsern-klirrenden Soundteppich.

Waldfrieden

Nach der Badestelle wird ein stiller Wiesengrund umrundet, der ein regelrecht zu Tale stürzendes Rinnsal aufnimmt und gründlich ausbremst auf seinem letzten Stück zum See. Beim einstigen Forsthaus Waldfrieden verlassen wir endgültig den Dunstbereich des Märkischen Scharmützel-Meeres und setzen den Fuß zum ersten Schritt eines langen, sanften Anstiegs, der anwährt bis zum ersten Haus von Glienicke. Hinterm Wald quert in einer parkartigen Hügel-Landschaft ein letztes lebhaftes Rinnsal, bevor der Weg in eine dichte Gasse aus Buschwerk und Bäumen eintaucht. Richtig dunkel ist es hier, und das, obwohl unübersehbar einiges gestutzt wurde in den letzten Tagen, scheinbar in großer Eile. Im Boden dieser sonnenfernen Gasse steckt noch der Frost und hält an der Oberfläche, was schon aufgetaut war. So ist etwas Slalom angesagt auf dem matschig schwarzen Erdreich. Auch dieser Weg weckt Neugier darauf, wie er wohl im vollen Laub aussieht.

Parklandschaft am Beginn des langen Anstieges

Regelrecht hell ist es jetzt hier oben in Glienicke, und der zurückliegende Anstieg kann als klarer Beweis für die Existenz der Beeskower Platte gelten. Ein paar Kinder gehen nochmal zum Spielplatz, im abendlichen Hopserlauf. Vom benachbarten Herzberg klingen über die Felder und den See handgeläutete Kirchenglocken, und am Himmel saust zielgerichtet eine ganze Formation von Schwänen in ebendiese Richtung. Auch in Herzberg muss es also schön sein, vielleicht Einkehr geben. Wir prüfen das sofort.

 

 

 

 

 

 

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): per Regionalbahn oder S-Bahn nach Königs Wusterhausen, von dort per Regionalbahn nach Wendisch Rietz, von dort 1 km Zuweg zur Tour oder mit dem Bus (wenige Verbindungen) nach Glienicke (ca. 1,75 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über Berliner Ring Nord oder Süd zur A 12, dann Landstraße über Storkow oder über Bad Saarow (ca. 1,25-1,5 Std.)

Länge der Tour: ca. 18,6 km (Abkürzung prinzipiell möglich)

 

Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

 

Links:

Informationen zu Glienicke und Behrensdorf

Walter Moers: Nach dem Absinthgenuss

Henri Matisse: Tanz

 

Einkehr: Hafenrestaurant am Scharmützeleck (an der Südspitze des Scharmützelsees bei Neue Mühle nördlich der Bahn)(keine eigene Erfahrung)
Landgasthof Simke (im Nachbardorf Herzberg)(sehr empfehlenswert)

 

Stadtrandtour Erkner – Seewind, Gipfelglück und die erwachte Lagune

An die See oder in die Berge? Diese Frage, die Jahr für Jahr unzählige Familien im Rahmen der Urlaubsplanung beschäftigt, kann auch für einen Tagesurlaub im Berliner S-Bahn-Bereich gestellt werden. Eine der möglichen Antworten darauf ist: warum nicht beides – und dazu noch ein Lagunendorf, eine alte Fischersiedlung sowie ein Fährhafen mit Verkauf von frischem Fisch. Schließlich zum Ausklang eines der schönsten Ausflugsziele im Umland von Berlin und dann noch die Fahrt mit einer mittelhistorischen Bahn. Der Einsatz dafür ist nicht allzu hoch, hoch hingegen ist die Anzahl potentieller Anwärter für eine Pause.

Der Dämeritzsee in Erkner
Der Dämeritzsee in Erkner

Schon die Fahrt gleicht einer Transformation vom bewegten Puls des Stadtalltags mit all seinen stets präsenten Fragen von Unerledigtem im Hinterkopf hin zum ruhigen Atemzug eines morgendlichen Waldmoments. Etwa ab Ostkreuz setzt sich dieser Prozess in Gang und wird erstmals bekräftigt durch die etwas längere Station zwischen Karlshorst und Wuhlheide, einem Bahnhof mitten im gleichnamigen Wald. Auch der Name Hirschgarten spricht für sich. Der kleine Bahnhof wird umkurvt von den mündungsnahen Kapriolen des romantischen Mühlenfließes, das zauberhaft und stark verspielt weit aus dem Märkischen nördlich von Altlandsberg her geflossen kommt.

