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Wernsdorf – Schlafende Pilze, der alte Arm und ein Gruß aus Sachsen

Es ist kaum zu fassen, wie lange jetzt schon der Frühling mit dem Winter rangelt, letzterer schon ganz quarkblass und entkräftet wirkt, doch wie der längst abgemurkste Unhold in gängigen Filmen immer nochmal aufsteht und aus dem Off angestakst kommt.

Brücklein am Oder-Spree-Kanal
Brücklein am Oder-Spree-Kanal

Der Frühling pariert die Stänkereien souverän, so als würde er mit der einen Hand beiläufig das Florett führen und mit der anderen gleichzeitig eine flache Tasse Tee trinken, mit leicht gehobenen Augenbrauen. Und erficht so manchen einzelnen Tag von großer Schönheit, mit bühnenreifen Himmeln und ergreifenden Lichtstimmungen.

Dennoch bleibt die klamm-graue Jahreszeit dominant, und so wurden schon etliche Male hochflorige Mützen und Handschuhe in den Schrank gestopft und bald darauf kleinlaut wieder herausgefingert. Die Vorfreude aufs nicht mehr Frieren ist schon lange unbändig, langsam schlägt sie nun auf die allgemeine Laune durch, was vielfältig zu beobachten ist.

Dorfblick Neu Zittau über die Spreewiesen

Unbeeindruckt davon sind neben vielem Geblüm auch die allerersten Lerchen, die schon vor Mitte März ihre Botschaft fröhlich in die Luft krakeelten, mit scheinbar grenzenloser Ausdauer. Einen Monat später sind endlich erste grüne Schimmer im Holz von Büschen und Sträuchern wahrzunehmen – wenn man etwas guten Willen mitbringt und die Gewächse gegen das Licht betrachtet. Die Ahornblüten täuschen wie jedes Jahr kronenfüllendes Laub vor und lassen es schon etwas heller werden im wintergebeutelten Herzen. Dank des immer wiederkehrenden Regens leuchtet in manch dunklem Wald der Boden grün vom gesättigten Moosteppich.

Am Bruch nördlicher Wernsdorfer See

Trotzdem – manche Frühlingstouren hätte man schon gehen wollen, die von blühenden Bäumen, Wäldern voller Bodenblüher oder schönen Lichtstimmungen leben und sehnsuchtsvoll erwartet in diese Zeit des Jahres gehören. Doch die einen konnte es nicht geben, weil die Blüten vor lauter Kälte in ihren Knospen blieben, die anderen, weil Licht eindeutig Knauserware war an allen Tagen, wo man hätte ausschwärmen können ins Ländchen, ganz gleich in welche Richtung. Vieles hat sich also aufgeschoben oder wurde aufgehoben, in der Hoffnung, dass der Zeitverzug manches später stattfinden lässt und irgendwann dann Sonne, Wolken und Himmel in ihrer schönsten Mischung ins Spiel kommen. Doch denkste. Daraus wurde auch Mitte April nichts.

In der Heide Paschenfeld

Um trotzdem einen schönen Tag zu haben, waren also besondere Wege und Landschaften gefragt, dazu ein gut Teil Wald, damit Wind und Regen uns nicht schon innerhalb der ersten Stunde durchweichen. Von den östlichen Wäldern rutschte der Finger auf de Karte immer mehr in Richtung Stadtgrenze. Ganz kurz davor kam er schließlich mit kleinem Ruck zum Stillstand, zumal sich gleich noch die Erledigung einer pragmatischen Angelegenheit einbauen ließ.

Schmöckwitzwerder

Wo sich die Wasser von Dahme und Spree so nahe kommen wie selten sonst, liegt die Insel Schmöckwitzwerder zwischen drei Seen und einem Kanal. Nur zwei Straßenbrücken und einen stattlichen Fußgängersteg gibt es, auf denen man die Insel erreichen oder verlassen kann. Dazu viel Wald, herrliche Uferpassagen und ganz im Süden die Siedlung Rauchfangswerder, die selbst fast wie eine eigene Insel wirkt. Die Fähre nach Zeuthen ist leider seit Jahren Geschichte – zumindest die Fährallee erinnert mit ihrem Namen noch an sie. Eine Neuauflage als Linienbetrieb zwischen Schmöckwitz und Königs Wusterhausen wird derzeit konkreter, und man darf gespannt sein, ob Berlin bald eine Fähre mehr statt einer weniger im Fahrplan aufführen darf.

Alte Linde an der Wernsdorfer Kirche

Wernsdorf

Ganz im Nordosten der Insel liegt nach deren Verlassen Wernsdorf. Ein hübsches Dorf entlang einer gekrümmten Dorfstraße, das neben etwas Fischerkietzigkeit mit einem einladenden Dorfplatz sowie ebenso ansehnlichen gelben Dorfkirche aufwarten kann. Ein kleiner Pfad führt dicht an deren Turmseite vorbei und zwingt Passanten zum kurzen Knicks vor den tief gebeugten Ästen einer sagenhaften Linde, deren Krone dank ausgefuchster Prothetik eine größere Fläche überdacht. Ein ehrfürchtig stimmender Anblick von Kraft und Anmut und etwas Ewigkeit.

Liebevolle Erhalts-Maßnahme am Kanal

Die Brücke von Wernsdorf hinüber zum Schmöckwitzerwerder ist so ein Platz, wo man gut einzwei Stunden am Geländer lehnen und einfach nur aufs Wasser und das Geschehen darauf gaffen könnte. Unten am Ufer liegt ein größerer Dampfer vertäut, mit einem halben Dutzend Schirmen auf dem Oberdeck, die nur darauf warten, am ersten sonnigen Tag vom Stiel zum Pilz zu werden. Im Dauerniesel wirken sie etwas verzagt, doch bald wird es soweit sein.

Neue Fußgängerbrücke über den Oder-Spree-Kanal

Auf direktem Weg und im fußweichen Bogen durch den satt getränkten Wald steht man bald am breiten Oder-Spree-Kanal, wo zwischen transportierenden Kähnen flanierende Bötchen noch die Ausnahme sind. Der scharfe Kiel des Patrouillenbootes der Wasserpolizei sorgt am Kanalrand bald für etwas schicke Brandung, sonst liegt das Wasser ruhig zwischen den Ufern.

Voraus liegt unübersehbar die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die Ende März erst eingeweiht wurde. Die alte Brücke wirkte ihrerzeit schon gewaltig, jetzt schwebt nur der enttreppte Mittelteil überm Wasser und wirkt neben dem wuchtigen Beton-Bauwerk regelrecht gebrechlich. Die neue Brücke macht es nun für alle mit Rädern unterm Hintern erheblich leichter. Dort an der Tafel mit der Wanderkarte hat jemand liebevoll einen wettergegerbten Wegesammler-Aufkleber wiederbefestigt, etwas in dieser Art haben wir noch nicht gesehen. Herzlichen Dank an die helfende Hand!

Wernsdorfer Schleuse in Wernsdorf

Gleich am Fuß der Brücke beginnt ein Pfad der Sonderklasse, über knapp einen Kilometer. Der wiesige Uferweg brückt bei den letzten Gärtchen über einen verträumten Wasserarm und geht dann in einen Dammpfad über, auf dem man sich bald wie mitten auf dem See fühlen kann. Nach Norden erstreckt sich weit der schilfumkränzte Wernsdorfer See, der nach Norden hin immer urwüchsiger und undurchdringlicher wird, so dass selbst mit dem leichtesten Kajak ein Anlanden problematisch sein kann.

Nördlicher Dammweg am Kanal

Entlang des Kanals reichen die Blicke hier tunnelartig bis zum Seddinsee, einem breiten Bauch der Dahme, dort zur recht eindrucksvollen Wernsdorfer Schleuse mit ihrem mittigen Breitband fallenden Wassers. Gen Süden öffnet sich mit dem Alten Wernsdorfer See ein herrliches Wasserreich mit unegalen Uferlinien, das manche an Skandinavien erinnern wird. Im Hintergrund ist bei der Durchfahrt zum großen Krossinsee nochmal der Dampfer mit seinen wartenden Schirmen zu sehen.

Blick zum jenseitigen Dammufer

In der Mitte des Dammes laden einige Stellen zum Sprung ins Wasser ein, nicht heute, jedoch meistens, und ganz in der Mitte schließt ein hochbeiniges Brücklein die Verbindung, die es am Damm gegenüber nicht gibt, und gestattet besegelten Kajaks die Durchfahrt ohne Masteinholen.

Am Bruch nördlicher Wernsdorfer See

Kurz vor der Schleusenbrücke geht hinter einer Handvoll Häuser ein gemütlicher Weg los, zwischen klatschnassen Wiesenlichtungen, dahinterliegendem Bruchwald und einem ganz anständigen kleinen Höhenrücken, der rechts seine bemooste Flanke steil ansteigen lässt. Überall zeigt sich, dass es in den letzten Wochen immer wieder Regen gab, wie auch heute den ganzen Tag. Der Plan mit dem Wald geht auf, der Regen erwischt uns vor allem oben und die Schirme können ohne Gezerre ihren Job machen.

Flanke der renaturierten Halde

Unerwartet beginnt ein massiver Zaun, hinter dem sich ein überdimensionierter Deich erhebt. Beim Blick auf die Karte entpuppt sich der großflächige Wiesenhang als begraste Deponie. Über fünfzig Jahre wurde hier Berliner Hausmüll aufgetürmt, bis 2005 damit Schluss war und der entstandene Berg nach und nach renaturiert wurde. Einige weit verstreute Zeugen waren bereits auf dem Kanalpfad zu sehen, und auch wenn die Margarinedeckel und Konservendosen mit EVP-Preisen von gewissem historischen Wert sind, ist es doch um so erfreulicher, dass es lokal ein Häuflein Leute gibt, die den ganzen Mist nach und nach aus der Natur sammeln. Auch hier ein herzliches Dankeschön!

Pfad am Fließ der Gosener Hauswiesen

Gosener Hauswiesen

Die grüne, doch sachliche Szenerie währt nur ein paar Minuten. Schon kurz nach dem Abzweig des Rundweges nach Gosen lockt links ein kleiner Pfad, der urig und auch wurzlig zwischen Waldrand und einem kleinen Wasserlauf mit reichlich Schilf verläuft. Links erscheinen die weiten Gosener Hauswiesen wie ein verlandeter See. Hier und da steht eine Insel aus hochgewachsenem Gebüsch, auf den Wiesen steht flächig das Wasser.

Die Wiesen hier sind nur eine kleine Außenstelle der weitläufigen Gosener Hauswiesen, die sich nördlich von Neu Zittau bis hin zur Spree ausdehnen, zum Großteil weglos und daher bei Wasservögeln sehr beliebt. Mit im Spiel sind in den benachbarten Schmöckwitzer Bruchwiesen der geradlinige Gosener Kanal, der schon krummere Gosener Graben und der kleine und äußerst kringlige Große Strom. Mittendrin liegen die Fischerei Kaniswall und das Freilandlabor mit dem gleichen Namen, letzteres ein grüner Lernort mit schönen Außenanlagen.

Ortsmitte Neu Zittau

Neu Zittau

Wir bleiben im südlichen Teil und biegen bald ab in einen schönen Pfad, der direkt im Örtchen Neu Zittau endet, einem ausgewachsenen Straßendorf. Nach einem Bogen durchs Wohnviertel gibt es fast am selben Fleck drei empfehlenswerte Möglichkeiten sich zu stärken. Einen schönen Kirchblick, eine Ampel und ein paar Abbiegungen später landet man auf dem Ablageweg direkt an der Spree, wo ein ufernaher, teils pfadschmaler Weg losgeht. Hier zeigt sich wieder einmal die Schönheit dieses kleinen Flusses, der an so vielen Stellen etwas wild und zugleich sanft wirkt. Und dieser Tage gut Wasser führt, was sich teils auch hier bemerkbar macht.

Spreeufer bei Neu Zittau

An herrlichen Badestellen geht es vorbei und durch kleine Waldstücken, über ein Brücklein und entlang der Wochenendhäuschen am Wurgel, wo hier und da ein Ruderkahn vertäut liegt. Über die Wiesen ergeben sich erste schöne Rückblicke auf die Kulisse von Neu Zittau, die vom Kirchturm bestimmt wird und tatsächlich ein wenig an die Oberlausitz denken lässt, wo man das ursprüngliche Zittau findet. Und wo es auch viele langgezogene Straßendörfer gibt. Selbst den leicht angezwiebelten Kirchturm würde man eher in Sachsen verorten als in Brandenburg, kurz vor Berlin.

Pfad am Altarm der Spree

Bis zur Reitanlage ließe sich diesem herrlichen Weg am Fluss noch treu bleiben, doch das Abbiegen auf Höhe eines abgekoppelten Altarms lohnt sich. Ein zauberhaftes Pfadstück beginnt hier, das sich zwischen struppig-büscheligen Feuchtwiesen und der eigenen Welt des alten Spreebogens hindurchquetscht und manche Verbiegung des Oberkörpers einfordert. Die Pfeiler für den Weidezaun stellen alte Eisenbahnschwellen aus Holz, deren zweite Haupteigenschaft ja die langfristige Wetterfestigkeit ist.

Spreewiesen mit teils bekleideten Pferden

Am Ende übernimmt ein gemütlicher Wiesenweg zwischen saftig grünen Wiesen und Weiden, führt in Kurven vorbei an verschmitzten Pferden, die halbverborgen im Unterholz ausharren und dem Regen die nasse Schulter zeigen. Wuchsfreudige Weidenreihen ziehen geradlinig über die Grasflächen. Bei einem Grundstück, das nur so strotzt vor Phantasie in Anlage, Bau und Ausführung von Garten und Behausungen, wird schließlich der Blick frei und macht nun das sächsische gefärbte Panorama rund – hinter einen Wiesensenke Neu Zittau mit Kirche am sanften Hang. Wir geben uns dem gerne hin..

Runder Wiesengrund in Neu Zittau

Gerade als der Regen dichter wird, liegt am Weg eine verspielte Rasthütte mit akkuratem Wetterschutz von drei Seiten und schönem Blick auf den grünen Grund. Der heiße Tee ist jetzt genau richtig, um für die letzte Stunde der Tour noch bei guter Laune zu bleiben. Der anschließende Weg unterhalb der Gärten hätte diesen Job selbst ohne Tee gut erledigt, es ist nun schon die dritte Zufallsentdeckung extraschöner Pfade an diesem Tag. Mehr und mehr geht der Plan des Tages auf.