Nach dem Durchfahren schöner Vororte, eigentlich schon kleine Städte mit eigenem Charakter, folgen zwei lange Stationen durch tiefen Wald, dessen Bäume allesamt noch in die Berliner Statistik einfließen. Wenn sich Fenster öffnen lassen, sollte das getan werden. Danach ist im Idealfall der Ruhepuls erreicht und tiefes Einatmen möglich. Wenn der Zug in Erkner zum Stehen kommt, befindet man sich bereits seit einer Minute auf brandenburgischer Schiene.

Mondäner Kanalblick in Neu-Venedig
Mondäner Kanalblick in Neu-Venedig

Erkner

Der Bahnhof hatte bis vor einiger Zeit noch den rustikalen Charme eines Kleinstadt-Bahnhofs, wovon sein stattliches Portal weiterhin kündet. Vor Kurzem wurde er modernisiert, was besonders auch den Umsteigevorgängen in die Regionalbahn entgegenkommt. Erkner ist eine Stadt inmitten von Wasser und durch dieses – wenigstens theoretisch – verbunden mit Strausberg, Buckow und Wriezen respektive der Oder, darüber hinaus mit allem, was an Spree und Dahme liegt. Schon eine Unterführung und einen Kreisverkehr später beginnt diese Wasserwelt mit dem Dämeritzsee, der mit einem glasklaren Gemisch aus Löcknitz- und Spreewasser gefüllt ist. Der See ist bewegt, die Wellen dazu geeignet, die zahlreichen Paddelboote freundlich umherzuschubsen oder Stehpaddler in Verlegenheit zu bringen. Prompt wird klargestellt, dass es sich hier auch um eine Wasserstraße handelt, als ein langer Frachtkahn von Ost nach West vorbeizieht und die Frage offenlässt, woher er kommen könnte. Etwa von Rüdersdorf, vom Kalk?

Ein stiller Uferweg führt vorbei am Hafen und der Rettungsstation, der mancher sein zweites Leben verdankt – dafür an dieser Stelle großen Respekt und besonderen Dank. Gleich bei den Sportplätzen liegt der Badeplatz mit großer Wiese, und nach ein paar Metern Straße beginnt an einer ehemaligen Industriebrache ein schattiger Weg durch den ufernahen Laubwald. Kleine Pfade führen hinab ans Ufer, wo manchmal eine Bank steht. Am anderen Ufer liegt in aller Breite Erkner mit der markanten Spitze des Hotels, das aus der Ferne aussieht wie eine von Kinderhand ausgedachte und mit Zunge im Mundwinkel konzentriert gemalte Raketenstartbasis.

Gemütlicher Kanal in Neu-Venedig
Gemütlicher Kanal in Neu-Venedig

Hessenwinkel

In Hessenwinkel gibt es nicht nur schöne Villen mit Seeblick, sondern auch einige Uferstellen, deren Rastbänke schon wieder sirenisch singend locken. Die unterhalb eines Waldhügels gelegene Siedlung gibt mit dem Hubertussee und den Spreearmen schon einen Vorgeschmack auf das benachbarte Lagunendorf. Neu-Venedig wird ganz standesgemäß mit dem Rialtoring eröffnet. Wie im Spreewald sind die Kanäle mit Spreewasser gefüllt, wie im italienischen Venedig jedoch von Menschenhand angelegt – im Spreewald soll das ja der Leibhaftige besorgt haben.

Neu-Venedig

Das Wassernetz ist hier so dicht, dass so gut wie jedes Grundstück etwas Wasserkante hat, und da das Wetter sonnig ist und warm die Luft, schippern alle möglichen Sorten von Booten und Bötchen hin und her und kreuz und quer, was sich besonders gut vom nächsten Rastbank-Kandidaten am Ende des Lagunenwegs beobachten ließe. Wenn dort nicht gerade jemand mit dem Trennschleifer Wegplatten halbieren würde. Unter jeden schattigen Uferbaum hat sich ein Paddelboot geklemmt, um für einen Augenblick der kräftigen Mai-Sonne zu entrinnen. Motorbootkapitäne zeigen ihre kugelrunden braungebrannten Bugpartien, Teenies fläzen wie C-Promis auf dem kleinen Vorderdeck und eine ganze Familie hat sich unter dem Schutz eines Sonnenschirmes in ein winziges Schlauchboot gerollt und genießt bei niedriger Drehzahl ihren schönsten Ort auf Erden. Da das neu-venezianische Wassernetz etwa quadratisch ist, sieht man sich wie im Leben auch hier meist zweimal.