Heimat-Museum an der Kirche

Neu Zittau Kirche

Vorbei an der Kirche, die auf einem winzigen Rondelltellerchen und gegenüber des ebenso winzigen Heimatmuseum und weiteren Dorfkaten steht, beginnt nun der Aufstieg in den Höhenzug des Kesselberges, der sich in mehreren Phasen vollzieht und keineswegs belächelt werden sollte. Die erste Höhenstufe ist am Friedhof erklommen und führt direkt hinter dessen Außenmauer entlang. Die ist leicht geneigt, doch noch gerade so, dass man ohne Sorgen ihrer Linie folgt.

Im Forst am Kesselberg

Heidefläche Paschenfeld

Nach diversen Abbiegungen im neonmoosgrünen Wald, weiteren Höhenstufen und einem im Sinne des Wortes liegengebliebenen Radfahrer endet der Wald an einer halboffenen Heide, die sicherlich mal Militärgelände war. Jetzt ist der sandige Boden von Weißmoos, Heidekraut und anspruchslosem Grünzeug bedeckt, Kieferchen versuchen sich am Großwerden und unzählige Wege laufen kreuz und quer. So grau der Tag, so erstaunlich grün ist es hier. Der Radfahrer hockt wieder im Sattel und fährt nun dort, wo er zu Fuß vermutlich schneller wäre.

Kronenkiefer in der Heide Paschenfeld

Einen absoluten Mehrwert schenkt uns der anschwellende Regen des Tages schließlich über Bande. Im ersten Teil der Tour war die Schießbahn des hiesigen Schützenclubs sehr präsent, wenn auch hintergründig, und irgendwann tatsächlich nervend. Seit dem Wiedereintauchen in deren akustischen Einzugsbereich ist jedoch Ruhe im Wald, was der nassen Witterung geschuldet sein könnte – ganz gleich, ob nun die Schützen, die Flinten oder die Projektile nicht so gern nass werden oder schlichtweg die Sicht zwischen Korn und Ziel bei stäubendem Niederschlag zu dürftig ist.

Oberes Hafenbecken vor der Wernsdorfer Schleuse

An einer kurzstämmigen Kiefer mit makellos runder Krone wird dann die Historie anhand von gefassten Schützengräben und dem eingezäunten Areal der Schießanlage greifbarer, was die umgebende Natur mit einem milden Lächeln quittiert und sich überhaupt nicht in ihrem Langzeitvorhaben stören lässt. Dementsprechend weiter verbuscht, überwächst und mit Nadeln bedeckt, was da zu bedecken ist.

Schleuse Wernsdorf

Der ausstehende Abstieg zum Oder-Spree-Kanal ist kurz und erfordert durchaus etwas Federn in den Knien, auch wenn der Waldboden schon gutgehend dämpft. Zwischen Weg und Kanal liegen Pferdeweiden, Gärten und kleine Gehöfte, einige tapfere Obstbäume halten ihre leuchtend weißen Blüten ins fahle Nachmittagslicht und die Pfützen auf dem Weg empfehlen uns manchmal an dessen äußersten Rand.

Alte Dorfstraße in Wernsdorf

Die Bucht vor der Schleuse wird im eleganten Bogen von einer gut befestigten Uferkante aus grobem Schotterbruch eingefasst. Direkt an der Schleuse ruft ein vergehendes Wirtshaus vergangene Zeiten wach, und in Verbindung mit dem Rauschen des Wasserfalls flammt kurz so etwas wie Hafenflair auf. Mit ein wenig Zickzacklauf lässt sich jenseits der Brücke der alten Dorfstraße nachspazieren, die teils noch unbefestigt ist und zuletzt direkt am schönen Dorfplatz endet. Gegenüber zieht das halbe Dorf zum örtlichen Krug, der hell erleuchtet ist, und wird wohl bis weit in die Nacht Tante Hannelores Achtzigsten feiern. Die passende Musik dringt schon gedämpft durch die Fenster und bringt drinnen die ersten beblusten Oberkörper ins Schwingen.








Anfahrt ÖPNV (von Berlin): mit Bahn bis Schönefeld oder Königs Wusterhausen, dann Bus (ca. 1-1,25 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): übers normale Straßennetz (ca. 1 Std.)

Länge der Tour: ca. 15 km (Abkürzungen vielfach möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Gosener Hauswiesen (PFD)

Informationen zu Neu Zittau

Kablow: Herbstsummen, Uferbänke und die korblosen Sucher

Die zweiunddreißig Grad von vor einem Monat sind scheinbar ewig her. Nach einem abrupten Temperatursturz in jenen Tagen hat sich der späte Sommer bei etwas unter zwanzig Grad eingependelt, ganz zuletzt dann allen Leuten regelrecht kühles Herbstwetter um die sonnenverwöhnten Ohren gehauen. Ein milder Altweibersommer blieb aus, wird möglicherweise für den Oktober aufgehoben. Davon abgesehen sind schon große Formationen von Gänsen in den ersten Zügen, wissen mehr als wir und üben mit dem üblichen Krakeel für den Stichtag.

Anger im Dorf, Kablow

Doch das Licht stimmt schon, auch die Düfte und die Farben, und so ist es ausreichend bekleidet ein wahres Vergnügen für die Sinne, draußen herumzustreifen. Den September als solchen gab es dieses Jahr vom ersten Tage an, und so wurde mancher Spätsommertag unter leisem Bibbern verbracht, da man moralisch noch nicht recht bereit ist, die gefütterte Jacke aus dem Schrank zu bergen.

An der Seetaille zwischen Kablow und Zernsdorf

Das sieht hingegen jeder ein bisschen anders, und so laufen Leute im T-Shirt neben solchen in dieser Art von Daunenjacke, die das Volumen des Trägers scheinbar verdoppelt, zumindest oberhalb der Oberschenkel. An den Füßen hört man knirschend warme Stiefel neben luftig flappenden Badelatschen, Köpfe bleiben gänzlich unverpackt oder in ohreneinschließende Mützen gehüllt.

Uferweg am Zernsdorfer Lankensee

Weil es so normal ist, vergisst man als Berliner und auch als Brandenburger immer mal wieder, was für spektakuläre Wasserlandschaften es nicht nur im Stadtgebiet, sondern auch etwas außerhalb gibt. So zum Beispiel das herrliche Seen- und Flussgewirr, das die Dahme hinter Königs Wusterhausen bis hin nach Prieros spektakelt und das gewissermaßen die Seen rund um Storkow und Groß Köris mit einschließt. Viele alte Klassiker für spazierende Ausflügler gibt es hier, doch auch manche Ecke, die beständig übersehen wird.

Rastbank am Seeufer, Zernsdorf Nord

Kablow

Kablow ist ein Dorf, das wie sein Kirchanger etwas abseits der üblichen Routen und Straßenverbindungen liegt und wohin einen eher ein schöner Zufall führt. Wenn man zum Beispiel mit der Bahn nach Storkow fährt, was in den vergangenen Monaten sicherlich mehr Leute als üblich getan haben, bleibt diese eine Stelle hängen, wo das Züglein auf einem schmalen Damm zwischen zwei Seen hindurcheilt und sich kurz ein Gefühl von Skandinavien einstellt – zu beiden Seiten Wasser mit bewaldeten Ufern und ausgeprägten Buchten, kleine Häuschen am Wasser und gemächlicher Freizeit-Bootsverkehr.

An der nördlichen Seespitze in Kablow Ziegelei

Der Abstecher zur Kirche dauert keine fünf Minuten und ist durchaus zu empfehlen, denn er verläuft entlang einer urigen Lindenreihe bis zum Anger mit seinen gemütlichen Häusern und der Kirche mit den gut erhaltenen Stufengiebeln. Weiter braucht man nicht zu gehen, denn einen Wasserzugang wird man hier nicht finden. Das macht jedoch nichts, denn eine der schönsten Uferstellen weit und breit ist nur eine Viertelstunde entfernt.

Auf der Fontanestraße kann man sich ruhig dem Krüpelsee-Rundweg anvertrauen, der hier auch das Wohnviertel mitnimmt. Das ist zum größten Teil altgewachsen, sodass es schöne Häuser zu sehen gibt, deren Grundstücke zudem immer wieder den Blick aufs Wasser gestatten. Schon an der ersten Kreuzung geht es links zum erwähnten Uferplatz, wo es einen kleinen Strand gibt, vor allem aber einen langen Steg mit großzügiger Eckbank am Ende.

Kablower Dorfanger bei der Kirche

Und das ist so ein Ort, wo man bei mildem Wind gut und gern ein paar Stunden rumsitzen könnte, neben sich vielleicht ein schönes Buch, das möglicherweise erst abends im heimischen Sessel aufgeschlagen wird. Ein ziellos gondelnder Schwan sucht den Augenkontakt und sorgt so für etwas beiläufiges Leben, während weiter hinten die frisch ausgeliehenen Hausboote eine Synchronisation mit der virtuellen Linie der Fahrrinne suchen. Da der Posten hinterm Steuer jeglichen Führerschein besetzt werden darf, geschieht dieser Vorgang sehr gemächlich, wirkt beruhigend auf äußere Betrachter.

Im Dorf, Kablow

Dazwischen saust hier und da ein gepflegtes Holzboot alter Schule vorbei und lässt hinter sich kleine Serien unverbundener Auspuff-Wölkchen, wie man sie eher im gezeichneten Cartoon erwarten würde. Trotz eines halben Kilometers Entfernung glänzt der gewienerte Bootslack bis hier und lässt eine salopp übergeworfene Frackweste hinterm messingverzierten Steuerrad vermuten.

Badestelle in Kablow

Der Wind ist gerade woanders, und so dringt mit einem Mal gänzlich ungedämmt die Summe aller Kehlen einer ganzen Gänsereihe an unsere Ohren. Beim Blick nach oben wird klar, dass noch kein Flug in den Süden ansteht, denn es herrscht eher noch Durcheinander a la Krähenschwarm. So ist wohl noch manche Übungseinheit nötig, bis das mit der Formation der Gänse-Eins funktioniert. Denn das muss es, wenn möglichst viele heil ankommen sollen.

Steg in den Krüpelsee, Kablow

Wiegesagt, der ganze Bogen durchs Wohngebiet lohnt. An seinem Ende beginnt dann jener Damm, der Kablow mit Zernsdorf verbindet und der gerade breit genug ist für die Bahntrasse, eine Straße und den Bürgersteig. Erstaunlich, dass das eigentliche Dammstück wirklich nur gut zweihundert Meter lang ist, dem Erinnern nach war das viel länger. Von der Brücke über die Verbindung zwischen Kröpelsee und Zernsdorfer Lankensee lässt sich ein Blick hinab ins klare Wasser werfen, auch hinüber zu den kleinen Bootsstegen in der Bucht. Nach Südenwesten reicht der Blick übers Wasser mehrere Kilometer weit, nach Norden hin lässt sich dieselbe Länge der krummen Uferlinie wegen nur erahnen.

Blick auf den Krüpelsee vom Damm

Zernsdorf

Von der Brücke bis zum Einstieg in den Uferweg bedarf es eines kleinen Hakens über den Bahnübergang und den zuletzt stark eingeschnittenen Einsiedelweg mit seiner markanten Kronenkiefer, doch dann geht es sofort in die Vollen, bis zuletzt unerwartet. Das urige Ufer ist üppig begrünt von der Uferkante bis in die hohen Wipfel. Viele Stämme haben ihren dunklen Rindenteint unter dichtem Efeu verborgen, der speziell in dieser Zeit auch deutlich zu hören ist – unzählige Bienen fliegen zwischen den grüngelben Blüten umher, die im späten September ihre Hochzeit haben und perfekt eine potentielle Versorgungslücke füllen, und summieren ihr Brummen zu einem sanften, hintergründigen Klangteppich.

Pflasterweg hinab zum See, Zernsdorf

Überall gibt es Stege, schöne Uferstellen mit Bänken für Pausenlustige und farbkräftig getünchte Uferlauben, liegen kleine Ruder- und Segelboote. Durch den fjordkrummen Seeverlauf ist voraus immer ein gutes Stück der Uferlinie zu sehen, wo sich auch schon der bunte Fortschritt in den frühherbstlichen Baumwipfeln sehen lässt – das Spektrum geht bereits jetzt erstaunlich in die Breite und zeigt zwischen dem noch vorherrschenden Grün schon viel Gelb, Rot und Orangebraun.

Uferweg am Zernsdorfer Lankensee

Ein Stichkanal führt zu einem verschwiegenen Pfuhl mit Insel, wo jetzt die Mücke erfreulicherweise keine Rolle mehr spielt. Mal verläuft der Weg durch einen dichten Waldstreifen, dann wieder licht zwischen Kiefernstämmen hindurch. Manchmal steigt der Hang steil an und wird von unverschämt schön gelegenen Häusern gekrönt, mal fällt die Böschung eher sanft aus und erinnert lose an ein Stück Kurpark. An jedem zweiten Steg ist jemand bei der Arbeit, Boot leerschöpfen oder für den Winter ausräumen, fegen oder schleifen, eine rauchen, auf der Bank von rechts nach links rücken oder auch eine Flasche öffnen und folgerichtig handeln. Alles schön analog, alles ohne künstliche Eile, alles ohne angestrengtes Stirnrunzeln.

Schöner Pausenplatz

Am Badestrand schwenkt der Weg nun weg vom Seeufer, und bei den folgenden Metern merkt man, wie weit unten doch der See liegt. Passenderweise heißt das Stückchen Ufer hier auch Spitzer Berg. Nach einem Stück Friedrich-Engels-Straße ermöglicht ein wiederum steil abfallender Fußweg die Rückkehr zum unterbrochenen Uferweg, der kurz darauf das Gelände des Campingplatzes durchquert, was für Fußgänger dank einer und noch einer Zaunlücke dauerhaft möglich ist.

Kiefernstelle am Uferweg

Campingplatz am Lankensee

Nach dem Umschiffen einer unverrückbaren Gruppe palavernder Herren um die vierzig samt zweier Damen im besten Alter ist schon der große Strand in Sicht, an dessen großzügig mit Sand bedecktem Hang ein draller Bengel mitten im tiefen Sand den Kopfstand probt, was irgendwie eine eigenartige Idee ist. So gesehen auch wieder nicht, da das zwingend zu erwartende wiederholte Umplumpsen im tiefen Sand kaum schmerzhaft ist. Andererseits wird es wohl noch Tage später in der Scheitellinie und um die Augenbrauen knirschen, das muss man auch wollen. Nach dem aktuellen Umfallen rollt er sich zurecht, rappelt sich auf und blinzelt uns freundlich an, quittiert das respektvolle Mikronicken mit einer Gesichtsmimik, die in etwa „aba janz jenau“ ausdrückt.

Blick über den Zernsdorfer Lankensee

Der Sand ist so tief, dass man mit mehr Aufwand vom Fleck kommt als am Ostseestrand. Weiter hinten gibt es eine ähnliche Gruppe palavernder Herren, nur älter und im Sitzen, dafür weniger näselnd und mit fest sitzender, wenn auch nicht lauterer Stimme. So über die Schulter beobachtet steuern wir souverän die erhoffte zweite Zaunlücke an und sind froh, als sie auch da ist und uns gewähren lässt. Bei all dem Tumult haben wir ganz vergessen, mal danach zu fragen, ob oben vielleicht der Imbiss offen hat.

An der Nordspitze des Sees in Kablow Ziegelei

Nach einem Stück Wald, das besonders tief zu sein scheint, endet die schöne und äußerst vielgestaltige Uferpassage an der nächsten Siedlungsstraße, wo stellenweise sichtbares Wasser zu beiden Seiten liegt. Die äußerste Nordspitze des Sees hat etwas sehr kuschliges und bietet neben der Buswendeschleife noch zwei schöne Rastbänke, die auch gut für Blei im Hintern sorgen können.

Herbstlicher Weg nach Dannenreich

Ein breiterer Bachlauf setzt sich von hier zum Uckleysee fort, der im Grunde eine absolute Sackgasse ist, doch über winzige Wasserläufe mit den Dahmeseen am Schmöckwitzer Werder in nasser Verbindung steht. Die kuschlige Bucht liegt voller Boote, von denen keines auch nur im Ansatz einem anderen gleicht. Im Schilf gegenüber raschelt es in unregelmäßigen Abständen und klingt am ehesten nach einer im Trüben fischenden Katze, die entweder ihr Vorhaben bald abbrechen oder unter kläglichen Lauten ins Wasser fallen wird. Das Geräusch bleibt aus, dafür plappt es oben von der Straße, denn die Wendeschleife ist so eng bemessen, dass der Bus beim Drehen irgendwas mitgenommen hat.

Zarte Farbkontrast im Walde

Kablow-Ziegelei

Jenseits der Brücke erinnert das Dorfbild hier und dort daran, dass es nicht mehr ganz so weit zum Spreewald ist. Der Ortsteil hier heißt Kablow Ziegelei und passend zum Eindruck von eben gibt es dafür auch den sorbischen Namen Kobłow-Cyglownja. Wer auf die Suche geht und nicht gleich aufgibt, wird hier und da noch Spuren der Ziegelei-Wirtschaft finden, die vor knapp dreihundert Jahren ihren Anfang nahm.

Fingerzeig zum späteren Herbst

Am östlichen Rand des Dorfes beginnt nun eine ausgedehnte Passage durch den Wald, der in Ausstattung, Dichte und Höhe immer wieder wechselt und dabei ungeheuer beruhigend wirkt. Auch hier sind die bunten Farben schon präsenter. Am Wegesrand ergeben sich spätsommerliche Bilder wie ein kleines Feld noch unzerzauster Goldrute vor grün belaubtem, jungen Birkenwald oder hochherbstliche wie das fast schon neonrote Laub des wilden Weines, welches sich auf dem liegenden Stamm eines kräftigen Baumes inszeniert und dabei klaffende Rindenschollen und bauchige Baumpilze einbezieht. Der Weg ist nie ganz gerade und überrascht daher immer wieder mit dem nächstfolgenden unspektakulären Bühnenbild.

Kegelbahn auf dem Dorfplatz, Dannenreich

Jenseits der Landstraße wird es kurzzeitig voll, da nach den Regenfällen der letzten Woche die schon lange vertrösteten Pilzsammler ihr Glück versuchen, viele von ihnen ohne Korb und demnach knapp an Zuversicht. Boviste haben wir gesehen, so groß wie im Pilzbuch und auch von Kohlkopfgröße, und außerhalb des Waldes immer wieder Schirmpilze von der Größe einer Bratpfanne. Ansonsten diese rötlichen, die bei Laien eher wenig Vertrauen erwecken.

Dannenreich

Ein Schwenk führt zurück zur Landstraße und hinein nach Dannenreich. An der Hauptkreuzung steht ein großzügiger Pavillon mit verschiedenen Karten und Informationen zur Umgebung, und hier finde ich tatsächlich eine Information, die für eine fragliche Stelle später hilfreich ist. Ein Schild verweist auf den örtlichen Krug mit dem schönen Namen Zur Friedenseiche. Den gibt es und er sieht sehr einladend aus, doch leider hat er regulär nur freitags und sonntags am Nachmittag geöffnet, jetzt also nicht. Schade.

Unweit des Skabyer Torfgrabens

Unabhängig von den Öffnungszeiten lässt sich gleich gegenüber ein seltenes Phänomen bewundern. Auf dem schönen Dorfplatz mit seinen Spielgeräten und Bänken, Tummelwiesen und auch einem Denkmal für die Kriegsgefallenen gibt es eine überdachte Kegelbahn mit allem, was dazugehört. Die Kugel rollt auf einer wetterfesten Gummibahn, was Kegelprofis für Gelegenheitskegler ein wenig mehr zu Gegnern auf Augenhöhe macht, und auch die Rücklaufschiene für die Kugeln ist aus robustem Metall, das allen Wassern trotzen kann. Eskortiert und scheinbar auch stabilisiert wird die Überdachung der Bahn von kräftigen Eichen. Ein abgefahrenes Gebilde!

Direkt am Skabyer Torfgraben

Hinterm Dorf ist die Landschaft nun offen, der Blick kann weit schweifen über saftige Wiesen und Weiden, die von diversen Wasserläufen durchzogen werden. Bevor der Weg zum Hof Dudel schwenkt, geht es rechts in einen krautigen Fahrweg entlang eines feuchten Streifens, für den der Skabyer Torfgraben mitverantwortlich ist. Der kommt vom Rittergut Schloss Skaby her, das mitten im Wald unweit der Swatzke- und Skabyberge gelegen ist. Ist mir noch nie untergekommen, ist aber auch nicht ausgedacht oder von irgendeinem Märchenbuch abgeschrieben. Das Schloss hat von Friedrich dem Großen bis zur NVA eine äußerst wechselvolle Nutzungshistorie hinter sich und steht seit gut dreißig Jahren nur so im Wald herum – bis es kurz vor dem Auseinanderfallen hoffentlich jemand wachküsst.

Gemütlicher Weg in Richtung Friedersdorf

Der breite Wasserlauf ist vollständig von glänzender Entengrütze bedeckt, die trotz bedeckten Himmels fast ein leuchtendes Band zwischen den Ufern erzeugt. Bald beginnt ein wunderschöner Alleeweg, der jetzt eine Stunde so weitergehen könnte. Die Ränder sind lose von Bäumen und Buschwerk verschiedener Höhe bestanden, auch vom blassem Holz abgestürzter Äste. Im Unterholz gedeihen zwischen hohen Gräsern prächtige Exemplare von Schirmpilzen, wie vorhin erwähnt in den Größen üblicher Teller für die gängigen Mahlzeiten des Tages.

Charakterköpfe am Wegesrand

Hauptmahlzeiten und gleichzeitig Vorratshaltung für längere Zeiträume finden auch die Mistkäfer in den großen platten Fladen, die der Regen aus Haufen von Pferdeäpfeln modelliert hat. Die glanzlackierten Krabbler stapfen fein kontrastierend in dem heubraunen Gestrüpp herum, wühlen sich hinein oder ruhen einfach einen Augenblick in diesem weichen, warmen Diwan. Einer fühlt sich beobachtet, spannt zögerfrei das metallicblaue Tragwerk auf und schwirrt ab.

Späte Erika

Etwas später steht endlich auch das erhoffte Heidekraut am Wegesrand, nicht viel, doch in schönster Blüte, denn schließlich ist ja noch September. Danach folgt das Wegestück mit dem großen Fragezeichen, welches sich netterweise in Wohlgefallen auflöst – der ungewisse Weg setzt sich als Pfad entlang der Bahnstrecke fort, der zum Überspringen zu breite Torfgraben kann per Bahnbrücke überquert werden und kurz darauf diese selbst per Bahnübergang. So dürfte es ruhig öfter sein mit kleinen und größeren Problemen!

Mit Kurs auf Kablow

Das folgende Wegstück läuft auf dem asphaltierten Radweg direkt parallel zur Bahnstrecke, dazu noch geradeaus und könnte gut und gern etwas langweilig sein. Doch der Wald ist schön, manche Eichel will unter der Sohle zerknackt werden und dann gibt es da noch Schautafeln zur germanischen Siedlung Kablow, die mit ihrem vielen Text zunächst nicht groß verlocken. Doch wer stehenbleibt, guckt sich sofort fest, denn die Mischung aus gelungenen Zeichnungen, Übersichten und anderem ist gerade richtig, macht neugierig und Vorfreude auf die nächste Tafel.

Ab und an will ein Auto vorbei oder ein Rudel Radfahrer, doch insgesamt geht es recht ruhig zu. Jetzt kommen auch wieder überall Leute aus dem Wald, erst welche ohne Korb und ohne Pilz, dann zwei Burschen mit Pils a la Wegebier im losen Griff der rechten Hand, wenn auch nicht selbstgefunden, doch immerhin.

Gärtchen am Rand von Kablow

Links des Weges erstrecken sich in sattem Grün die Buschwiesen, hinter denen schon die Dächer von Kablow zu sehen sind. Vom Ortsrand führt ein hübscher Weg durch die Kleingärten, in denen es von der klassischen Laube über den Bauwagen bis hin zum umgebauten Uralt-Benz-Truck alle möglichen Entwürfe gibt. Hier wird unterm Vordach mit reichlich Text das Feierabendbier genossen, drüben buddeln junge Stadtflüchter bis in die frühe Dämmerung im Erdreich und ein Beet weiter bergen hüfthohe Kinder Kartoffeln aus der Erde und strahlen mit jedem neuen Fund.

Friedhofskapelle in Kablow

Nach der nächsten Biege steht noch der letzte Kulturbeitrag für diese Runde bereit, in Form einer ungewöhnlichen Friedhofskapelle mit vielen großen Fenstern, einem winzigen Glockentürmchen sowie einem kühlen Untergeschoss. Über dem Feldsteinsockel ist das Mauerwerk vom guten alten Rauputz bedeckt, das Dach mit Dachpappziegeln. Das Schicksal der Kapelle ist ungewiss, da einiges gemacht werden müsste, doch noch steht sie da.

Der Tag ist noch jung, die Sonne noch relativ hoch und man möchte diesen Tag nur ungern loslassen. Eine gute Möglichkeit zur Verlängerung bietet sich eine Bahnstation weiter in Zernsdorf, wo es direkt am Krüpelsee überm Hausboot-Hafen eine schöne Eisdiele mit Seeblick gibt. Vor dem Hafen drehen gerade die kleinen Boote eines Segelkurses ihre Runden, derweil am Steg Urlaubswillige mit Hilfe großer Handwagen ihr gemietetes Hausboot beziehen. Während die Wellen eines längst vorbeigesausten Motorboots den kleinen Strand erreichen, werden sechs Eisschiffchen an drei Tischen serviert.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
S-Bahn oder Regionalbahn bis Königs Wusterhausen, dann Regionalbahn Richtung Frankfurt/Oder (ca. 0,75 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über Autobahn (Ausfahrt Niederlehme) oder Landstraße (ca. 0,75-1 Std.)

Länge der Tour: ca. 15 km (Abkürzungen mehrfach möglich)


Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Webseite zu Kablow

Webseite zu Kablow-Ziegelei

Einkehr: Zur Friedenseiche, Dannenreich (am Weg)

Ristorante Bel Sapore, Zernsdorf (dicht an der Route)

Paulines Hafencafé, Zernsdorf (fern der Route)



Grobskizziert – Bestensee: Pralle Trauben, schräge Typen und das geschärfte Profil

Muttern war mit ihren Unentwegten, einer rüstigen Truppe gefestigter Charaktere, in Bestensee unterwegs und erzählte ganz begeistert von einem hervorragenden, unterhaltsamen und besonders landschaftlichen Tag. Als ich daraufhin irgendwas zu Bestensee anmerken wollte, gingen hinter meiner Stirn neben dem großen Café am Bahnhof und dem neuen Weinberg nicht sofort Bilderalben, Landschaften und charmante Details auf. Ich war daraufhin ein wenig verdutzt, wurde in  der Folge sofort neugierig.

Dorfaue in Bestensee

In der Tat hatte ich ein nettes Örtchen mit etwas Stadtcharakter vor dem geistigen Auge, doch nicht viel mehr. Beim Blick auf die Karte kam die Erinnerung etwas in Schwung, wuchs an um den süßen Dorfanger, der die Kirche außen trägt, sowie die Nähe zum schönen Sutschketal, das keine zwanzig Minuten entfernt liegt. Die Karte zeigte darüber hinaus, dass interpretationsoffene Marketingleute ohne rot zu werden von der Sieben-Seen-Stadt Bestensee reden könnten.

Barfußpfad im Lausl-Park

Kulturhistorischer Wanderweg

Im Laufe des Tages zeigte sich, dass auch ganz ohne kesses Marketing gute Ideen von fleißigen Händen umgesetzt wurden, Sehenswertes und Besonderes durch einen kulturhistorischen Wanderweg verbunden wird. Ganz gleich, ob all das einem tüchtigen Bürgermeister zu verdanken ist oder Initiativen von Einzelnen oder Mehreren, es ist an vielen Stellen im Ort zu sehen, hat überall dort Hand und Fuß und macht richtig Spaß.

Kram am Rundpfad im Lausl-Park

Der Weg ist nur drei Kilometer lang, doch er sammelt an seinem Rändern viel Sehenswertes und Phantasievolles, dazu schöne Aussichten und vielfältige Landschaften. Schließlich gibt es sogar drei bis vier Einkehrmöglichkeiten, um den Aktivphasen einen direkten Ausgleich entgegenzuhalten.