Altes Fischerdorf Rahnsdorf
Altes Fischerdorf Rahnsdorf

Rahnsdorf

Am Ende einer Kleingartenanlage liegt an einem kleinen Stichhafen eine schöne Gartenkneipe, und kurz darauf besteht die Option auf einen in vielen Hinsichten lohnenden Abstecher. Das alte Fischerdorf Rahnsdorf verbindet den Charakter eines klassischen Angerdorfs mit der sackgassigen Eigenschaft eines Rundlings, was dem umgebenden Wasser zu verdanken ist. Doch ganz stimmt das nicht mit der Sackgasse, zumindest für Fußgänger und Radfahrer, denn in der warmen Jahreszeit wird Berlins kleinste Fähre über die Müggelspree gerudert, die nach oben offen ist und auch ein paar Fahrräder pro Tour mitnehmen kann.

Am Fährhafen, Rahnsdorf
Am Fährhafen, Dorf Rahnsdorf

Die Fähre zählt zur Flotte der BVG und wird in ihrem Bestand immer wieder bedroht, doch aktuell rudert der freundliche und seebärige Fährmann wieder. Dabei muss er bei jeder Passage auf eine Lücke lauern, denn der Bootsverkehr auf dem Fluss ist dicht und nicht jeder Freizeitkapitän beherrscht sein Gefährt oder das Regelwerk des gesunden Menschenverstandes bis ins Letzte. Ab und zu kreuzt auch würdevoll ein alter Dampfer mit viel Messing und glänzendem Bootslack auf den Planken. Es gibt hier also viel zu gucken, und das lässt sich ganz wunderbar verbinden mit einem Besuch des gemütlichen Biergartens rund um den Fisch-Stand. Manchmal hockt sich auch ein zurückhaltender Herr in den Hintergrund und setzt sein Schifferklavier in Gang. Dann könnte man für einen Augenblick glauben, man wäre wirklich irgendwo an der Küste.

Blick vom Biergarten an der Fähre, Dorf Rahnsdorf
Blick vom Biergarten an der Fähre, Dorf Rahnsdorf

Wilhelmshagen

Wenn es irgendwann gelungen ist sich loszureißen, steht nun ein Landschaftswechsel bevor. Mit der dörflichen und flachen Welt des Spreewassers im Rücken ist bald die einzige verkehrsreiche Straße dieser Tour zu überqueren, die Köpenick mit Erkner verbindet, mit fast demselben Namen auf immerhin elf Kilometern. Hier fährt auch ein Bus, der die S-Bahnhöfe Rahnsdorf, Wilhelmshagen und Erkner auf seiner Strecke hat.

Gleich danach steht der erste Anstieg bevor. Der bald folgende Abstieg auf einem wurzligen Pfad wirft einen direkt in eine kleine Heidelandschaft mit blumenreichen Trockenrasen aus, deren Trampelpfade gern als Abkürzung genutzt werden. An ihrem Rand beginnt der Zustieg zu den Püttbergen, die im Winter ein beliebtes und nicht zu unterschätzendes Rodelrevier sind. Direkt vom Ende der Straße geht es hinauf zum dünensandigen Kammweg, und kurz vor dem höchsten Punkt sieht man doch wahrhaftig die Kirche sehr präsent im Tal stehen, umgeben vom dichten Blätterdach der baumreichen Gärten von Wilhelmshagen.

Kleine Heide am Fuß der Püttberge, Wilhelmshagen
Kleine Heide am Fuß der Püttberge, Wilhelmshagen

Der Abstieg vom wurzligen Dünenkamm kann direkt erfolgen oder auch gemäßigt, und nach dieser Gebirgsüberquerung kommt es gerade recht, dass an der Westflanke des Höhenzuges die Püttbaude liegt, und das schon eine ganze Weile. Neben dem gemütlichen langen Gastraum liegt eine Stufe höher doch tatsächlich ein quadratisches Separee, das so aussieht wie das Innere einer Baude irgendwo im Mittelgebirge. Wenn da nicht alle paar Minuten die S-Bahn zu hören wäre oder einer der Regionalzüge.

Auf dem Kamm kurz vor dem Gipfel, Püttberge
Auf dem Kamm kurz vor dem Gipfel, Püttberge

Schon ein paar Minuten später am grünen Bahnhofsvorplatz von Wilhelmshagen wartet die nächste Pausenverlockung. Wer vielleicht in der Püttbaude eingekehrt ist und noch entsprechend träge jetzt, kann gleich hier am Bahnhofskiosk Café Zweiblum noch den Kaffee nachholen, schöne Plätze gibt es sowohl draußen als auch drinnen. So lässt sich in schöner Trägheit den Bussen beim Kommen und Gehen zuschauen. Gegebenenfalls die Tour schon hier beenden und einfach in die S-Bahn steigen. Nichts spricht dagegen.