Groß Bestener Ureinwohner am Fuß des Mühlenberges

Wald der Generationen

Wer die Wegspur kurz verlässt und sich in den nicht mehr als schulterbreiten Kirchsteig wagt, landet bald am Wald der Generationen. Der liegt unterhalb des Südhanges vom Mühlenberg, den klassisch märkischer Kiefernwald bedeckt. Der Wald der Generationen ist eine charmante Idee, bei der jeder Baum einem Anlass gewidmet ist. Die am Rande stehende Tafel ist schon voll mit um die hundert solcher Anlässe wie der Geburt von klein Ida oder der Goldenen Hochzeit von Herrn und Frau Wunderwelt, dem fünften Todestag vom alten Soundso oder Tims Konfirmation.

Reifende Trauben am Südhang des Mühlenberges

Entsprechend viele Bäume bevölkern die lichte Wiese und lassen von jeder Stelle Durchblick auf drei vierschrötige Typen mit breiten Schultern sowie eine Dame mit Sternenhaupt, vielleicht eine entfernte Verwandte der Frau Libertas, die in Übersee seit vielen Jahrzehnten den Wasserzugang nach New York im Auge behält. Das Trio mit den großen Sohlen kommt vom Stamme der Bestwaner, und wer davon wirklich noch nie etwas gehört hat und gleich richtig in die Materie einsteigen möchte, findet Abhilfe im Buch „Bestenseer Märchen“. Wem etwas Halbwissen reicht, der findet vor Ort eine kompakt getextete Tafel.

Weg durch den Weinberg

Lausl-Park

Zu den Märchen passt auch ganz gut die farbenfrohe und verspielte Welt des Lausl-Parks am alten Anger. Auf kleinstem Raum gibt es hier ein Museum mit Seltenheitswert und einen verspielten Hofgarten, dazu einen liebevoll bestückten Parkrundweg mit graphisch ansprechenden Schautafeln, die man nicht schon an anderen Stellen gesehen hat. Teilweise bekannte Inhalte wurden hier so gelungen aufbereitet, dass man es kaum schafft, an eine links liegenzulassen. Falls doch, geht man sicherlich noch mal zurück und will doch sehen, was da zu sehen ist. Blickfänger deluxe.

Mühle am Bestenseer Weinberg

Inbegriffen ist ein um die Ecke gehender Barfußpfad mit einem üppigen Spektrum an Untergründen. Den Weg begleiten alte Geräte, geordnet nach Themen und rustikal überdacht, umgeben wird das Areal von urwüchsiger Natur mit Feuchtgebietsanteil. Zum Betreten und Besuchen wird ausdrücklich eingeladen, sowohl von der schnuckeligen Dorfaue her als auch von der Hauptstraße.

Wiesen am Klein Bestener See

Für Bestenseer bzw. Leute aus der Umgebung bietet der Verein Lebensart und Sammellust noch ein vielfältiges Spektrum von Veranstaltungen für alle Altersgruppen, von Linedance über Bastel- und Spielenachmittage bis hin zu Grundlagen der Smartphone-Bedienung oder Kursen zur effektiven Kräuternutzung.

Kiessee am Ortsrand

Weinberg

Noch einmal zurück zum Mühlenberg: neben dem Wald der Generationen wird der Hang bedeckt von einem nicht allzu kleinen Weinberg, der über die Jahre zu beachtlicher Form gefunden hat. Große, prall bestückte Trauben zwischen blau und grün hängen in den Stöcken, oben am Waldrand gibt es neben dem Weingott Bacchus noch eine kleine Weinlaube. Der Historische Wanderweg führt mitten hindurch.

Uferpfad am Kiessee

Unterhalb der Rebreihen gibt es neben einem überdachten Portal eine offene Hütte, die sich für Winzerfeste oder andere Veranstaltungen nutzen lässt, direkt daneben steht ein kleines frei gezimmertes Modell der Bockwindmühle, die der Erhebung einst zu ihrem Namen verhalf.

An der Taille der Kiesseen

Wer der Spur des Wanderweges nach Westen folgen würde, könnte noch einen Zipfel des verträumten Sutschketals besuchen und dort sicherlich Lust auf mehr bekommen – das Sutschketal mit dem Krummen See ist dann eigentlich eine eigene Geschichte und somit auch einen eigenen Ausflugstag wert.

Eichenallee zum Strandbad an den Kiesseen

Südwesten

Wer mehr Auslauf wünscht, kann vom Bahnhof ausgehend in alle Richtungen gehen und wird jeweils andere Landschaften entdecken. Nach Südwesten kommt man bald zu weiten Wiesen, die derzeit sommerlich bunt blühen oder frisch abgemäht vom Boden duften. Vom Bauernsee und dem Klein Bestener See bekommt man dabei nicht viel mit – wer sich auskennt, kann sich ihr Vorhandensein anhand der Bruchwälder herbeivermuten.

Sommerwiese bei den Lauben

Hinter einem Waldstück liegen dann die beiden Kiesseen mit ihren schönen Badestellen und dem Strandbad. Entlang der Waldränder und Wiesen oder auch unmittelbar am Ufer winden sich schöne, stille Wege. Das Wasser ist klar, die gut verteilten Sichtfenster wirken allesamt beruhigend. Hier und da ein Ruderboot, hinten am Strand entfernte Strandgeräusche und dazu passend eine kaum wahrnehmbare Prise Sonnencreme gemischt mit Tabakrauch. Vom umzäunten Strandgelände führen gemütliche Eichenwege und nadlige Waldpfade zurück nach Bestensee, unterwegs bieten sich vom Bergfeld weite Blicke über schier endlose Wälder.

Waldpfad nach Klein Besten

Süden

Direkt nach Süden kann man sich stets dicht am Ufer des großen Pätzer Vordersees halten und ist hier meist auf schattigen Pfaden unterwegs, die stellenweise abenteuerlich schmal werden. Weiter südlich wird die sachlich gehaltene Neusiedlung Wustrocken berührt, doch das stört nicht groß, da es zum See hin stets urwüchsig und schön bleibt.

Uferpfad am Pätzer Vordersee

Das Spiel mit den Pfaden lässt sich vorbei am Schweinewinkel bis zur Südbucht des Sees betreiben und auch gern zu einer vollständigen und reizvollen Seeumrundung erweitern, die sich nur rund um Pätz etwas vom Seeufer entfernt. Das darf dann an dieser Stelle gleich die Richtung Osten mit abdecken.

Gartenwiese in Bestensee

Norden

Im Norden schließlich gibt es den Fanggraben, der hier und da schon ein wenig Spreewald-Stimmung öffnet. Direkt am Wasser liegt auch das über zweihundert Jahre alte Königliche Forsthaus, das direkt mit Friedrich dem Großen zu tun hat. Heute gibt es hier ein wunderschön gelegenes Restaurant, von dessen Terrasse man mit etwas Glück einen Eisvogel beobachten kann.

Ehemaliges Königliches Forsthaus am Wehr

Direkt daneben steht noch eine luftige Weinscheune und zwischen beiden liegt ein süßer Ententeich. Vorbei am Rügendamm schlängelt sich in Richtung Todnitzsee ein Waldpfad parallel zur Straße, der an heißen Tagen eindrucksvoll den klimatischen Unterschied zwischen Naturboden und versiegeltem Boden zeigt.

In der Südbucht des Todnitzsees

An der Südbucht des Todnitzsees hilft zwischen wurzeligen Pfaden ein metallenes Brücklein über den Fanggraben, der hier einiges breiter ist als am Forsthaus und allenfalls von Olympioniken überspringbar wäre. Nur ein paar Minuten weiter reicht der dünensandfeine Strand großzügig von der Uferlinie bis hoch zum Sportplatz.

Brücke über den Seenverbinder zum Todnitzsee

Zwischen Strand und Ortszentrum erstreckt sich ein leicht hügeliger Nadelwald, dessen Bäume so licht verteilt sind, dass man locker ein fünfhundert Meter entferntes Reh entdecken könnte. Durchzogen ist der Wald von einem unregelmäßigen Weg- und Pfadenetz, das einfach Spaß macht. Selbst wenn man also gar nicht baden gehen möchte oder die Jahreszeit nicht danach steht, der Weg zum Strand dürfte das ganze Jahr über ein gern benutzter sein.

Stadtwald zwischen Strand und Stadt

Schöne Touren lassen sich als Weg zum nächsten Bahnhof gestalten, im Norden Königs Wusterhausen, im Süden Groß Köris, gleichermaßen gibt es für tagesfüllende Rundtouren eine Hand voll Möglichkeiten. Am Ende des Tages gab es schließlich neben einer stattlichen Sammlung von Mückenstichen auch eine ganze Reihe Eindrücke, Stimmungen und bleibende Bilder fürs Langzeitgedächtnis. Beim nächsten Treffen mit Muttern konnte dann dementsprechend gefachsimpelt werden.

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): Regionalbahn von Berlin-Ostkreuz (ca. 30 Min.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): Autobahn bis Abfahrt Mittenwalde/Bestensee, dann Landstraße (ca. 1 Std.)

Länge der Tour: ca. 13 km (Abkürzungen vielfach möglich)


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Links:

Lausl-Park Bestensee

Kulturhistorischer Wanderpfad Bestensee

Weinberg Bestensee

Einkehr: Imbiss im Lausl-Park
Ristorante Bel Lago, Bestensee
La Villa Due, Klein Besten
Steakhaus 1775, Bestensee
Die Weinscheune, Bestensee










Grobskizziert – Fürstlich Drehna: Goldenes Plätschern, grüner Mai und die verschonte Filmkulisse

Viel Regen kam runter in den letzten zwei Wochen. Mittendrin gab es eine Handvoll hoch- bis höchstsommerlicher Tage hart an der Dreißig-Grad-Marke, und im Gefolge sind Knall auf Fall alle Baumkronen so grün geworden, dass kaum noch Astwerk durchschaut. Die Obstblüte reicht in diesem Jahr bis Mitte Mai, auch einige Frühblüher stehen noch gänzlich unwelk in den Wäldern, während ein paar Ecken weiter schon die Blumen des Sommers ihre Startlöcher verlassen haben, die zeitliche Langstrecke im Blick.

Blick auf Fürstlich Drehna

All das Grün, die satten Düfte und der getränkte Boden sorgen für diesen Duft, für den man den Mai so liebt. Dazu kommt noch die Geräuschvielfalt, der bei jedem Ausflug weitere Klänge hinzugefügt werden. Während die Lerchen schon seit Februar ihre Begeisterung ins Land schreien und auch die Nachtigallen seit Wochen gewohnt virtuos trällern, kommen nach und nach weitere Charaktertypen und Spaßvögel wie Kuckuck und Pirol dazu – mit hohem Wiederkennungswert auch für Leute ohne viel Vogelahnung. In Dorfnähe gibt es neben stillen Weihern auch solche mit tausend Froschkehlen, und wer gut hinhört, kann hier und dort aus der Ferne die entrückten Bassflöten der liebestollen Rotbauchunken erahnen.

Schlosspark Fürstlich Drehna mit Pavillon

Zwar treiben Temperaturen und Wetterkarten weiterhin ihr Spiel mit den Menschen, die schon längst Wärme und Sonne und leichte Klamotten herbeisehnen nach dieser ewigen Kälte. Doch immerhin hat sich in Sachen Infektionsgeschehen eine gewisse Zuversicht eingestellt, was kleine Schritte zurück in Richtung Normalität angeht. Beständig verfolgte Zahlen tendieren in erstrebte Richtungen, und so soll es zu Pfingsten mit etwas Glück und Vorbereitung möglich sein, sich ein frisch gezapftes Getränk an den Tisch bringen zu lassen.

Schloss Fürstlich Drehna

Fürstlich Drehna

Zum Himmelfahrtswochenende steht ein Ziel auf dem Plan, das weit entfernt ist, gefühlt kurz vor Sachsen liegt. Der Name Fürstlich Drehna verheißt schon Besonderes, und das findet sich dort in der Tat. Nicht allein dadurch, dass hier ein mittelalterliches Wasserschloss steht, benachbart zu einem Lenné-Park, darin ein gusseiserner Pavillon mit bunten Fenstern. Kurios ist vielmehr die Lage des Dorfes, das die Niederlausitz ganz klar im Gesicht trägt.

In Groß Mehßow

Schaut man von Nahem auf die Karte, sieht man den gemütlichen Dorfplatz, der umgeben ist von allerhand historischen Gebäuden wie der Kirche und den Gasthöfen, weiter hinten dem Brauhof und der Schlossanlage. All das steht so konzentriert beieinander und der Raum dazwischen ist komplett gepflastert, dass man sich in einer Filmkulisse wähnt. Tritt man dann etwas zurück, zeigt die Karte, dass das Dorf von ehemaligen Tagebauen umgeben ist, wie eine Halbinsel hineinragt.

Teichrundweg Nord in Groß Mehßow

Heute ist das in der Landschaft kaum noch zu erkennen, da viele Restlöcher zu großen Seen geworden sind, auf vielen Brachflächen junger Wald herangewachsen ist und die von unten nach oben gekehrte Erdoberfläche langsam von der Natur zurückgenommen wird. Schaut man auf Karten oder Luftbilder, die älter als zwei Jahrzehnte sind, ist die Halbinsellage noch deutlich zu erkennen. Auch die dringlichen Warnschilder im Randbereich der englischen Parkanlage erinnern an einigen Stellen recht konkret daran. Unter diesem Blickwinkel erscheint die Beschaulichkeit der Filmkulisse im Herzen des Dorfes noch kurioser.

Zwischen den Fischteichen bei Groß Mehßow

Am Rand des Dorfes steht auf einer kleinen Erhebung eine originalgetreu nachgebaute Bockwindmühle. Von dort ist es nicht weit bis zum Ufer des Drehnaer Sees, der weit größer aussieht als er eigentlich ist. Unweit seiner Uferlinie findet sich in der Heidelandschaft nordöstlich des Dorfes der umgezogene Grundriss einer alten Kirche, ohne dritte Dimension. Die wurde seinerzeit im Rahmen des Tagebaues gesprengt und hinterließ dabei einige offene Fragen. Insgesamt ist Fürstlich Drehna also ein klassisches Ausflugsziel, das viele Interessen vereint.

Im nassen Wald des Tannenbuschs

Wem dabei die Natur zu kurz kommt, der kann die Wälder rund um das Nachbardorf Groß Mehßow erkunden. Diese bieten eine faszinierende Besonderheit, wie sie im Land Brandenburg nicht noch einmal zu finden sein dürfte. Dabei ist etwas Mut zu nassen Füßen und plötzlich endenden Wegen sowie auch eine Prise Humor gefragt, denn nicht immer ist alles so, wie es die Karten verheißen. Ans Ziel kommt man letztlich immer – manchmal eben mit kleinem Umweg.

Im durchflossenen Wald des Tannenbuschs

Bedingt durch den an Quellen reichen Höhenzug der Babbener Berge und eine ausgedehnte unterirdische Tonplatte findet sich in diesen Wäldern Wasser an der Oberfläche, das sich tiefenentspannt in weit verzweigten Netzen durch den Wald des Tannenbuschs verteilt. So trifft man überall auf kleine Gräben von eher natürlicher Gestalt, in denen goldbraunes Wasser seinen Weg zum nächsten Teich oder ins Tal der Dobra antritt, sehr gemächlich, doch fast immer bewegt.

Vor Groß Mehßow, von Süden kommend

Eben diese geringe Fließgeschwindigkeit ist es, die dafür sorgt, dass der Wald auf großer Fläche durchfeuchtet bleibt. Die Gestalt erinnert ein bisschen an die Grabensysteme im Harz, westlich vom Brocken bei Torfhaus, wo die großen Hochmoore liegen. Die Optik ist für Brandenburg ungewohnt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Fischteich bei Tugam

Groß Mehßow

Auch die Fischteiche bei Groß Mehßow gehören zu diesem Wassersystem. Der größte von ihnen, der Große Teich, lässt sich umrunden. Im Bereich seines Nordufers ist dabei guter Gleichgewichtssinn und etwas guter Wille erforderlich, denn der eher provisorische Weg liegt an mehreren Stellen unter Wasser. Daher muss über hölzerne Eisenbahnschwellen balanciert werden, die zwar ortsfixiert, doch halbwegs schwebend im Wasser liegen. Zumindest ein nasser Schuh ist dabei wahrscheinlich.

In Tugam

Doch auch ohne Umrundung lässt sich tief in das Teich- und Waldreich des Naturschutzgebietes vordringen, wobei die Wege aus verschiedenen guten Gründen keinesfalls verlassen werden sollten. Zwischen den Babbener Bergen im Westen, dem Schulmeisterberg im Süden und dem Weißenberg im Osten lassen sich jedoch genug Wege finden, die einen weiten Bogen durch dieses besondere Waldgebiet gestatten.

Radweg Drehnaer See

Tugam

Vom Weißen Berg führt ein idyllischer Weg zum Gutshaus Groß Mehßow, und auch der Weg aus dem Dorf hinaus gestaltet sich sehr anmutig – wie fast den ganzen Tag entlang eines Wasserlaufes, später über ein Brücklein. Kurz hinter dem Brasenteich liegt das Dörfchen Tugam mit manch schönem Haus, und ein paar Minuten später ist man schon am steilen Ufer des Drehnaer Sees, der vollständig von einem Radweg umrundet wird, nach der komfortablen Art, wie sie in der transformierenden Tagebau-Lausitz häufig anzutreffen ist. Der Radweg weiß gerade nicht so richtig, wo er eigentlich langführt, und so ist etwas Interpretation gefragt. Wer auf Nummer Sicher gehen will, folgt bei Tugam der Linkskurve der Straße nach Fürstlich Drehna, die jedoch nur punktuell Blicke auf den Drehnaer See gestattet.

Drehnaer See

Wenn der Tag dann langsam zu Ende geht, kann man sich am Drehnaer Dorfplatz einem der Biergärten anvertrauen oder einfach nur eine Bank im Park suchen, versonnen auf den Schlossteich stieren. Und sich dann freuen, dass der Tagebau auf Abstand blieb und diese Filmkulisse aussieht, wie sie schon immer aussah – nicht ganz von dieser Welt.












Anfahrt ÖPNV (von Berlin):
Regionalbahn bis Finsterwalde, von dort Bus nach Fürstlich Drehna (Bus nur Mo-Fr, nicht gleichmäßig verteilt)(2-2,5 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): Autobahn bis Abf. Calau, dann Landstraße (ca. 1,5-2 Std.)

Länge der Tour: ca. 19, 5 km (Abkürzungen vielfätlig möglich)


Download der Wegpunkte
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Links:

Kulturlandschaft Fürstlich Drehna

Groß Mehßower Teiche

Wüste Kirche Drehna

Einkehr: Gasthof Zum Hirsch, Fürstlich Drehna
Pferdestall, Fürstlich Drehna
Café Alte Schule, Fürstlich Drehna
Schlossrestaurant, Fürstlich Drehna
Gasthof Kasprick, Groß Mehßow

Görlsdorf: Schwanengeplauder, absolute Stille und der Mond am anderen Ufer

Wie es seit einigen Jahren üblich ist, schleicht sich die erste Frühlingsahnung bereits im ausgehenden Januar dezent in die Gehörgänge, ins tägliche Blickfeld und über die Atemwege auch direkt ins Herz und die Seele – wenn man denn einen gewissen Sinn dafür hat und zudem diesem Prozess keinen Riegel vorschiebt. Das mit dem Riegel dürfte gar nicht so einfach sein, denn es würde viel Weghören, Weggucken und einen effizienten Filter in der Nase erfordern.

Fjordbucht am Schlabendorfer See, bei Wanninchen

Neben dem hoffnungsfrohen Gepiepe der Wintermeisen, die schon immer die allerersten waren, sind hier und da bereits abendliche Amselliedchen zu hören, wenn auch nur zaghaft, wie aus weiter Entfernung. So als stünde das genetisch verordnete Handeln der Schnabelmusik in ständiger Hinterfrage kalendarischer Anzeichen wie Tageslicht und Temperatur. Dazwischen krächzen immer noch die schwarzen Räuber mit den wuchtigen Schnäbeln, doch selbst die wirken verunsichert darüber, ob wirklich noch ihre Zeit ist und so viel Selbstbewusstsein angebracht.

Zu weiterem Zweifel beitragen könnten auch die flächigen Heere der ersten Winterlinge, die ihre gelben Satellitenschüsseln dorthin ausrichten, wo sie die Sonne vermuten. Dazwischen stemmen sich mit blütenweißem Geläute buschige Inseln von Schneeglöckchen aus der schneeplatten Wiese. Ob nun Sing- oder auch Krächzvögel irgendwelche Aufmerksamkeit auf zeitige Blümchen verwenden, ist nicht bekannt, doch vielleicht werden sie ja im Gesamteindruck als Kundschafter des Frühlings wahrgenommen.

Neben den erwähnten Vögeln, die ganz bequem auf Balkongeländern oder Fahrradlenkern sitzen können, sind jetzt im Januar noch immer oder schon wieder solche unterwegs, die eher das Volumen eines Fahrradanhängers ausfüllen würden und sich zumeist in flachem Wasser am wohlsten fühlen. Während Kraniche und Gänse in immer größeren Scharen in den Wasserlandschaften Brandenburgs überwintern, halten es die seltener zu sehenden Singschwäne eher noch mit althergebrachten Reisegepflogenheiten. Von Süden kommend, legen Sie auf dem Weg zu ihren Brutquartieren gern längere Pausen ein, und mit etwas Glück kann man sie im Januar und Februar an der Oder oder, was weniger bekannt ist, auch im südlichen Brandenburg finden.

Nördliche Luckauer Stadtmauer

Der Lauf der Oder ist insbesondere im Bereich des Oderbruchs vom Menschen beeinflusst, was bekanntermaßen ein hohenzollerscher Fritz zu verantworten hatte. Der hob damit in der Mitte des 18. Jahrhunderts und mit den damaligen technischen Mitteln einen komplett neuen Landstrich aus der Taufe und lockte mit gutem Marketing und etwas Trickserei zahlreiche Siedler aus ganz Mitteleuropa auf die neu gewonnene und fruchtbare Krume.

Was das südliche Brandenburg betrifft, legt gut zweihundert Jahre später abermals der Mensch Hand und allerschwerstes Gerät an eine vormals unauffällige Landschaft, einen leicht hügeligen Flickenteppich aus Wäldern, Feldern und Dörfern unweit von Luckau. Unter gut zwanzig Metern Erde lagerte hier großflächig ein Braunkohle-Schatz, der nach und nach gehoben wurde. Die freigelegte Kohle wurde ein paar Städte weiter in Energie umgewandelt. Bitter ist dabei, dass für lediglich fünfzehn Jahre Kohleförderung fünf Dörfer weichen mussten – ein Schicksal, das im gesamten Lausitzer Braunkohle-Revier weit über hundert Dörfer und zehntausende Menschen betraf.

Am Markt in Luckau

Eins dieser Dörfer trug den knuffigen Namen Wanninchen. Ein einziges Haus dieses Ortes steht noch, dicht an der Kante, vor der die riesigen Bagger einst stoppten. Rund um das verwinkelte Gebäude entstand ein Ausflugsziel besonderer Art, das den Namen Wanninchen am Leben hält, gemeinsam mit einem Gedenkfindling gleich nebenan. Dieser geschundenen Landschaft angenommen hat sich die Heinz-Sielmann-Stiftung, was auch für andere Landschafen vor den westlichen Toren Berlins, bei Storkow oder unweit von Rheinsberg gilt. Wenn es beim Namen Sielmann nicht gleich klingeln sollte, tut es das vielleicht bei „Expeditionen ins Tierreich“ – die Sendung des Tierfilmers lief mit ihm bis Anfang der Neunziger Jahre – mehr als 25 Jahre lang – und war eine der ersten ihrer Art. Da schließt sich jetzt ein ganz klein wenig der weit geschlagene Bogen von und zu den Singschwänen, auf die man hier hoffen darf zu gewissen Zeiten.

Das überschaubare Gelände des Natur-Erlebniszentrums ist gleichermaßen spannend für Kinder und Erwachsene und darüber hinaus gut geeignet für eine Wander- oder Radelpause. Auch ein Abendhimmel über der gewaltigen Landschaft des fjordartigen Schlabendorfer Sees lässt sich von einem der Aussichtsplätze in Vollendung genießen. Entlang der gemütlichen Wege finden sich weiche und weniger weiche Tiere, Kräuter-, Nasch und Findlingsgärten sowie ein ausgewachsenes Steinlabyrinth, in das sich auch die Ängstlichsten hineinwagen werden.

Blick auf die Dächer der Luckauer Altstadt

Wer diesen Ort mit gewisser Regelmäßigkeit, doch in größeren Abständen besucht, kann eindrucksvoll das Neuerwachen einer kompletten Landschaft beobachten – oder besser: langzeitbeobachten. Die Flutung des riesigen Sees gilt seit Jahren als abgeschlossen, und die bizarren Formationen des Abraums werden langsam, doch stetig von Pflanzen erobert, die knallhart sind und ihre Ansprüche ganz weit unten ansiedeln. Im ausgedehnten Totalreservat südlich des Sees stehen sie noch relativ vereinzelt, so dass zwischen ihnen viel Platz ist für zahllose Fährten verschiedenster Tiere, die schon mal ihre Reviere abstecken.

Luckau

Es hat einen gewissen Charme, wenn man sich so einem eindrucksvollen Gewässer wie dem Schlabendorfer See mit gewisser Ehrfurcht oder auch Vorfreude nähert. Das gilt für die großen Flüsse wie Elbe und Oder ebenso wie für diese unnahbaren Gewässer vergangener Tagebaue, die durchaus Assoziationen an Skandinavien wecken. In geeigneter Entfernung zum See liegt Görlsdorf, eins von dreien in Brandenburg. Der Weg dorthin führt über das Städtchen Luckau, an dem man keinesfalls vorbeifahren sollte. Rund um die Stadt zieht sich ein hübscher Stadtgraben, der von der Gehrener Berste gespeist und von einladenden Spazierwegen begleitet wird, auf voller Länge und teils beidseitig. Spaziert man dort entlang, sieht es zum Teil nach Spreewald aus, zum Teil schon nach Sachsen.

Gut Görlsdorf

Der Stadtgraben folgt der Stadtmauer, die zum größten Teil erhalten ist und gemeinsam mit den wuchtigen Kirchenschiff und den gemauerten Türmen der Stadt pittoreske Sichtfenster ergibt. Innerhalb der Mauern wetteifern in den Straßen und Gassen Dutzende Fassaden und Giebel darum, wer von ihnen am schönsten oder originellsten ist, insbesondere am verwinkelten Marktplatz. Und draußen vor der Stadt liegt im Süden der Stadtpark, dem man noch immer die gestalterischen Feinheiten der Landesgartenschau ansieht, die jetzt bald zwei Jahrzehnte zurückliegt. Nicht wundern also, wenn der Aufenthalt in Luckau länger ausfällt als geplant.

Kirchlein in Görlsdorf

Görlsdorf

Ein paar Dörfer südlich von Luckau liegt dann Görlsdorf, ein schönes und aufgeräumtes Dorf mit großen Backsteingebäuden, das schon ganz klar nach Lausitz aussieht. Zu sehen gibt es hier einen Schlosspark im Schneewittchenschlummer, in seinem Herzen ein verfallendes Backstein-Schloss, das an ein Forsthaus erinnert. Weiterhin einen Gutshof, der sich an einer schönen Sichtachse ausrichtet und mit edlen Pferden zu tun hat. Vorbei an der kleinen Kirche läuft die gediegene Görlsdorfer Dorfstraße, mit schönen Häusern zu beiden Seiten und Vorgärten in früher Blüte.

Glatt gepflasterte Landstraße nach Beesdau

Am Ende des Dorfes quert die Landstraße nach Beesdau, meisterhaft gepflastert aus den klassischen Steinen von der Größe einer Bauarbeiterfaust. Solche Straßen sind in der Regel alle längst dem Asphalt gewichen. Doch dafür fehlen hier die Argumente, so astrein und glatt sind die Steine verlegt. Vor dem nächsten Haus zweigt links ein schattiger Weg in den Görlsdorfer Wald ab. Der zeigt sich vielfältig – neben alten Eichen gibt es hier dunkle Fichtenwälder und nach der ersten Lichtung sogar einen schönen Lärchenforst, der passend zur Jahreszeit gerade abgedeckt ist.