Blick von der Gipfelbank auf die Kirche von Wilhelmshagen
Blick von der Gipfelbank auf die Kirche von Wilhelmshagen

Wir haben noch Lust auf mehr und raffen uns dann auf, nach einiger Zeit. Hinter der Bahnhofsunterführung beginnt der weite Wald des Wilhelmshagen-Woltersdorfer Dünenzuges, zu dem auch die Püttberge gehören, und verrät damit die nähere Zukunft und das schöne Ziel des Tages. Durchaus wohltuend ist der Waldschatten, denn der Tag hat sich langsam hochgeheizt. Hinter dem Wald liegt die Bahnhofssiedlung mit ihrem markanten Straßenoval, die von einem schönen Spazierweg gequert wird. Jenseits der Siedlung führt ein kleiner Pfad ein Stück direkt entlang des Ufers, das zum Flakensee gehört. Voraus und gegenüber liegen Sportboothäfen, darüber hoch im Wald der Kranichsberge lugt der Aussichtsturm heraus. Hier und dort ankert ein Boot, das ähnlich träge wirkt wie wir vor einer halben Stunde.

Café Zweiblum am S-Bahnhof Wilhelmshagen
Café Zweiblum am S-Bahnhof Wilhelmshagen

Nach etwas Straße führt ein unscheinbares Trepplein hinab zu einem Weg zwischen den Gärten, voraus blüht in letzter Euphorie ein Apfelbaum. Nach schönen Blicken auf den Bauernsee liegt voraus der Kalksee, der seinen Namen nicht nur so aus Spaß und Zierde trägt, sondern tatsächlich bis zu den fossilienreichen Kalkbrüchen von Rüdersdorf reicht. Was wieder an den Äppelkahn vom Beginn der Tour erinnert und die Frage, wo er herkam.

Spazierweg quer durch die Bahnhofsiedlung Erkner
Spazierweg quer durch die Bahnhofsiedlung Erkner

Woltersdorf

Die letzte Passage entlang des Kanalufers ist ähnlich schön wie das an ihrem Abschluss stehende, wirklich zauberhafte Ensemble rund um die Woltersdorfer Schleuse. Fast wähnt man sich in einem Kurort, und das nicht nur auf den ersten Blick. Die Seebucht vor der Schleuse mit der Uferpromenade und der Servier-Terrasse liegt direkt vor dem steilen Waldhang, und etwas südlich gibt es am Flakensee eine hübsche Strandpromenade. Ein guter Ort hier für Verliebte und welche kurz davor, auch wenn die echte Liebesquelle im Hang vor Jahren schon versiegte. Dank beherzter Woltersdorfer und zahlreicher Spenden kann man sich dort dennoch laben.

Die letzte Pause lockt, und das mit Nachdruck, in Gestalt des Cafés Knappe. Ein herrliches Café der alten Schule, würdig dieses Ortes, gemütlich und an schönsten Tagen rechtschaffen überfüllt. Direkt davor fährt die Straßenbahnlinie 87 ab, die zu den meisten Zeiten alle zwanzig Minuten durch Woltersdorf und dann durch den Wald zum S-Bahnhof Rahnsdorf fährt. Als Besonderheit tut sie dies mit historischen Wagen, den sogenannten Gothawagen, die mittlerweile um die 50 Jahre alt sein dürften und verschiedenste kernige Geräusche erzeugen, die bei vielen Berlinern Kindheit und Jugend oder das ganze Leben mitgeprägt haben.

Historische Straßenbahnwagen vor der Woltersdorfer Schleuse
Historische Straßenbahnwagen vor der Woltersdorfer Schleuse

An besonderen Tagen werden auch ein paar Wagen aus der Halle geholt, die etwa doppelt so alt sind. Zwei von ihnen sind bereits seit 1913 mit der Strecke vertraut, dem Eröffnungsjahr dieser kurzen Straßenbahnlinie, und werden dem Anschein nach sehr liebevoll instandgehalten.