Wanninchen

Hinterm Wald ist rechts kurz eine Wasserfläche zu ahnen, doch bei der Ahnung bleibt es. Hier und da sind aus der Ferne ein paar Kraniche zu hören, ein paarmal auch Gänse, doch auch dabei bleibt es. Voraus liegt nun das erwähnte letzte Haus von Wanninchen und beherbergt heute das Erlebniszentrum der Sielmann-Naturlandschaft Wanninchen. Gegenüber hockt zwischen weiten Streuobstwiesen ein rustikaler Schafstall, der samt Wiese auch in Märchenfilmen mitwirken könnte. Der Himmel ist gerade bedeckt, doch leicht kann man sich sommerlich herumtollende Lämmchen vorstellen, die unter blühenden Obstbäumen an Butterblumen zupfen, erst spielerisch, dann auf den Geschmack gekommen.

Aussichtsbank am Gedenkstein für Wanninchen

Das Sielmann-Gelände ist an Winter-Wochenenden geschlossen – die Öffnungszeiten sind zwischen dem Zurück- und Vorstellen der Uhren eher auf Schulklassen zugeschnitten. Das ist schade, da wir nicht aufs Gelände können und auch nicht zu den Schildkröten oder auf die Aussichtstürme. Es ist aber auch schön, da wir den berauschenden Blick von der Rastbank beim Gedenkstein und diese ganze riesige Landschaft rundherum exklusiv genießen dürfen. Wie exklusiv es in der Tat ist, merken wir erst, als wir eine Weile sitzen, ein Tässchen Tee geschlürft und fürs erste ausgeplappert haben, schließlich still werden angesichts dieser Dimension, die unbewegt zu unseren Füßen liegt.

Mondlandschaft am jenseitigen Ufer, Wanninchen

Hunderte Vögel sind auf dem See, die ihre Töne machen könnten. Der Wind könnte leise säuseln oder brüllend in die Gehörgänge donnern, denn das kann er gut an diesem See. In den Wipfeln rauschen. Doch nichts ist zu hören, keine fernen Kraniche, nicht eins der wenigen Flugzeuge, die den Korridor am Tag überqueren, auch nicht Herr und Frau Krüger aus Beesdau, die ihre nachmittägliche Ausfahrt auf dem Rad machen, wortlos, doch mit Kiesknirschen unterm Reifen. Es ist absolut still. Dicht dran an dieser Stille, wo man das eigene Blut in den Adern rauschen hört – was eigentlich nur in abgelegensten, halbmetertief verschneiten Winterwäldern geht.

In Faszination erstarrt staunen wir auf den See hinaus, suchen mit dem Fernglas die mannigfaltigen Horizonte ab, um vielleicht die Stelle zu erwischen, wo ein paar rastende Singschwäne im flachen Wasser stehen. Das erste Geräusch in der Stille sind scheinbar weit entfernte klassische Enten, die sich über einen derben Witz zerreißen. Kurz darauf irgendwo ein Kranichpaar. Dann wieder die Stille. Unvermindert eindrucksvoll. Das nächste Schnattern kommt erst nach einer Weile, auch dieses von weit her.

Beobachtungsplattform beim Natur-Erlebniszentrum

Erst nach dem zweiten Tee haken wir den Gedanken noch einmal nach und erinnern uns an eine Reportage, schon lange her, über Singschwäne. Dieses andere Schnattern, das müssen sie gewesen sein. Denn die großen Vögel singen ja nicht immerzu, wenn sie den Schnabel öffnen, sondern pflegen wohl tagsüber auch gemäßigte, normale Unterhaltung. Das Fernglas bringt schließlich die Bestätigung, hart am Rand seiner Reichweite. Sie sind es. Wir haben sie gefunden, ganz hinten in der Bucht, zwei Kilometer weg im Westen. Als greifbare Ahnung.

Man könnte hier noch ewig verharren, den Rücken angenehm gekrümmt, doch ist zum einen noch allerhand Rückweg übrig, zum anderen folgt jetzt eine schöne Passage entlang der noch nicht allzu alten Uferlinie. Genau jetzt kommt die erste Sonne des Tages heraus, verhilft dem See zu etwas Blau und schärft der Mondlandschaft gegenüber die Charakterzüge noch etwas nach. Der Blick reicht ewig weit nach Süden, und gemeinsam mit dem Dunst der Ferne erwacht nun wirklich der Eindruck einer Fjordlandschaft, wie man es schon länger vom Senftenberger See kennt. Mit jedem Rückblick von der kurvigen Straße erschaffen sich neue Gemälde der Naturromantik, gewinnt die Landschaft immer noch an Weite.

Blick über den glatten See nach Schlabendorf

Die scharfen Kontraste unterm klaren Sonnenlicht sind fast etwas irritierend nach einer grauen Woche mit irgendwie verschwommenem Wetter, stetem Griesel und Niesel und unentschlossenen Temperaturen. Es knallt regelrecht. Als wäre der Asphalt des Radweges gestern erst erstarrt, die Nadeln an den Bäumen frisch gewachsen und der gesamte See frisch überlackiert. Denn passend zur großen Stille für die Ohren fällt jetzt jene für die Augen in den Blick – diese große Wasserfläche liegt vollkommen glatt, nicht eine Kräuselung, und man hat den Eindruck, kein Vogeltier würde es wagen, im Flug etwas fallen zu lassen oder auf dem Wasser eine Spur zu provozieren.

Uferschilf am Schlabendorfer See

Es ist fast ein wenig unwirklich, so dass man sich jetzt und hier nicht über ein riesiges Seeungeheuer mit üblem Atem wundern würde, das mit einem Schlag des langen Schweifes den ganzen See zum Wogen bringt. Das könnte schon ein Größeres sein, denn der See ist im Schnitt knapp zehn Meter tief, im Maximum wohl über dreißig. Doch das Spektakel bleibt aus. Der See liegt weiterhin so glatt, dass jeder herausragende Zweig versunkener Bäume eins zu eins gespiegelt wird. Dementsprechend deutlich ist hinter einer winzigen Insel von der Größe eines Spreewaldkahns die Schlabendorfer Kirche klar erkennbar, wohlgemerkt mit Hilfe des Fernglases.

Rad- und Fußweg unweit des Ufers

Jetzt kommen die ersten Menschen ins Spiel, die hier Freizeit und Bewegung genießen, sei es mit Rollen unterm Fuß, Fifi an der Leine oder ganz einfach auf dem Rad, ganz ohne Gegenwind. Jetzt endlich kommen auch Frau und Herr Krüger, die demnach eher Schlabendorf zuzuordnen sind als Beesdau. Und nicht mal knirschen unterm Reifen, sondern lautlos über Asphalt rollen entlang einer jungen Allee. Die Ufer sind nicht mehr kahl, an vielen Stellen hat sich buschiges Schilf angesiedelt und befreit die künstliche Uferkante mehr und mehr von ihrer Sprödigkeit. Am Knick mit Blick auf Schlabendorf steht ein dreikantiger Unterstand, der vor allen Windrichtungen Schutz bieten kann. Gen See auch komfortabel mit Bank, gen Wegkurve informativ mit allerlei Tafeln. Hier treffen sich jetzt fast alle, die gerade unterwegs sind. Der See liegt stahlblau und glatt.

Skandinavische Impression im Osten

Schlabendorf am See

Ein Abstecher nach Schlabendorf ist bei ausreichend Zeit eine Option. Das Dorf, das es länger gibt als Berlin, ist im Rahmen der Wende um ein Haar der Abbaggerung entkommen. Ein hübsches Kirchlein steht dort, und seit einiger Zeit gibt es auch einen kleinen Seglerhafen.

Schutzhütte auf halbem Weg nach Schlabendorf

Wir wollen zur Dämmerstunde noch zum Kranichturm im benachbarten Freesdorf und drehen landeinwärts ab. Schon nach wenigen Minuten ist nichts mehr zu sehen vom großen See und seinen Landschaften, dafür kommt auf der schnurgeraden Straße nach Görlsdorf in einer Baumlücke das Görlsdorfer Kirchlein in Sicht. Das hätte man ihm auf die Entfernung gar nicht zugetraut. Ein tiefergelegter altrosa Golf rast in gewisser Inkonsequenz vorbei – weit schneller als notwendig, doch lange nicht schnell genug, um Interessierte zu beeindrucken. Rechts voraus vom nassen Borcheltsbusch sind jetzt schon die Kraniche zu hören, die man zu Hunderten auch am See hätte haben können, an einem anderen Tag.

Genau dort steht auch der Kranichturm, der bereits an der Landstraße ausgeschrieben war. Von hier lassen sich zur Zeit des Sonnenuntergangs ganze Scharen von Kranichen und Gänsen beschauen, die zunächst auf dem benachbarten Acker den Tag auswerten, dann aufwändig die Verteilung der Schlafplätze diskutieren und schließlich mit noch größerm Theater in die sichere Obhut des großen Moores umziehen. Der Turm bietet dafür einen komfortablen Logenplatz. Wer dazu neigt, in schönen Momenten die Zeit zu vergessen, sollte für den Weg hinab eine Taschenlampe dabei haben oder zumindest noch einen Akku-Balken übrig am drahtlosen Draht in die Welt.

Blick über die Felder nach Görlsdorf

Auf dem Rückweg nach Luckau treffen wir am Straßenrand auf eine Schafherde, ebenfalls sehr groß, doch abendlich verschwiegen. Der Schäfer macht gerade Feierabend und überlässt seine Schäfchen der Gesellschaft einer Handvoll kleiner Schwäne, die weiter hinten auf der Wiese stehen und leise schnattern, auf besondere Art. Ab heute mit Wiedererkennungswert.

 

 

 

 

 

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): am Wochenende nicht praktikabel, auch in der Woche 2-3,5 Std. (über Lübben und Luckau)

Anfahrt Pkw (von Berlin): 1,5-2 Std. (Autobahn Ausfahrt Duben)

Länge der Tour: ca. 13,5 km, Abkürzungen möglich (wahlweise kann man direkt zum Natur-Erlebniszentrum fahren, Parkplatz für Autos und Fahrräder vorhanden); bitte beachten: fast die ganze Tour verläuft auf harten Belägen, dämpfende Sohlen empfehlen sich

Download der Wegpunkte
(mit rechter Maustaste anklicken/Speichern unter …)

Links:

Luckau

Heinz Sielmann Natur-Erlebniszentrum Wanninchen

Hauptseite der Sielmann-Stiftung

Schlabendorfer See

Kranichturm am Borcheltsbusch

Einkehr:

Landgasthof Zum Auerochsen, Freesdorf
zahlreiche Gastronomie in Luckau

Teupitz: Bunte Pferdestärken, ein Waldgeist und das Städtchen am Wasser

Der September ist allumfassend angekommen, endlich, nachdem sich der Hochsommer geschlagene zwei Wochen darin ausgetobt hatte. Zu merken ist das an den Düften von reifem Obst und abgeworfenem Laub, am Rascheln rund ums Schuhwerk und nicht zuletzt am gemütlichen Licht der Sonne, die auch auf ihrem Höchststand nicht mehr allzu weit oben am Himmel steht. Etwas verwirrt von der verlängerten Sommerhitze sind verschiedene Störche, die noch mit großen Fragezeichen überm langen Schnabel in der Wiese stehen, anstatt schon über Afrika zu kreisen, und auch so manche Meise, die singt, als würde der Frühling vor dem Tore stehen. Allerhand abreisebereite Gänse scheinen das souveräner zu nehmen und sind daher gar nicht erst am Himmel auszumachen. Die Krähen hingegen lassen ihre rostigen Laute schon selbstbewusster hören.

Marktplatz in Teupitz
Marktplatz in Teupitz

Südlich von Berlin und auch von Mittenwalde liegt auf halbem Weg zum Rand des Spreewaldes die kleine Stadt Teupitz, direkt an ihrem See. Ein Städtchen, in seiner pittoresken Konzentriertheit wie geschaffen für Kinder- oder Jugendbuch-Illustrationen. Auf engstem Raum gibt es in zauberhaftem Arrangement eine winzige Stadtkulisse rund um einen Dreiecksplatz, dazu etwas abseits eine Kirche und ein Schloss sowie viel Wasser außendrum. Am kleinen Marktplatz steht das Rathaus, gegenüber reiht sich Bäcker neben Optiker, Eisdiele neben Apotheke.

Und in der Tat gibt es seit einem Jahr genau solche Illustrationen der Stadt, wetterfest und ganzjährig. Vor dem Rathaus steht eine Art Vitrine mit kunstfertig bemalten Porzellanplatten und -kacheln, die Teupitz aus den verschiedensten Blickwinkeln zeigen, auf sehr sympathische Weise.

Das erwähnte Schloss steht fast in Insellage, und einer der Kacheln zufolge stand sein ältester Vorgänger, ein schlichtes Gebilde aus Erde und Holz, bereits vor etwa 700 Jahren dort. Seitdem gewann die Anlage baulich nach und nach an Stabilität und ging unterdessen zwischen wechselnden Herrschaften hin und her. Das heutige Schloss ist in privater Hand und gibt sich distanziert bis zugeknöpft, spätestens am Tor ist Schluss für neugierige Blicke. Selbst vom Wasser her ist kaum etwas zu sehen. Entlang der eigentlichen Stadt zieht sich ein gut durchtränkter Streifen aus klammer Wiese und dunklem Bruchwald. Zum See hin kommt das Städtchen auf eine respektable Küstenlinie von knapp 5 Kilometern – wenn man den Stadtteil Kohlgarten miteinbezieht. So gesehen lässt sich eigentlich von einem Wasserstädtchen reden. Die Dächer, die oben auf der Höhe aus den Wipfeln ragen, sind Teil der großen Fachklinik, die flächenmäßig größer ist als unten die Stadt am See.

Die obere Bergstraße
Die obere Bergstraße

Teupitz

Am Marktplatz verleiten der Bäcker oder die traditionsreiche Eisdiele schon zur ersten Rast. Überall locken Möglichkeiten, das Ufer aufzusuchen und wonnig stillzusitzen, einfach nur zu gucken und die Seeluft einzusaugen. Das macht es nicht leichter, auch mal loszugehen, doch wie meistens siegt die Neugier. Gleich hinterm Marktplatz wird der Bruchgürtel durchquert, mit konzentrierter Herbstluft und etwas Kühle. Entgegen kommt uns ein Enkelchen im Bollerwagen, vorgespannt die freundliche Oma, die ihre Fuhre gelegentlich umsortiert mit solchem Nesteln, wie das nur Omas können und das niemals Widerstand erzeugt. Die gehen jetzt unter Garantie ein Eis essen.

Auf dem großen unbefestigten Parkplatz beim Gasthaus stehen gleich zwei sündhaft teure Tesla-Limousinen, quasi Höchststand der Technik bei Elektroautos, die hier so überhaupt nicht hinpassen, in dieses unschuldige Ortsbild, das so frei scheint von Technisierung und übertriebener Moderne. Andererseits passen sie ganz hervorragend, denn es ist schon den ganzen Morgen auffallend und wohltuend leise hier.

Düne beim Waldsee
Düne beim Waldsee

Ein schöner Seitenweg begleitet die idyllische Straße nach Groß Köris, die hier und da still und panoramisch das Ufer des Teupitzer Sees flankiert, durchaus eindrucksvoll. Der ist durch sieben schöne Seen an die Dahme angebunden und gestattet Leuten mit souveränen Bizepsen Ruderpartien bis nach Berlin. Dafür sind dann nochmal sechs Seen zu durchqueren und etwas auf der Spree zu gondeln.

Die abzweigende Bergstraße macht ihrem Namen mehr als Ehre. Kopfsteingepflastert führt sie hinauf, vorbei an alten Villen, die voll zu sein scheinen von kleinen Geschichten. Eine akustische Interpretation der Steigung bietet uns ein Mann mit halber Glatze und ganzer Latzhose, der einen grobstollig bereiften Mofa-Anhänger den Berg hinaufzieht. Um zu sehen, warum er so sehr schnauft, ändert er schließlich die Taktik und schiebt alsbald den Hänger vor sich her. Schnauft noch mehr, und prustet, frei von scharfen Lauten. Ein weiter Bogen führt vorbei an schönen Häusern und kleineren Villen, die letzten sicherlich mit Ausblick übern See. Gemeinsam mit dem Schiebenden erreichen wir die Höhe und nicken uns zuletzt respektvoll zu, bevor wir dann getrennte Wege gehen.

Allee von Tornow Nord nach Tornow
Allee von Tornow Nord nach Tornow

Die Waldstraße durchzieht eine Siedlung, die reizvoll ist und aussieht, als hätte sie den Denkmalschutz verdient. Viele Häuser gleicher Bauart, der Sache nach 30er-Jahre-Doppelhaushälften und in Symmetrie, stehen benachbart und auch gegenüber, mit kleinen Vorgärten und Windfängen sowie Fluren, die auffordernd direkt nach hinten in den Garten führen. Dazwischen jeweils etwas freier Platz und hübsche Schuppen, ebenfalls halbiert und fachgerecht gedeckt mit Ziegeln. Gleich nach dem letzten dieser Häuser geht es in den Wald hinein.

Hier ist es noch stiller als bisher, und so zucken wir kurz zusammen, als aus dem Nichts ein Waldschrat auf den Weg tritt mit zwei Hunden, alle wortlos, er dazu bärtig und mit Hut. Wider Erwarten bedeutet er uns nichts von drei Wünschen, die wir frei hätten, also nicken wir kurz einen Gruß und ziehen weiter. Eine kleine Düne und zwei Kurven später liegt rechts ein kleiner See mit Badestelle. Am Ufer raschelt es gleich nebenan im Unterholz, zu langsam für Maus oder Eidechse und zu schnell für eine Schnecke. Überhaupt huscht den ganzen Tag immer etwas am Wegesrand. Vielleicht der Waldschrat als guter Geist in wechselnder Gestalt?

Bei der Heulese, Tornow
Bei der Heulese, Tornow

Kurz darauf brummt es tief und einschüchternd am Ohr und um den Kopf herum, dann von zwei Seiten und von oben – im Birkenstamm wohnt ein Hornissennest und wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Hinter der Landstraße beginnt dann ein halb leeres Gewerbegebiet, dessen großzügige Straßen auf die Ansiedlung von Gewerbe warten. Perfekte Straßen für Anfänger unter den Inline-Skatern oder für heimliche Fahrschüler – breit, von Wiesen umgeben und frei von Verkehr.

Nach etwas Wald geht die Landschaft in einen entlegenen Talgrund über, dessen träges Rinnsal für einen breiten Streifen saftigen Grüns sorgt. Ausgeprägte Bodendellen im Weg wurden mit gesenstem Wiesenschnitt verfüllt, so dass das Geherlebnis ein sehr weiches ist und überraschendes Einsinken die Augenbrauen nicht nur einmal hochschnellen lässt. Die tiefstehende Sonne sorgt für warmes Licht über all dem. Hinter einem Birkenwäldchen und einigen unterbeschäftigten Kuhfamilien beginnt die nördliche Außenstelle des Dorfes Tornow, rund um den Friedhof.

Badestelle am Tornower See
Badestelle am Tornower See

Tornow

Eine hochgewachsene Allee schafft die schattige Verbindung zum Dorf. Etwas tiefer liegt eine frisch gemähte Wiese, im Hintergrund so ein aufgebockter Heuschober, wie er im gar nicht allzu fernen Spreewald prägend ist fürs Landschaftsbild. Gut zu dieser archaisch wirkenden Szenerie passt ein älterer Mann mit einem hölzernen Rechen, einem breiten, der für Schobernachschub sorgt, indem er das gesenste Gras zusammenrecht. Wie es aussieht, kann er gleichermaßen gut mit Sense und breitem Rechen umgehen. Das erfordert Kraft und Technik. Und scheint fit zu halten, denn er wirkt nicht angestrengt.

Kleine Mühle am winzigen Klingebach
Kleine Mühle am winzigen Klingebach

Der Dorfplatz ist schön und leider ohne Bänke, doch eine Pause wäre gut. Am Ufer des Tornower Sees stehen dann zwei Bänke, unter einer Hängeweide, dazu gibt es noch frischen Wind vom Wasser. Hier beginnt ein wirklich schöner Uferweg unterhalb des Hanges, der neben einigen Badestellen auch den schwarzsumpfigen Quelltopf des winzigen und gerade mal 40 Meter langen Klingebachs bietet. Immerhin ist der glasklare und zeigefingertiefe Bach lang genug, um seine Wasser im dramatischen Bogen vorbei an einer Mühle en miniature zu schicken.

Pfad um den Briesensee
Naturnaher Pfad um den Briesensee

Einer von zwei Wegen entfernt sich vom Seeufer und begleitet kurvig einen in den Waldboden eingesunkenen Bach, der es an Schönheit und Ursprünglichkeit mit dem teils steilbewandeten jungen Rhin bei Rheinsberg oder dem zauberhaften Binenbach in der Ruppiner Schweiz aufnehmen kann. Nicht so spektakulär, doch als Bach ebenso schön. Ein mittelgroßer Frosch so braun wie Laub macht einen Satz in Richtung Ufer und ist dort kaum auffindbar, so gut ist er getarnt. Vielleicht will er stromaufwärts bis zum Briesensee, da ist eine gute Gegend für Frösche, wie wir gleich sehen dürfen. Beim ersten Sichtkontakt zum Ufer beginnt ein wirklich schmaler Pfad, nicht mehr als schulterbreit, der schulterhoch umwachsen ist von Schilf und jungen Bäumen, später auch von anderem Kraut und Farnen. Sich langsam höherwindet, bis sich der Blick aufs buchtenreiche Wasser öffnet. Aus naher Ferne tönt Musik von einem Fest und auch Geknatter von Motoren.

Briesensee
Briesensee mit Badestelle gegenüber

Oberhalb des Sees ist alles lichter Kiefernwald. Trotz lose gestreuter Bäume heißt es hier auf Spinnennetze aufzupassen, am besten einen Stock zu suchen und vor sich her zu wünscheln. Denn der Altweibersommer ist auf seiner fusseligen Höhe, während die letzten Heidekrautblüten ihre Farbe verlieren. Die haben es ja eigentlich am liebsten trocken, doch stehen auch im flachen Grund des Mühlenfließes, ganz nah am schilfigen Quellteich. Von hier reichen die Wiesen breit und wasserdurchzogen bis nach Neuendorf, woher auch die Musik und das Knattern kommen, jetzt wieder lauter.

Neuendorf

Am Ortsrand ist noch nichts zu ahnen, doch bald schon stehen erste Trekker bunt am Straßenrand. Rund um das Haus der Feuerwehr läuft hier ein wunderschönes Fest, wo alles sich um die Traktoren dreht und das, was sie so können. Hinter dem Gebäude stehen in einer sagenhaften Farbenpracht die Kandidaten aufgereiht. Die Atmosphäre ist grundfriedlich, niemand in den Schlangen für Gegrilltes, Getränke oder Kuchen ist genervt. Alle scheinen aus der näheren Gegend zu kommen und kennen irgendwen, den sie hier treffen. Von einer kleinen Bühne spricht eine Mikrofonstimme und kündigt Vorführungen an von teils jahrhundertalter Technik, die bis heute problemlos läuft. Darunter ein leise säuselnder Elektromotor, Dampfmaschinen, deren Zündungen man ohne Atemnot zählen kann oder eine von diesen schönen Dreschmaschinen, diesen großen Holzkästen auf Rädern, die bis in die letzten 60er Jahre noch genutzt wurden und an Schweizer Taschenmesser denken lassen.

Trekker von vorn, Neuendorf
Trekker von vorn, Neuendorf

Während wir unseren Hunger stillen, bieten sich bezaubernde Szenen von Kinderträumen. Hinten gibt es einen kleinen Bagger, wo jeder mal ein Loch ausheben kann und wieder zuschütten, der sich das zutraut, ganz egal wie jung. Den Blick drauf hat ein Junge im besten Teeni-Alter, der zugleich Respektsperson sein sowie zentimeternah Glückseligkeit erleben kann. Somit haben alle was davon. Vorn auf der Straße dann ein Sohn von einem Traktor-Eigner, vielleicht acht Jahre alt, der Papas hochbeinigen Traktor hin- und herrangiert und rückwärts dann nach hinten fährt, alles zwei Meter über dem Geschehen. Mit allem Drum und Dran und auch den kurzen Sätzen, die die grobe Kupplung einfordert, all das im dichten Publikumsgedränge. Sicherlich macht er das nicht zum ersten Mal, dennoch ist das schon ein starkes Zeugnis von Vertrauen zwischen ihm und seinem Alten.

Trekker von hinten, Neuendorf
Trekker von hinten, Neuendorf

Neben der Grundversorgung, die auf solchen Festen das Wesentliche ist, gibt es noch einen Stand für Schmalzstullen und Kornschlückchen, einen mit Honigsortiment sowie frisch geräucherte Forellen aus den Bächen um die Ecke. Und schließlich noch einen schönen Trödelstand mit Büchern, Kram und Spielen, zum Wohl der Jugendfeuerwehr. Eine Mutter kommt, vor sich ihren Jungen im Rollstuhl, auch so um die sieben Jahre alt. Der dreht zwar nicht selbst die Räder, strebt jedoch durch Oberkörperschaukeln zielstrebig auf ein Puzzle zu, ein buntes mit Figuren drauf. Als würde er höchstselbst beschleunigen. Er greift die große Schachtel, sofort als sie in Reichweite ist, drückt sie an sich und küsst sie innig. Seine Mutter erklärt noch voll Geduld, dass es ein Puzzle ist, keine Figuren, doch da ist die Liebe jetzt schon hingefallen. Keine Chance. Das Ding geht mit. Muttern schwatzt dann noch mit einer Freundin, deren Junge sich derweil auf Rollstuhlhöhe das Puzzle zeigen lässt. Irgendwer rempelt oder stupst und der Freundin schwappt etwas Kaffee auf die Bluse. Sie fragt schlagfertig, ob eena ma ne Brosche hat. Hat aaba keena, also bleibt der Kaffeefleck im Lichte.

Trekker von der Seite mit Schmalzstullenstand, Neuendorf
Trekker von der Seite mit Schmalzstullenstand, Neuendorf

Als das Gespann den Stand verlässt, fällt sein Blick nach rechts und seine volle Aufmerksamkeit auf mich. Also mich im Dresscode von Wald und Acker und Spinnennetzen. Er knickt den Kopf hoch Richtung Mutter und fragt „Manndaautrekka?“, sie darauf „Na dann musst Du ihn mal fragen!“. Blitzschnell dreht er den Kopf zu mir herum und fragt nochmals „Duauntrekka?“. Ich verneine, sinke trotzdem nicht in seiner Achtung, denn er besteht darauf, mir jetzt die Hand zu geben. Tauschen wir also einen deftigen Handschlag unter Nichttraktoristen und gemeinsame Anerkennung für den Neuerwerb, wobei ich staune, wie kräftig doch seine kleine weiche Fünftelhand in meine greift. Dann ist alles gut, alles erledigt, was noch anlag. Er schaut geradeaus und gibt Muttern Bereitschaft, den Umkreis des Standes nun bitte zu verlassen.

Die wunderschöne Mittelmühle bei Neuendorf
Die wunderschöne Mittelmühle bei Neuendorf

Gegenüber ist gerade die Vorführung des automatisierten Dreschens vergangener Jahrzehnte zu Ende gegangen, der endlose Riemen zwischen Dreschmaschine und Antriebsaggregat abgenommen und die Zuschauer am Zerstreuen. Wir reißen uns los, glücklich, denn auf solche Feste stößt man wirklich nur durch Zufall. Davon weiß nicht einmal das Internet, was irgendwie beruhigend klingt. Der letzte Traktor, den wir sehen, ist strahlend blau lackiert. Auf seinem Schutzblech sitzt ein Teddy von idealer Teddygröße, geflochten aus Stroh und rundum gelungen. Mit blaukarierter Schleife und ausdrucksvollen Bernsteinaugen. Am Dorfende bilden zwei Jungs von der Jugendfeuerwehr die Torwächter des Festes zur Welt der größeren Ortschaften hin.

Mittelmühle

Ein romantischer Weg führt entlang tiefschwarzen Sumpfwaldes zur Mittelmühle, einem der am schönsten gelegenen Gasthäuser in ganz Brandenburg. Das war eigentlich unser Ziel, doch waren andere schneller und feiern hier drei Tage und auch Nächte Hochzeit mit allem Drum und Dran, was ein großer Scherbenhaufen bezeugt. Das nenne ich Glück gehabt und gut entschieden.