Oft sind sie nicht, diese besonderen Tage, und damit ist es umso erhebender, das heute erleben zu können. Man muss keinerlei Affinität zu Schienenfahrzeugen mitbringen, um so zu empfinden, denn allein das ausgestrahlte Zeitkolorit dieser Wagen und die resultierenden Phantasiebilder im Kopfkino verursachen eine kleine innere Euphorie. Weich glänzenden Bootslack, Messing und kräftige warme Farben gab es ja bereits vorhin, am Fährhafen. Doch jetzt kommt als weitere Dimension noch das von jedwedem Kunststoff freie Rumpeln, Klingen und Rattern hinzu und direkt vom Menschen das Bimmeln der Glocke und das durchdringende Ausrufen der Stationen mit unangestrengtem Bahnerbariton.

Rangieren der ältesten Wagen der Flotte
Rangieren der ältesten Wagen der Flotte

Durch den ganzen Ort schiebt sich die Bahn das teils starke Gefälle hinauf und passiert schließlich das fröhliche Fest, dem die heutigen Sonderfahrten zu verdanken sind. Entlang der Strecke lauern Wissende mit korpulenten Objektiven und lichten das Gespann in der Summe geschätzte 685 Mal ab.

Relativ direkt ist dann der Wechsel auf den Abschnitt, der direkt durch den duftenden Wald verläuft. Die Führerstände sind offen und die Wagen dementsprechend luftdurchströmt. Alles grinst versonnen, und wären noch mechanische Auslöser in Gebrauch, wäre wohl jede zweite Sekunde ein entsprechendes Klicken zu vernehmen, ebenfalls metallisch. So wie dort draußen also auch hier drinnen.

Gemütlicher Innenraum der alten Straßenbahn, Woltersdorf
Gemütlicher Innenraum der alten Straßenbahn, Woltersdorf

Eine ältere Dame sitzt gleich gegenüber, schwärmt mit knappen Worten von diesem Wagen, leicht ergriffen, und gleich erfahren wir warum. Sie kennt diese Bahn noch aus ihrer Kindheit, hat als Mädchen schon in diesem Waggon gesessen. Mitten auf der Waldstrecke erinnert sie sich, an den Schaffner gewandt, dass hier ab den 1950er Jahren ein Kontrollpunkt bestand und die Kontrollen seitens der Kontrollorgane oftmals stark in die Länge gezogen wurden. Berlin stand damals unter dem Viermächtestatus und grenzte an die sowjetische Besatzungszone, die nun seit ein paar Jahren DDR hieß. Vom Kabuff der Grenzkontrolleure ist nichts mehr zu ahnen, und auch abgesehen davon fällt es schwer, sich etwas derartiges aus heutigem Blickwinkel vorzustellen – es wirkt schlichtweg nur absurd.

Umso schöner, als fröhlich plapperndes Volk am S-Bahnhof Rahnsdorf mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Bahn verlässt, noch letzte Bilder knipst im warmen Licht der Abendsonne und jeder eine Erinnerung fürs Leben im Langzeitgedächtnis abheften kann. Es bleibt vielleicht nicht die einzige an diesem bunten Tag am Stadtrand.

o

o

o

o

o

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): Anreise mit der S-Bahn oder Regionalbahn bis Erkner; Rückfahrt mit der Woltersdorfer Straßenbahn nach Rahnsdorf, dann weiter mit der S-Bahn

Anfahrt Pkw (von Berlin): durch die Stadt über Köpenick und Rahnsdorf nach Erkner; wahlweise über den Berliner Ring, Abfahrt Erkner

Länge der Tour: ca. 18 km, Abkürzungen und Varianten per ÖPNV sehr gut und an vielen Stellen möglich; Option: wer im Dorf Rahnsdorf mit der Fähre übersetzt, kann am Ufer des Großen Müggelsees in ca. 11 km zum S-Bhf. Friedrichshagen laufen oder schon unterwegs in den Bus steigen

 

Download der Wegpunkte

 

Links:

Verschiedenes über Neu-Venedig (u. a. Geschichte)

Fähre Rahnsdorf-Müggelheim

Informationen über die Püttberge

Artikel zur Püttbaude

Woltersdorfer Straßenbahn

 

Einkehr:
Alt-Rahnsdorf, Fisch-Imbiss mit Biergarten an der Fähre
Püttbaude, Wilhelmshagen
Café Zweiblum, am S-Bhf. Wilhelmshagen (auch breit gefächertes herzhaftes Angebot)(s. u.)
Gasthaus Klabautermann (mit schönem Blick auf den See), Woltersdorf
Café Knappe, an der Woltersdorfer Schleuse

 

AKTUELLE INFORMATION 2017:

Wegen raumgreifender Bahnbauarbeiten ist das gesamte Bahnhofsensemble in Wilhelmshagen eine Baustelle, das Café Zweiblum gibt es leider nicht mehr. Eine vergleichbare Alternative in der Nähe fehlt bislang.