Weg von Mühle zu Mühle
Weg von Mühle zu Mühle

Hier an der Mühle fällt das Wasser tief hinab vom Mühlteich, dennoch wird das Sägewerk mittlerweile mit anderer Kraft als der des Wassers betrieben. Direkt dahinter steigt ein wohliger Weg hinauf in den Wald und führt halboffen quasi als Intermühlenweg zur Hohen Mühle am Tornower See. Dort beschreibt ein wunderschönes und weitläufiges Anwesen, das zunächst nach einem forstbotanischen Garten aussieht, mannigfaltig den Begriff Dekadenz, gekrönt vom privaten Sandstrand hin zum Tornowsee.

Durch die Wiesen nach Teupitz
Durch die Wiesen nach Teupitz

Hinter der Straße setzen sich die schönen Wege fort, vom warmen Abendlicht beschienen, und fordern mit Nachdruck zum Genießen auf. Also verlangsamen wir den Schritt. Die Wiesen atmen schon kühl aus, die Vögel sitzen lautlos in den Büschen und die bereits Falten schlagenden Hagebutten an den Rosenbüschen leuchten fast schon goldrot, wenn es das geben sollte. Ein laternenbestandener Spazierweg führt ein zweites Mal durchs Stadtbruch, vor zur Bushaltestelle.

Seebrücke in Teupitz
Seebrücke in Teupitz

Am Markt holen wir noch ein Eis und schlendern vor zur gerade mal fünf Jahre alten Seebrücke, deren metallisches Ende ein Segelboot zitiert. Der See liegt glatt, ein geduldiger Angler frohlockt, dass die Tagesgäste weg sind, und wir beenden diesen Tag in der duftenden Stille und zwischen den ruhigen Farbspielen der offenen Teupitzer Kirche.

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): 1,5 – 2 Std. (S-Bahn/Regionalbahn und Bus)

Anfahrt Pkw (von Berlin): 0,75-1 Std. (Autobahn)

Länge der Tour: 16,5 km (Abkürzungen an vielen Stellen möglich)

Download der Wegpunkte

Links:

Seite der Stadt Teupitz

Teupitzer Bilderbuch auf dem Marktplatz (bemalte Keramik)

Einkehr:

Mittelmühle bei Neuendorf (drinnen wie draußen am Mühlteich gemütlich, gute Küche)
Am Tuptzer Hafen, Zugang vom Teupitzer Marktplatz (mit Blick auf den See)

Restaurant Schenk von Landsberg (am großen Parkplatz, keine eigene Erfahrung)

Grobskizziert – Gräbendorf: Die Dubrow, der Pätzer Strand und das Leben als Riesenkäfer

Die erste Schwalbe dieses Jahres saust schwalbenstill und pfeilschnell über den butterblumengelben Wiesen lang – jetzt muss es doch bald vorbei sein mit dieser zähen Kälte! An der Oder rutschen die Nachttemperaturen noch immer weit unter Null und fordern Härte ab von liebenswerten Schlüsselblumen und Adonisröschen, und tagsüber ist es selbst im überheizten Berlin noch äußerst frisch und eine Mütze in der Tasche ratsam nach wie vor. Doch all die Bäume, die schon dicht von Blüten überplüscht sind, lassen sich davon gar nicht beeindrucken, ob auf dem Lande oder in der Stadt, und sorgen sogar tief im lichten Kiefernwald für duftende Überraschungen.

Forsthaus Frauensee bei Gräbendorf
Forsthaus Frauensee bei Gräbendorf

Schon kurz hinter Königs Wusterhausen, dem letzten S-Bahn-Außenposten Richtung Südosten, beginnt bis fast zum Spreewald eine Landschaft mit viel Wald und vielen Seen, darunter einigen großen. Dank der kleinen Dahme haben Sie alle Anschluss an das Wassernetz, das bis nach Berlin reicht und damit über die Spree auch zu Havel und Elbe führt, respektive zum Pazifik und den Osterinseln.

Der Türsteher mit der lockenden Kurbel, Haus des Waldes
Der Türsteher mit der lockenden Kurbel, Haus des Waldes

Mittendrin liegt die Dubrow. Dubrow ist der slawische Begriff für Eiche, und so wie dieser Name slawisch klingt, so weisen auch die Art der Landschaft und die Richtung darauf hin, dass der die nördlichen Ausläufer des Spreewaldes und das Einzugsgebiet der sorbischen Kultur nicht mehr allzu weit entfernt sind. Das ist übrigens auch daran zu merken, dass beim hervorragenden Bäcker und Konditor im Ort die Chancen auf ein Glas Buchweizenhonig ganz gut stehen. Der hat einen bedrohlich starken Charakter (der Honig, nicht der Bäcker), ganz gleich, ob er fast weiß ist wie Raps- oder Akazienhonig oder tiefdunkel wie solcher aus dem Walde, und mit Sicherheit trifft er nicht jedermanns Geschmack. Für andere ist er die Krönung eines ausgedehnten Sonntagsfrühstücks. Davon abgesehen ist er hierzulande schwer zu kriegen, in nahen Polen stehen die Chancen da schon besser.

Feuer- und Rastplatz, Haus des Waldes
Feuer- und Rastplatz, Haus des Waldes

Das Naturschutzgebiet Dubrow ist leicht hügelig, komplett bewaldet und erstreckt sich zwischen den Ufern von Schmölde- und Hölzernem See und dem Gipfel von Richters Berg. Obwohl das Areal recht klein ist, hat der Wald hier erstaunlich viele Gesichter und damit zumeist belaubte Kontraste zum guten alten Kiefernwald. In Ufernähe führt eine schöner Pfad hindurch, doch das ist Stoff für einen anderen Tag.

Einstieg in die Unterwelt, Haus des Waldes
Einstieg in die Unterwelt und ins Käferdasein, Haus des Waldes

Rund um die Dubrow liegen tief im verschwiegenen Wald ein Zeltplatz sowie mehrere gut ausgestattete Ferienlager, jeweils direkt am See und gleichermaßen einladend für Klassenfahrten oder Familienurlaub. Die sind jeweils so großzügig angelegt, dass es nicht unangenehm auffällt, wenn gleichzeitig alle Betten belegt sind. Jeweils gut zu Fuß zu erreichen ist das Haus des Waldes. Es liegt beim Forsthaus Frauensee am Rand von Gräbendorf und ist ein ganz herrlicher Ort. Familien mit Kindern können hier einen richtig schönen Tag verbringen, und auch wer ohne Kinder unterwegs ist, wird seine Pause deutlich ausdehnen und sich mancher Neugier hingeben.

Stammplatz, Haus des Waldes
Stammplatz, Haus des Waldes

Frei von wissensvermittlerischer Trockenheit und pädagogischen Fingern, die gen Himmel weisen, kann man hier die verschiedensten Fragen und Gedanken zum Wald am eigenen Leib erfahren, ggf. erst finden und sich dann selbst beantworten. Sich rundum wohlfühlen und dabei entdecken und staunen, und das über Stunden. Wer als Kind einmal hier gewesen ist und eigentlich nichts mit Wald am Hut hatte, wird das danach anders sehen, zumindest ein bisschen. Und auch ein paar Muskeln spüren, von denen er vorher gar nichts geahnt hatte. Den Duft des Waldes kennen, in vielen seiner Ausprägungen.

Option auf ein Lied, Haus des Waldes
Option auf ein Lied, Haus des Waldes

Es kann auch ganz einfach gespielt werden, denn überall lockt es zum Klettern und Kriechen, zum Balancieren und Hangeln. Auch zum Lachen, zum Springen und zum Musizieren. Ein ganz besonderes Angebot und sicherlich ein anhänglicher Höhepunkt in den Erinnerungen am Abend, wenn vor der Schlafenszeit die Erlebnisse des Tages als Dauerschleife durch den Kopf laufen, ist die Hirschkäferwelt. Da der Hirschkäfer zu den größten Käfern Europas zählt, ist es vielleicht leichter, in seine Haut bzw. seinen Panzer zu schlüpfen als in den eines winzigen Krabbelkäferchens.

Wissen von Generationen
Wissen von Generationen

Wer bereit ist, seinen Blickwinkel eine Zeitlang gegen den eines Hirschkäfers zu tauschen, traut sich hinein in den dunklen Panzer des Käferweibchens, wird erst zum Ei und dann zur Larve. Ehe aus der Larve die Puppe geworden ist, dauert es richtig, richtig lange. So lange, dass es niemand vergessen wird, der es erlebt hat. Aus der Puppe schlüpft vergleichsweise schnell der Käfer, der sich sofort ohne fremde Hilfe im Wald mit all seinen Hindernissen zurechtfinden muss. Die Flugfunktion gibt es erst später, die will zunächst zu Fuß verdient sein. Auch die ersten Flugversuche haben ihren Preis, und wenn das endlich klappt, kommt schon bald die Konkurrenz aus den eigenen Reihen ins Spiel. Wenn sich schließlich alle gefunden haben, gibt es zum Abschluss ein kleines, harmloses und köstliches Saufgelage.

Vom Wald der Dubrow Richtung Pätz
Vom Wald der Dubrow Richtung Pätz

Wer sich nicht für derlei Käfereien angemeldet hat, kann die Kinder einfach ausschwärmen lassen in das sympathische Gelände und mit aufgesperrten Elternohren das erste „Kommstemaher!“ oder „Guck mal hier!“ erwarten. Oder mit ihnen gemeinsam losziehen, sauber strukturiert oder herrlich planlos. Mitmachen oder anfeuern, loslassen oder an die Hand nehmen beim Erkunden. Wo man auch hinschaut, ist Holz, und egal in welche Richtung der Blick gewendet wird, bleibt er hängen und ändert die Bewegungsrichtung, um rasch nachwachsende Neugieren zu stillen.

Es lässt sich also ein schöner Tag verbringen, wenn man vom märkischen Angerdorf Gräbendorf zum Forsthaus spaziert, einiges später von dort den Pfad durch den Wald mit seinen Portalen nimmt und dann die stille Straße zurück ins Dorf.

Badeufer in Pätz
Badeufer in Pätz

Für mehr Spazierlust, vielleicht nach Pätz mit seinem schönen Badplatz, lässt sich die Landschaft des Waldes gegen die freie Sicht der Weiden und Wiesen eintauschen. Die sind von Gräben durchzogen, die sich gerade so noch überspringen ließen. Das ist nicht nötig, denn es gibt Übergänge jeweils dort, wo sie gebraucht werden.

Wer in Pätz nicht die lange Straße bis zum Dorfplatz gehen möchte, kann auch direkt zum Wiesenstrand abbiegen. Direkt hier beginnt eine kleine Seepromenade, auf der man rund um den Pätzer Vordersee zum Bahnhof von Bestensee käme.

Von Pätz Richtung Tonstichsee
Von Pätz Richtung Tonstichsee

In Pätz wurden einst Ziegel gebrannt, und die wenigen Spuren, die es davon noch gibt, führen zu einem anderen See. Der gern zur Erfrischung genutzte Tonsee ist über einen winzigen Pfad zu erreichen, dessen Einschlupf leicht zu übersehen ist. Wer die eigenartig-faszinierende Gestalt von Tonstich-Landschaften kennt, vielleicht schon bei Klausdorf am Mellensee unterwegs war oder in den Glindower Alpen und den Zauber solcher kleinräumigen Reliefdramatik erlebt hat, wird am östlichen Ausgang von Pätz schon die Nachtigall trapsen hören, wenn er versucht, die wildwüchsige Botanik mit seinem Blick zu durchdringen. Apropos – während in Berlin schon seit zwei Wochen die Nachtigallen an den lautesten Stellen ihrer Wahl dem Stadtlärm die zarte Stirn bieten, war hier im Ländchen erst in diesen Tagen die erste dieser virtuosen Kehlen zu vernehmen.

Butterblumiger Schwalbenflugplatz
Butterblumiger Schwalbenflugplatz kurz vor Gräbendorf

Vom Tonsee führt entlang eines Wassergrabens ein direkter Weg mit freiem Blick über die Wiesen zurück nach Gräbendorf. Wer noch immer nicht genug hat und dazu etwas Waldlust übrig, kann alternativ der Waldsiedlung Uhlenhorst und dem Weinberg einen flüchtigen Besuch abstatten. Auch hier gibt es den freien Blick auf dem letzten Kilometer, und wer Glück hat, wird am Ortsrand von Schafen erwartet, die nach kurzer Prüf- und Fremdelphase ihre Lämmchen vorzeigen, aus sicherer Entfernung. Und einem hinterherschauen dann, fürsorglich. Bis der Sichtkontakt abbricht.

Spaziergänger in der jüngsten Saat
Spaziergänger in der jüngsten Saat

Zurück in Gräbendorf bleibt nach diesem Tag das Gefühl, vier verschiedene Landschaften gesehen zu haben, und das an mindestens zwei Tagen. Im Ohr klingt noch manch Schnabel nach, die Lungen sind gefüllt mit Wald und Frühling und später dann, im Traum, wird sicherlich ein Käferchen durch die Kulissen latschen.

Anfahrt ÖPNV (von Berlin): von Berlin-Alexanderplatz über Königs Wusterhausen, dann mit dem Bus; von Berlin-Ostkreuz über Zeesen, dann mit dem Bus (ca. 1-1,25 Std.)

Anfahrt Pkw (von Berlin): über die Autobahn, dann Abfahrt Bestensee; reizvoller: über die Berliner Vororte (Königs Wusterhausen, Wildau, Zeuthen, Eichwalde, Schmöckwitz)(ca. 1-1,25 Std.)

Länge der Tour: ca. 14,5 km, Abkürzungen sehr gut möglich (mit Kindern kleine Rundtour von Gräbendorf zum Haus des Waldes, ca. 5 km; bis Wegpunkt 8, dann direkt zurück zu Wegpunkt 1)
(Abkürzung vom Abzweig Tonsee bei Pätz direkt nach Gräbendorf Wegpunkte A-E)

Download der Wegpunkte

Links:

Gräbendorf/Dubrow

Märkisches Haus des Waldes (am Forsthaus Frauensee)

KiEZ Ferienlager Frauensee

KiEZ Ferienlager Hölzerner See

Informationen zu Pätz

Einkehr: in Pätz Imbissangebote (Lindenhof, Café am Pätzer See) zwischen Dorfplatz und Badestelle, sonst erst wieder in Bestensee

Monis Imbiss (nahe Bhf. Zeesen)(große Auswahl vollwertiger Gerichte); direkt am Bhf. Zeesen Restaurant Zum Schwiizer